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Unsichtbare Blicke

Unsichtbare Blicke

Titel: Unsichtbare Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Maria Reifenberg
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wuchs. «… nein, haben sich hier irgendeinen Virus gefangen, es funktioniert nichts mehr, ja,
sofort …
» Saito legte auf. «Und?», fragte er zu Stella gewandt.
    Sie zog die Mundwinkel nach unten und schüttelte den Kopf.
    Die Sonnleitners pflegten offensichtlich nicht gerade einen sehr offenen Stil, aber das unterschied sie nicht von vielen anderen Familien. Josie wusste nicht, dass es sich bei Horst und Elke um ihre Adoptiveltern handelte. Noch viel weniger wusste sie allerdings von der Vergangenheit Horst Sonnleitners als Mitarbeiter der Staatssicherheit. Klaus Dieter Welz, wie er eigentlich hieß, hatte nach der Wende seine Kontakte zu nutzen gewusst und sich eine neue Identität verschafft. In Potsdam und besonders in Babelsberg gab es einige, die noch Rechnungen mit ihm offen hatten. Der Name Geronimo hatte ihnen nichts gesagt, als Stella sie danach gefragt hatte.
    «Familiengeheimnisse», seufzte sie.
    «Etwas Konkretes, wo wir ansetzen können?», fragte Saito.
    «Keine Verbindung zu den anderen Fällen, aber wer weiß, was kommt, wenn wir jetzt auch noch diesen Stasi-Kram am Hals haben.» Sie hatte umgehend jemand beim BKA darauf angesetzt. «Ich hoffe, die KTU findet etwas im Haus. Es hat ganz klar einen Kampf oder etwas Ähnliches gegeben, es fehlen eine Menge Sachen von Josie, Klamotten, der Wecker, alles Mögliche. Es ist klar, dass sie nicht abgehauen ist und das Zeug selbst mitgenommen hat. – Hast du mit ihm schon gesprochen?», fragte Stella mit Blick auf Felix Diuso.
    Er wartete auf einer Bank im durch eine Glaswand abgetrennten Vorraum. Der Rucksack stand neben ihm. Über seinem Kopf warnte ein Plakat vor der erhöhten Einbruchsgefahr in der Ferienzeit und warb für Sicherungsmaßnahmen.
    «Hab gedacht, ich warte auf dich. Ich muss jetzt aber irgendwo ein offenes WLAN -Netz finden. Die Rotterdamer haben die Unterlagen geschickt.» Er verschwand mit seinem Laptop aus der Wache.
    «Gut. – Gibt es einen Raum, den wir nutzen können?», fragte Stella Ludger Wölke.
    Der schüttelte den Kopf.
    «Dann schicken Sie mir den jungen Mann rein und lassen Sie uns doch kurz allein, geht das?»
    «Fühlen Sie sich wie zu Hause.» In Wölkes Augen stand geschrieben, wie beschissen er es fand, aus seiner eigenen Wache geworfen zu werden. «Der Kaffee ist da drüben, und falls Sie Gästekekse wünschen …» Er zeigte auf die Packung Schokowäffelchen. Sie lag aufgerissen zwischen zwei Protokollen irgendwelcher Verkehrsdelikte.
    Stella lächelte nur, und Wölke räumte das Feld.
    «Kaffee?», fragte sie Felix Diuso, als er sich gesetzt hatte.
    «Kaffee wäre gut.»
    Sie gab ihm eine Tasse, suchte zwischen Büroklammern und Heftordnern nach Zucker, fand immerhin ein Glas Trockenmilch und stellte den Becher Felix hin. Die Karikatur einer Bulldogge in Polizeiuniform grinste ihn nun an.
    «Vorsicht, der Henkel ist abgebrochen», sagte Stella und forderte Felix auf, ihr zu erzählen, wie er Josie kennengelernt hatte.
    Seine Miene entspannte sich ein wenig, und er berichtete ihr davon, wie er Josie an einem Abend an einer Bushaltestelle abgepasst und wie ein Busfahrer namens Bugsie sie quasi miteinander verkuppelt hatte. Stella unterbrach ihn nicht und fragte zum Schluss ohne Umschweife: «Kennen Sie jemand namens Geronimo?»
    Felix Diuso sprang auf. «Hat der etwas mit Josies Verschwinden zu tun?»
    «Der Name sagt Ihnen also etwas?»
    «Josie hat mit ihm im Internet rumgemacht.» Er setzte sich wieder.
    «Rumgemacht?»
    «Nicht so rumgemacht, verdammt.» Felix Diuso stand erneut auf den Beinen, sank jedoch wieder hinunter und in sich zusammen. «Er war eine Chat-Bekanntschaft, mehr nicht. Sie hat damit aufgehört, als ich …»
    «Als Sie was?»
    «Sie darum gebeten habe.»
    «Hatten Sie Streit deswegen?»
    «Quatsch, keinen Streit. Aber das ist doch auch egal!»
    Er hatte recht. Stella wurde bewusst, dass sie kein Konzept für dieses Gespräch hatte. Ihr Gehirn spulte eine Befragungsroutine ab, und entsprechend waren ihre Fragen; es rutschte in die Aufklärung einer Beziehungstat, das nämlich waren die allermeisten Morde; und darin waren wiederum die meisten Täter im direkten sozialen Umfeld zu finden.
    «Hat Josie Ihnen von Geronimo erzählt?»
    Hatte sie nicht, jedenfalls nicht viel, wie Felix Diuso betonte.
    «Wie hat Sarah Trautmann diese Chat-Bekanntschaft …», setzte Stella wieder an, aber Felix erhob die Stimme und unterbrach sie.
    «Sie müssen das nicht mit so einem Tonfall sagen. Josie war

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