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Unsichtbare Blicke

Unsichtbare Blicke

Titel: Unsichtbare Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Maria Reifenberg
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nicht so ein Typ Mädchen wie Sarah.»
    Stella zögerte. War. Er sprach in der Vergangenheit von ihr. Stella verwarf die naheliegende Frage danach und sagte: «Was für ein Typ denn?»
    «Anders. Keine, die im Internet mit Typen … sowieso keine, die …»
    Er geriet ins Stottern, die Stimme versagte ihm, und plötzlich kullerten dicke stille Tränen über seine Wangen. Das Papiertaschentuch, das Stella ihm reichte, nahm er, wischte sich dann aber mit dem Ärmel des Hemdes durchs Gesicht.
    «Sonnleitners sind sehr streng mit Josie?»
    Felix nickte.
    «Und Sie? Sind sie auch streng?»
    «Was soll das heißen?»
    «Eifersüchtig.»
    «Klar, das ist doch jeder.»
    «Wann hatten Sie zuletzt Kontakt zu Josie?», wechselte Stella das Thema.
    «Am letzten Schultag, kurz bevor ich nach Kroatien bin.»
    «Danach nicht mehr?»
    «Wir haben noch ein paarmal gemailt.»
    «Nicht telefoniert?»
    «Ich habe versucht, sie zu Hause anzurufen, aber da war ihr Vater dran, und ich habe aufgelegt.»
    «Wissen Josies Eltern nichts von Ihrer Beziehung zu Josie?»
    «Nein, der Alte hätte sie umgebracht …» Felix schwieg. In seinem Gesicht zeichnete sich ab, dass ihm klarwurde, was er gerade sagte. «Also, nicht so, nicht wirklich, der Vater ist einfach streng, wegen seinem Glauben und so.»
    «Hat Josie kein Handy?»
    «Nein, also doch, aber so einen alten Knochen, der hinüber ist. Nach den Sommerferien will sie sich ein neues kaufen, von dem Geld, das sie bei den Nonnen verdient.»
    «Ihre Nachbarin hat gesagt, Sie und Ihr Vater verbrächten den gesamten Sommer bei Verwandten in Italien.»
    «Unsere Nachbarin steckt ihre Nase in alles. Mein Vater ist in Italien, er will vielleicht für immer zu meinen Großeltern. Ich war mit zwei Freunden im Osten auf Tour, also, eher Südosten. Das war schon lange geplant. Zum Schluss wollte ich dann nach Italien, zwei Wochen oder so.»
    «Warum sind Sie jetzt schon zurückgekommen?»
    «Ich hatte Sehnsucht nach Josie.»
    Stella zog den braunen Umschlag aus ihrer Tasche; es waren Kopien der Fotos darin, die sich in Josies Spind im Altenheim befunden hatten.
    Saito kam mit dem Laptop und einem Strauß bunter Blumen zurück. «Im Blumenladen ging es, Internetnutzung kostenlos, Blumen neunachtzig.»
    Er kam gerade zur falschen Zeit. Stella warf ihm einen Blick zu, und Saito hielt sich im Hintergrund. Sie legte Felix die Bilder vor.
    «Was ist das?», flüsterte er nur.
    «Hat Josie Ihnen diese Fotos nicht gezeigt?»
    «Nein.»
    «Auch nicht davon erzählt?»
    «Nein.»
    «Es scheint, als sei sie damit erpresst worden.»
    «Von wem?»
    Er nahm die Kopien aus Stellas Hand. Seine Hände zitterten. Rote Flecken verfärbten seine leicht gebräunte Haut vom Hals hinauf bis zu seinen Wangen.
    Die Fotos waren alle auf das Format einer DIN -A 4 -Seite vergrößert worden. Jedes Detail der Zusammenkunft mit Josie sprang ins Auge. Zuerst die Kaffeetafel bei seiner Tante, die Kanufahrt, die Landzunge, Josie, die nackt dalag, als er mit seiner Zunge über ihre weiße glatte Brust leckte, Felix selbst, als er das Kondom über seinen steifen Penis rollte.
    Stella beunruhigte die plötzliche Stille des jungen Mannes. Er nestelte an seinem Kragen herum. Obwohl er nur ein schon etwas fadenscheiniges Hemd mit kurzen Ärmeln trug, zerrte er so daran, das ein Knopf absprang.
    «Mir ist so heiß», murmelte er, stand auf und bewegte sich auf das Handwaschbecken in der Ecke zu. Er hatte es fast erreicht, als er zwei Schritte davor in die Knie ging. Saito stürzte zu ihm, aber er konnte ihn nicht halten. Felix sackte in sich zusammen.
    Saito zog ein paar Papierhandtücher aus dem Spender neben dem Waschbecken, drehte den Kaltwasserhahn auf; er tränkte das graue Papier und drückte es in Felix’ Nacken.
    «Nimm seine Beine», wies er Stella an. Sie war nicht gerade die geborene Krankenschwester, erinnerte sich aber, dass diese Maßnahme bei Ohnmachten half. Felix hatte allerdings die Augen schon wieder aufgeschlagen.
    «Sorry, du hättest den Kaffee meiner Kollegin nicht trinken sollen», scherzte Saito.
    «Müssen wir einen Arzt holen?», fragte Stella.
    «Ich bin seit vorgestern auf den Beinen … zu wenig gegessen …», stammelte er. «Wer hat die Fotos gemacht? Dieses Schwein, dieser Geronimo?»
    «Vielleicht, vermutlich, aber wir wissen es nicht. Wo genau sind diese Fotos entstanden?», fragte Stella.
    Saito reichte Felix ein Glas Wasser, sammelte die Fotos ein und legte sie weit von Felix entfernt auf den

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