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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ausweichen konnte. » Vor mir? «
    » Nein, verdammt noch mal, ich habe keine Angst vor dir. «
    » Wovor dann? «
    Er holte tief Luft und sagte: » Vielleicht davor, einen Fehler zu machen. «
    » Du hast immer Angst, einen Fehler zu machen. Brauchst du aber nicht. Ich hab doch auch keine Angst. Du kannst dir aussuchen, wo du schlafen möchtest, hier oder drüben. « Sie deutete mit dem Kopf zum Schlafzimmer. Ihr Blick war ernst, und er meinte zu sehen, wie sie bei dem letzten Wort leicht zitterte.
    » Ist da drüben überhaupt genug Platz? «, fragte er mit einem gequälten, unsicheren Lächeln.
    » Genug für zwei. Es ist deine Entscheidung, und ich möchte, dass du sie ganz alleine triffst. «
    Zum ersten Mal, seit er Lisa kannte, nahm er sie in den Arm und roch an ihrem Haar. Eine lange, eine verdammt lange Zeit war vergangen, seit er eine Frau im Arm gehalten hatte, er wusste schon gar nicht mehr, wie gut sich das anfühlte .
    Und hätte ihm jemand vor ein paar Tagen prophezeit, dass es ausgerechnet Lisa sein würde, er hätte denjenigen für verrückt erklärt, schließlich kannten sie sich schon seit fast zehn Jahren. Und nun standen sie hier und hielten sich umklammert wie zwei Ertrinkende; oder wie zwei Menschen , die einsam waren und endlich dieser Einsamkeit entfliehe n w ollten.
    » Komm «, sagte sie und nahm ihn bei der Hand, » du brauchs t w irklich keine Angst zu haben. «
     

 
     
    DIENSTAG, 20.10 UHR
     
    Carina hatte sich wieder hübsch gemacht, diesmal trug sie eine sehr körperbetonte Jeans und eine schwarze, tief ausgeschnit tene Bluse, unter der sich ihr voller Busen deutlich abzeichnete, und wenn Butcher sich nicht täuschte, trug sie nicht einmal einen BH. Ihre Augen strahlten, als sie ihn hereinbat und mit einem langen Kuss begrüßte, als würden sie sich ewig kennen. Und da war wieder dieser unvergleichliche Duft, den er so liebte, seit er am Sonntag zum ersten Mal bei ihr war. Sie ist eine außergewöhnliche Frau, und sie will mich, dachte er, sonst würde sie sich nicht so aufreizend kleiden. Sie hat bestimmt lange keinen Mann mehr im Bett gehabt, und vielleicht lasse ich mich ja dazu hinreißen, mit ihr zu schlafen. Es macht sicher mehr Spaß als mit Monika. Der Boden knarrte wieder so vertraut unter seinen Schuhen, als wäre er sein Leben lang über diesen Boden gelaufen.
    » Hi «, sagte er, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten .
    » Schick siehst du aus.«
    Carina lächelte verlegen. »Danke für das Kompliment, aber so lauf ich meistens zu Hause rum.« Was glatt gelogen war, das wusste er, denn keine Frau zog sich zu Hause so an. Oder vielleicht doch, nur hatte er bislang keine solche Frau kennen gelernt.
    » Wie war dein Tag? «, fragte er.
    » Anstrengend, ich habe letzte Nacht miserabel geschlafen. Ich hatte einen blöden Traum … «
    » Komisch, ich auch. Wenn ’ s hochkommt, hab ich zwei Stunden geschlafen. Wir müssen es ja heute nicht so ausdehnen, wir haben ja noch oft Gelegenheit, uns zu sehen. «
    » Och, so müde bin ich nun auch wieder nicht. Es kommt eben auf die Gesellschaft an «, sagte sie mit einem schelmischen Aufblitzen der Augen. » Du hast doch bestimmt noch nichts gegessen, ich hab uns aber nur belegte Brote und Tee gemacht, ich bin heute einfach nicht zu mehr gekommen. «
    » Du brauchst dir nicht immer solche Mühe zu machen. «
    » Das ist keine Mühe, ich tu ’ s gern. «
    » Schläft Jule schon? «
    » Natürlich, ich mach sie immer zwischen sieben und halb acht fertig, damit sie spätestens um acht im Bett ist. Heute war ’ s sogar schon ein bisschen früher. «
    Die Kanne Tee stand auf dem Stövchen, die Brote lagen auf einer Porzellanplatte, die wie das restliche Geschirr mit Delfter Dekor verziert war. Kerzen brannten, die Vorhänge waren zugezogen.
    Während sie aßen, sprachen sie kurz über den zurückliegenden Tag. Sie fragte ihn, wie es seiner Mutter gehe, worauf er antwortete: » Same procedure as every day. Ihr Zustand verändert sich nicht. Ich war aber eben nur kurz bei ihr, denn ich sage mir, ich muss auch mal an mich denken, wenn du verstehst, was ich meine. « Dabei sah er ihr in die Augen, die etwas feucht glänzten.
    » Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die einem schwer fallen. Aber wenn du willst, helfe ich dir dabei. «
    » Danke, das ist lieb, doch das mit dem Heimplatz wird schon klappen, und dann fange ich an zu leben. Im Moment ist es ein ständiges Hinundherhetzen zwischen Arbeit und Zuhause, das halt ich

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