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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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    Henning hatte ihm gegenüber ein zwiespältiges Gefühl, vor allem, weil er damals die Anklage gegen Nissen vertreten hatte und auch für ihn von Anfang an Nissens Schuld feststand .
    Doch dies wollte er sich nie eingestehen. Seiner Meinung nach hatte er keinen Fehler begangen, sondern sich lediglich auf die Fakten berufen, die Henning ihm geliefert hatte, womit dieser den schwarzen Peter zugeschoben bekommen hatte .
    Henning war mitten in seinen Ausführungen, als eine noch junge Kollegin vom K 1 ins Zimmer trat und Harms einen Umschlag gab.
    » Wir wollten doch nicht gestört werden. Was ist das? «
    » Tut mir leid, aber lesen Sie selbst, könnte interessant für Sie sein. «
    So leise sie gekommen war, so leise verschwand sie auch wieder.
    Harms holte den Inhalt heraus, las ihn und reichte ihn gleich wortlos an Henning weiter. Der kniff die Augen zusammen und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er schluckte , trank von seinem Wasser und sagte: » Ich hab ’ s gewusst, e r f ängt an zu spielen. «
    » Was ist los? «, fragte Kieper, der nicht verstand, was Hennin g m einte, da er bis jetzt nichts von einem Spiel erwähnt hatte.
    » Jetzt machen Sie ’ s nicht so spannend. «
    » Nichts weiter, nur ein Gedicht. « Er stand auf und las vor:
    » Über die Heide hallet mein Schritt;
    Dumpf aus der Erde wandert es mit .
    Frühling ist gekommen, Herbst ist weit;
    Gab es denn einmal selige Zeit?
    Brennende Nebel geistern umher;
    Grün ist das Kraut und der Himmel so leer .
    Hätt sie nur nicht gestanden im Mai!
    Leben, wie flog es vorbei .
    In memoriam Miriam Hansen.
    Viel Glück! Ich hab’s ein wenig abgeändert, passend zur Jahreszeit. Vielleicht kennt es ja einer von Ihnen. Ich melde mich wieder. «
    Henning konnte sich ein ironisches Lächeln nicht verkneifen und fügte hinzu: » Leider hat er vergessen zu unterschreiben. «
    Für einen Augenblick hätte man eine Stecknadel fallen hören können, bis Santos sagte: » Meinst du, das kommt von ihm? «
    Henning sah sie beinahe mitleidig an. » Von wem denn sonst?! Außerdem hat er uns ein Foto von Miriam Hansen mitgeschickt. Hier «, er hielt es hoch. » Er hat es gemacht, nachdem er sie getötet hat. Der Poststempel ist von gestern, das heißt, er hat das hier entweder gestern in aller Herrgottsfrühe eingeworfen oder am Samstagnachmittag. Vielleicht sogar, nachdem er Melanie Schöffer getötet hat. Das bedeutet für mich, dass er hier aus der Gegend kommen muss. «
    » Warum? «, fragte Kieper, der die Beine übereinander geschlagen hatte. » Er ist doch Ihrer Meinung nach viel unterwegs, das heißt, er könnte auch mal einen kurzen Abstecher hierher gemacht haben, um uns in die Irre zu führen. «
    » Höchst unwahrscheinlich. Er will uns zeigen, wie nah er uns ist, dass wir ihn fast sehen können und doch nicht sehen. Für meine Begriffe wohnt er in einem Umkreis von maximal achtzig Kilometern, eher weniger. Ein unauffälliger Mann, der sich seiner Sache aber verdammt sicher ist. «
    » Herr Henning, Ihre Theorie in allen Ehren, aber was veranlasst Sie konkret zu dieser Behauptung? Und was meinen Sie mit › er fängt an zu spielen ‹?«
    » Ganz einfach, die beiden Morde an Miriam Hansen und Melanie Schöffer wurden genau innerhalb dieses Radius began gen. Dazu kommen aus der Vergangenheit noch weitere Taten, die ebenfalls innerhalb dieses Radius liegen. Genaugenommen gehen von den bislang zweiunddreißig Morden …«
    » Von denen Sie nicht wissen, sondern nur vermuten, dass sie auf das Konto dieses einen Mannes gehen «, warf Kieper mit seiner gewohnt kühlen Arroganz ein.
    » Dann sehen Sie sich die Bilder der Opfer an und sagen Sie mir ins Gesicht, dass ich mich irre «, konterte Henning ebenso kühl, doch emotionsgeladener. » Hier «, sagte er und holte die Fotos aus der Mappe und breitete sie auf dem Tisch aus, » das sind zweiunddreißig Fotos von zweiunddreißig Menschen im Alter zwischen acht und sechsundvierzig Jahren. Es gibt keinerlei Verbindung zwischen den einzelnen Personen, aber es gibt eine Auffälligkeit, die selbst Ihnen nicht entgehen dürfte – die Positionierung der Leichen. Oder glauben Sie allen Ernstes, dass gleich eine ganze Heerschar von Mördern zur gleichen Zeit unterwegs ist und die Opfer auf die gleiche Weise ablegt? Oder glauben Sie, dass gleich mehrere Täter rumlaufen, die von ihrem Opfer immer nur eine Trophäe mitnehmen, in der Regel eine Socke oder einen Slip? Noch mehr Parallelen gefällig? «
    Harms sah Henning

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