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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Suchmannschaft brauchen wir nicht mehr. Wie ich gesagt habe, sie ist hier. Du kannst alles in die Wege leiten, und zwar das volle Programm. Und du kannst von mir aus dem Staatsanwalt mitteilen, dass Lisa und ich sie gefunden haben, weil wir einem anonymen Anruf nachgegangen sind. Blöde Fragen wird er nicht stellen. Und ich muss mit den Eltern sprechen, ich will wissen, wer und vor allem wie Melanie war. Gib mir doch mal die Adresse durch, ich fahr dann gleich mit Lisa hin, um die freudige Botschaft zu überbringen. «
    » Das ist ein ganzes Ende bis Wismar. Lass das doch die Kollegen vor Ort erledigen. Warum ausgerechnet du? «
    » Weil ich es erledigen muss. Erklär ich dir alles später. Ich ruf dich an, wenn wir wieder zurück sind. Wir treffen uns dann im Präsidium. «
    Harms gab ihm die Adresse, Henning bedankte sich und wollte bereits auf Aus drücken, als ihm noch etwas einfiel .
    » Ach ja, lass sie unbedingt in die Rechtsmedizin nach Kiel bringen. Und beordere sofort einen Streifenwagen hierher, wir warten so lange. Ich möchte nämlich nicht, dass irgendwer sich hier noch zu schaffen macht. «
    » Aber … « Zu mehr kam Harms nicht, Henning hatte das Gespräch beendet.
    » Dann werde ich meine Schwester heute wohl nicht besuchen können «, meinte Santos etwas enttäuscht und bega b s ich mit Henning zurück zum Wagen. Der Regen hatte wieder eingesetzt und prasselte aufs Dach und die Windschutzscheibe.
    » Tut mir leid, aber du wolltest doch unbedingt, dass ich die Ermittlungen leite, und ich wollte, dass du meine Assistentin bist. Carmen wird es auch mal einen oder zwei Tage ohne dich aushalten. Oder meinst du, sie vermisst dich so sehr, dass sie … Entschuldigung, war nicht so gemeint. «
    » Schon gut. Ich bin eben nur an den Rhythmus gewöhnt. Ich wollte ihr heute die Haare machen und sie schminken und ihr dabei wieder ein paar Sachen von früher erzählen. Gestern kam ich ja nicht dazu. Manchmal kotz ich mich bei ihr einfach auch nur aus, eine bessere und geduldigere Zuhörerin könnte ich mir gar nicht vorstellen. «
    » Du liebst sie sehr, was? «
    » Sie ist meine große Schwester. «
    » Und ich habe zufälligerweise nichts vor «, bemerkte er grinsend.
    Lisa Santos wusste, dass er normalerweise den Sonntag in seiner schäbigen Bude verbracht hätte, und er schien froh zu sein, endlich einmal etwas zu tun zu haben, außer im Büro zu sitzen. Allmählich fand er zur alten Form zurück, worüber sie sich natürlich freute.
    » Na ja, du könntest dich mal wieder rasieren und … «
    » Haha. Schauen wir doch mal lieber, wie wir am schnellsten nach Wismar gelangen, ich war nämlich noch nie dort. « Er gab die Daten in das Navigationssystem ein und sagte: » Das sind etwas über hundert Kilometer. Kaum ’ ne Stunde von hier, und wenn ich ein bisschen auf die Tube drücke … Wer sagt es ihnen? Möchtest du es wieder übernehmen? «
    » Nee, diesmal bist du dran. Wir wechseln uns ab «, bemerkte sie trocken, als wüsste sie, dass dies nicht ihr letzter Einsatz dieser Art sein würde.
    Sie warteten fünf Minuten, bis der angeforderte Streifenwagen kam. Henning instruierte die Beamten, stieg wieder ein, startete den Motor und wendete.
     

MONTAG, 8.30 UHR
     
    P olizeipräsidium Kiel. Dienstbesprechung .
    Entgegen seiner ursprünglichen Absicht hatte Sören Henning auch in der vergangenen Nacht bei Lisa Santos geschlafen, wieder auf der Schlafcouch, nur mit einer Wolldecke zugedeckt. Er hatte zwar geduscht, sich aber nicht rasiert, und er war gespannt, ob ihn jemand darauf ansprechen würde. Lediglich Harms machte eine kleine Bemerkung, alle andere n s chienen es entweder nicht zu registrieren oder ignorierten es einfach, schließlich hatten sie ihn in den letzten Jahren häufig unrasiert erlebt.
    Neben Henning, Santos, Harms und Friedrichsen war auch Staatsanwalt Kieper anwesend, den Henning gar nicht erwartet hatte, hatte er sich doch für zehn Uhr mit ihm verabredet .
    Er trug einen dunkelblauen Anzug, ein hellblaues Hemd und eine rote Krawatte und wirkte dadurch eher wie ein Politiker, und so gab er sich auch. Er war ein Rhetoriker allererster Güte, ein harter Hund, wie ihn viele nannten, einer, der nie lachte, selbst ein Lächeln war bei ihm eine Seltenheit. Er schien das Gesetzbuch gefressen zu haben, wie Henning zynisch sagte, warf mit Paragraphen nur so um sich, und wenn er einen Angeklagten am Wickel hatte, bedurfte es schon eines äußerst gewieften Verteidigers, um Kieper niederzuringen

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