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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Expansion unsererseits würde Schwierigkeiten auf dem Geldmarkt hervorrufen, die schlimme Folgen haben könnten.«
    Nur mit Mühe wahrte Torno seinen ruhigen Gleichmut. Er schöpfte ein paarmal kurz Atem. »Unterschätzen Sie die Mißhelligkeiten nicht, die uns schon jetzt erwachsen, wenn wir auch nur das Gebiet bis zum Ventuarifluß in irgendeiner Form annektieren. Womit vorläufig Ihre Aspirationen, Mr. Hogan, doch befriedigt sein dürften?«
    »Ich glaube, Sie wählen da einen falschen Ausdruck. Meine Aspirationen, wie Sie es nennen, sind die der Vereinigten Staaten von Brasilien! Sie geben ja selber zu, daß irgendwann einmal ganz Venezuela und Südamerika zu uns kommen müssen. Und Ihre zarte Rücksichtnahme auf Geldstand, Weltmeinung und so weiter dürfte unserem Vaterlande teuer zu stehen kommen. Wie denken Sie, Herr Major?«
    Compra hieb die Faust auf den Tisch. »Venezuela liegt wehrlos zu unseren Füßen. Eine vollständige Besetzung würde kaum nennenswerte Opfer fordern; ein späterer neuer Krieg aber die Verluste an Menschenleben und Kapital verzehnfachen.«
    Torno zuckte die Schultern. »Ich sprach im Namen der Staatsregierung, Señor Hogan. Und habe dem nichts hinzuzufügen.«
    Der Major erhob sich, verließ den Raum. Ungeduldig erwartete Torno, auch Hogan werde sich entfernen. Die Tür hatte sich hinter Compra geschlossen. Hogan lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
    »Wir sind jetzt allein, Señor Torno. Ich gestatte mir, Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen. Sie treten in den Vorstand der Centralen Oil-Gesellschaft ein - mit zehn Millionen Süddollar Aktien in Ihrem Portefeuille.«
    Torno wurde blaß. »Nein! Ausgeschlossen! Ich habe Sie sicherlich mißverstanden. Mich beeinflussen ...? Unmöglich, daß solch absurder Gedanke Ihnen ... Das Wohl nur des Staates, nichts anderes ...«
    »Nichts anderes, Señor Torno! Ich wüßte aber nicht, wie unser Geschäft das Staatswohl berühren könnte; glaube im Gegenteil ...«
    Torno wollte eben eine heftige Antwort hervorpressen, da glühte ein rotes Glimmlicht auf. Er fuhr sich über die Stirn. »Verzeihung, Señor Hogan - eine wichtige Nachricht!«
    Er drückte auf einen Knopf. Ein Sekretär kam herein, legte eine Mappe vor ihm nieder.
    Der Außenminister schlug sie auf. »Ah!« Er überlegte sekundenlang. Der Sekretär wollte die Tür schließen. Torno rief ihm nach: »Wenn zufällig Major Tejo im Hause ist, soll er sofort zu mir kommen!«
    Er wandte sich zu Hogan. »Eine kurze Unterbrechung nur! Gestatten Sie mir, die Angelegenheit sofort zu erledigen! Sie ist dringend.«
    Wieder öffnete sich die Tür. »Treten Sie näher, Herr Major!« Torno winkte ihm, Platz zu nehmen. »Eine Mitteilung, die mich eben erreicht, veranlaßt mich, auf unsere Unterredung von neulich zurückzukommen. Es handelte sich darum, daß mancherseits in den Handlungen des Hauptmanns Winterloo ein an Hochverrat grenzendes Verhalten erblickt wurde. Aus dem Gespräch mit Ihnen erhielt ich den Eindruck, daß zum mindesten eine aktive Verfehlung nicht vorliegen dürfte. Obwohl Sie, ungeachtet Ihrer Freundschaft für Winterloo, keineswegs mit Ihren eigenen Zweifeln zurückhielten. Nun - diese Nachricht hier«, er zeigte auf die Depesche, »erbringt den tragischen klaren Beweis, daß der Hauptmann völlig unschuldig ist. Überzeugen Sie sich, bitte, selbst!«
    Tejo las. Seine Lippen murmelten die Worte halblaut vor sich hin: >Radionachricht aus Caracas - Der brasilianische Hauptmann Winterloo als Spion ergriffen - zur Erschießung verurteilt - Exekution um siebzehn Uhr -<
    »Was sagen Sie dazu, Herr Major?«
    Tejo suchte sich zu fassen. »Jetzt dürfte wohl jeder Schatten eines Verdachts von Hauptmann Winterloo genommen sein. Sein trauriges Schicksal hat er, so leid es mir auch tut, selbst verschuldet. Doch sprechen wir nicht mehr davon! Er dürfte inzwischen seinen Leichtsinn mit dem Leben bezahlt haben.«
    Mit formeller Verneigung verabschiedete sich der Minister von Tejo und Hogan, der stumm der Unterredung zugehört hatte.
    »Sie würden mir ein Vergnügen machen, Major Tejo, wenn Sie mir die Ehre gäben, mich nach Hause zu begleiten. Es sind da einige Fragen, die Sie mir vielleicht beantworten könnten.«
    »Gern, Señor Hogan!«
    Sie schritten zur Tür. Gerade, als sie sie öffnen wollten, trat ein Beamter ein, eine Mappe in der Hand.
    »Gut, daß ich Sie noch treffe, Herr Major. Eine Meldung vom Außenminister!«
    Tejo schlug die Mappe auf. >Radiotelegramm aus Caracas. Der

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