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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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umarmten ihn unter Ausbrüchen freudigster Dankbarkeit. Doch Arvelin wehrte ab.
    »Ich glaube, eine kleine, unerwartete Verlängerung unseres Aufenthaltes hier ist nicht zu vermeiden. Beim Aufsteigen vom Flugplatz sah ich schon, daß das Steuer der Maschine nicht in Ordnung ist.«
    »Überlassen Sie es mir, Doktor Arvelin, die Sache ins Lot zu bringen!« bat Winterloo.
    »Gut! Ich bin einverstanden!« sagte Arvelin. Während Winterloo zum Flugzeug ging, wandte sich der Doktor an Edna.
    »Kommen wir noch einmal auf das zurück, was schon Hauptmann Winterloo mit Ihnen besprach! Ich muß unbedingt beistimmen, wenn er Sie, Fräulein Wildrake, auf keinen Fall hierlassen will. Kommt Ihr Bruder in der nächsten Zeit hierher, um Sie zu holen, wird ihm Cihuaca die nötige Auskunft geben, und damit gut. Ich weiß nur noch nicht, was mit Hauptmann Winterloo geschehen soll. Ihn auf brasilianischem Gebiet abzusetzen, wäre nicht ohne Gefahr für Sie. Nun, wir werden sehen!«
    »Alles in Ordnung, Herr Doktor Arvelin!« rief Winterloo.
    »Brechen wir auf!« sagte Arvelin.
    Sie waren längst über dem Atlantik. Winterloo, der im stillen geglaubt hatte, Arvelin würde Kurs Jamaika nach neutralem Gebiet nehmen, stellte zu seinem Erstaunen reinen Nordostkurs fest. Er trat zu Arvelin, unfähig, seine Neugierde zu bezwingen.
    »Bin gleich bereit, Herr Winterloo. Will nur die automatische Steuerung einstellen. - Gehen wir in die Kabine zu Fräulein Wildrake! Was ich Ihnen zu sagen habe, kann sie ruhig mit anhören; ihre Gegenwart ist mir sogar erwünscht.«
    Eine Stunde wohl war vergangen. Arvelins Worte hatten auf seine Zuhörer tiefen Eindruck gemacht ...
    Da drüben in Deutschland das Stammschloß der Winterloos. Darin ein alter Mann ohne Erben, der Letzte seines Geschlechts Arvelin erhob sich. »Ich glaube wohl, daß Sie beide mit meiner Reiseroute einverstanden sind: Wir fliegen über London nach Winterloo.«
    Schweigend drückten sie seine Hand.
    Die Überraschung im Hause James Wildrake war groß gewesen, als Edna Wildrake in Begleitung der beiden Fremden eintraf. So sehr auch Arvelin drängte, wurde doch aus dem sofortigen Weiterflug nichts. Unendlich viele Fragen hatten Wildrake und Lord Truxton, der zufällig zu Gast da war, auf dem Herzen.
    Die wunderbare Errettung - Oswald Winterloo hatte es aus einem inneren Gefühl heraus nicht über sich gebracht, seinen Befreier darüber zu befragen.
    Hier jedoch, in der Unterhaltung mit den beiden wißbegierigen Engländern, wandte das Gespräch sich naturgemäß auch diesem Geschehnis zu. Aufs höchste gespannt, erwartete Winterloo Arvelins Antwort.
    Der sprach jetzt leichthin einige Worte, deren Sinn unverständlich blieb. Sprach von der Gabe, die da manchem Alten in den Mooren innewohne: in Gesichten andere Zeiten und Orte zu sehen; wie es auch gelänge, dieses Vermögen auf andere zu übertragen, ihren Augen andere Bilder zu zeigen, daß sie die Umgebung vergäßen ...
    Als er geendet, lag ein geheimnisvoller, zwingender Bann auf den Zuhörern. Nur langsam kam ein Gespräch wieder in Gang, doch niemand wagte es, auf die Umstände jener rätselhaften Rettung zurückzukommen. —
    Arvelin und Winterloo hatten sich erhoben, um Abschied zu nehmen. Ein Diener trat ein, überreichte James Wildrake ein Telegramm. Offenbare Bestürzung malte sich auf dessen Zügen. Er mußte mehrmals ansetzen, ehe er zu Arvelin sprechen konnte.
    »Noch einen Augenblick! Eine traurige Nachricht ... Ihr Freund ist gestorben. Hier ein Telegramm des Dieners Friedrich.«
    Arvelin nahm das Telegramm; es war an Droste gerichtet, an den alle Sendungen über Truxton & Co. gingen. Da, noch ein Schlußsatz: »F. H., der neue Herr, wohnt hier im Schloß.«
    Arvelins Augen starrten sinnend auf Winterloo, der betroffen und bewegt schien. Endlich brach er die lastende Stille.
    »Die Verhältnisse in Schloß Winterloo haben durch den Tod meines Freundes eine derartige Veränderung erfahren, daß ich es für nützlich halte, wenn Sie, Mr. Winterloo, vorläufig in England bleiben. Ich fahre sofort dorthin. Sind meine Befürchtungen unbegründet, werde ich Sie umgehend rufen.«
    Er hatte schon längst das Haus verlassen, als die Zurückbleibenden Worte fanden, über seine sonderbaren Reden zu sprechen. Lord Truxton drückte Winterloos Hand: »Was auch geschehen mag, Herr Hauptmann - es wird mir ein Vergnügen sein, Sie als Gast zu beherbergen.«
    *
    Die mannigfachen Aufregungen der letzten Zeit hatten den Gesundheitszustand des

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