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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Ich will dir’s kurz beschreiben«, rief Wildrake dem Mädchen zu.
    »Die Insel ist ungefähr zwei Quadratkilometer groß. Die Südseite, auf der wir uns hier befinden, hat flachen Strand. Draußen im Meer ziehen sich Korallengürtel um die Küste. Nach Osten hin schützt sie ein dichter Mangrovenwald. Nach Norden und Osten erhebt sich unwirtlicher Felsboden. Der Südostteil birgt ein paar Süßwasserquellen; Haine und Wiesen darum.
    Das alles könnte uns ja nicht besonders interessieren. Die Hauptsache war doch, einen Stützpunkt zu finden, auf dem eine Kraftquelle vorhanden ist, die wir zur Erzeugung unseres Treibstoffes unbedingt benötigen. Ein Brandungskraftwerk zu schaffen, wie wir’s auf der Insel X. beabsichtigten, ist hier unmöglich. Dafür gewährt uns aber dieses Eiland etwas noch Günstigeres. Da, wo der abfallende Fels barrenartig in die Brandung ragt, bietet sich Gelegenheit, unter besten Bedingungen ein Stromkraftwerk anzulegen.
    Im Laufe der nächsten Stunden muß die >Susanna<, die auch Barradas mitbringt, hier landen. Droste wird den Freunden die nötigen Anweisungen geben. Morgen bei Tagesanbruch fliegen wir beide dann weg, lassen dich hier bei den anderen zurück.«
    Als die Sonne im Westen sank, landete die »Susanna« mit Droste und Barradas. Und als das Tagesgestirn sich zwölf Stunden später wieder aus der See erhob, flogen Wildrake und Droste Kurs Europa.
    *
    Als Arvelin auf abgehetztem Gaul nach San Fernando kam, war sein erstes, sich nach dem Kommandanten zu erkundigen. Aber der war auf die Jagd geritten.
    Verzweifelt sprach Arvelin einen höheren Offizier an. Der hörte dem Bericht höflich zu. Schon glaubte der Doktor Hoffnung schöpfen zu können, da erklärte der Venezolaner veränderten Tones, alle Versuche, das Schicksal des Verurteilten zu wandeln, würden vergeblich sein.
    Arvelin sah auf die Uhr. Die Hinrichtung war auf die fünfte Nachmittagsstunde festgesetzt. Jetzt war es vier.
    Als die Glocke zum fünften Schlage anhub, wurde Oswald Winterloo auf den Hof des Gefängnisses geführt. Zehn Schritt vor der Umfassungsmauer band man ihm ein Tuch vor die Augen.
    Jetzt traten aus dem gegenüberliegenden Haus die sechs Männer des Exekutionskommandos unter Führung eines Offiziers. Der Offizier ließ trommeln, begann das Urteil des Kriegsgerichtes zu verlesen. Oswald Winterloo hörte mit einem bitteren Gefühl die sinnlosen Beschuldigungen.
    Da! Was war das? Eine Stimme hinter ihm. Portugiesische Laute klangen flüsternd an sein Ohr.
    »Keine Furcht! Hilfe ist nah! Sobald Sie von draußen den Krach einer Explosion hören, reißen Sie die Binde von den Augen, nehmen meine Hand und folgen meiner Führung!«
    Oswald glaubte, Halluzinationen ließen ihn Worte vernehmen, die doch unmöglich gesprochen sein konnten.
    Aber da ... doch keine Sinnestäuschung? Er glaubte zu fühlen, wie seine Fesseln gelöst wurden. Unwillkürlich wollte er die befreiten Hände nach vorn strecken, da wurden sie von fremden Fingern festgehalten.
    »Nicht rühren, bevor die Explosion erfolgt!«
    Winterloo stand in maßloser Erregung.
    Der Offizier hatte die Verlesung beendet. Er ließ die Mannschaft stillstehen, kommandierte: »Anlegen!«
    Da zerriß von draußen her ein furchtbarer Knall die Totenstille. Unwillkürlich wandte der Offizier den Kopf in Richtung des Schalles. Auch die Soldaten hatten bei dem Donner unwillkürlich die Gewehre sinken lassen, sich umgedreht. Ihr Befehlshaber faßte sich schnell. Ärgerlich über die Störungen kommandierte er von neuem: »Stillgestanden!«
    Da! Seine Augen gingen ratlos von der Stelle, wo der Gefangene stehen mußte, zu den Soldaten. Auch die standen sprachlos, verwirrt.
    Der Gefangene - wo war er? Eben noch zehn Schritt vor ihnen - jetzt plötzlich verschwunden, als hätte die Erde ihn verschluckt! Nur die abgestreifte Binde bezeichnete die Stelle, wo er gestanden.
    Der Offizier war der erste, der wieder zu sich kam. »Er ist entflohen! Alarm!«
    Er schoß seinen Revolver in die Luft, rannte zum Torweg, schrie dem Außentorposten zu: »Achtung! Schließt das Tor!«
    Da! Der Soldat taumelte, wie von unsichtbarer Hand gestoßen, zur Seite. Jetzt war der Offizier am Außentor. Die Umgebung menschenleer. Neben ihm sammelten sich seine Mannschaften und andere Soldaten, die auf den Schuß hin herbeigeeilt waren. Auch sie stierten fassungslos über das verlassene Feld. —
    Halb besinnungslos folgte Winterloo dem alten Mann, der plötzlich hinter ihm gestanden, als er

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