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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Dörfer kutschiert und haben einiges gesehen. Ist dir irgendwas aufgefallen? «
    » Könntest du vielleicht etwas deutlicher werden? «, fragte Santos leicht ungehalten .
    » Die Menschen. Was hast du gesehen? «
    » Nichts Besonderes. Und du? «
    » Lass uns noch mal dieselbe Strecke zurückfahren, und achte auf die Menschen. Mehr will ich jetzt noch nicht sagen. «
    » Wenn du meinst. Ich halte das jedenfalls für relativ sinnlos. «
    » Ist es nicht. Dir dürfte aber wenigstens aufgefallen sein, dass ich ein paarmal die Geschwindigkeit deutlich reduziert habe, oder? «
    » Klar, wenn du durch die Orte gefahren bist. «
    Henning lächelte geheimnisvoll. » Nein, nicht wegen der Geschwindigkeitsbeschränkung. Wir machen jetzt einfach einen Test. Ich möchte, dass wir uns in ihn hineindenken. Dass wir so sind, wie er ist. Wir haben jetzt genau neunzehn Minuten vor zwölf. Stopp mal die Zeit. «
    Henning drehte den Zündschlüssel und wollte gerade losfahren, als sein Handy klingelte. Er sah auf die Nummer auf dem Display und meldete sich mit einem schroffen » Ja «.
    » Hast du ’ s dir überlegt? «, fragte seine Exfrau.
    » Hab ich nicht, denn ich bin im Dienst. Ich kann jetzt nicht. «
    » Wie immer. Dann wird dir meine Anwältin eben ein nettes Schreiben zukommen lassen. «
    Er drückte auf Aus, er hatte keine Lust mehr auf diese unerquickliche Konversation, die ihn nur ablenkte und zudem wütend machte. Er legte das Handy in die Mittelkonsole, atmete tief durch, seine Kiefer mahlten aufeinander.
    » Was ist? «, fragte Santos .
    » Privat. «
    » Claudia? «
    » Hm. Die will mich fertig machen. Elisabeth braucht angeblich eine Zahnspange, und ich soll fünfhundert Euro dazuzahlen. Nur, woher nehmen und nicht stehlen. Aber wenn ich nicht zahle, will sie mir ihre Anwältin auf den Hals hetzen und mir verbieten, in Zukunft die Kinder zu sehen. Zufrieden? «, fragte er gereizt.
    » ’ tschuldigung, ich wollte nicht zu neugierig sein. «
    » Schon gut. Wir müssen uns jetzt konzentrieren. «
    Lisa Santos wusste, dass es keinen Zweck hatte, ihn zu drängen, auch wenn sie spürte, wie sehr ihn diese private Situation beschäftigte und auch runterzog. Mit Sicherheit hätte er sich gerne mal alles von der Seele geredet, aber etwas in ihm hinderte ihn daran, es zu tun. Nicht einmal am Wochenende, als er zwei Nächte bei ihr übernachtet hatte, kam das Thema auf den Tisch.
    Während der nächsten Minuten wechselten sie kein Wort .
    Henning brütete scheinbar dumpf vor sich hin und bog in Surendorf von der Eckernförder Straße ab und fuhr in den Ort hinein. Er hielt in der Seestraße und stellte den Motor ab .
    » Was willst du hier? «, fragte Santos.
    » Beobachten. Einfach nur beobachten. Merk dir alles, was um dich herum vor sich geht. Einfach alles. «
    » Okay. Darf ich dabei sprechen? «
    » Nein. Wie lange haben wir bis hierher gebraucht? «
    » Knapp sechzehn Minuten. «
    » Gut. Wir bleiben jetzt eine halbe Stunde hier stehen, also bis halb eins. Danach werten wir unsere Beobachtungen aus. «
    Santos zuckte nur mit den Schultern und sah abwechselnd aus dem Seitenfenster und der Windschutzscheibe. Kinder kamen aus der Schule, ein paar Autos fuhren an ihnen vorbei, einig e E rwachsene gingen oder liefen über die Straße oder auf dem Bürgersteig entlang. Sie versuchte alle Eindrücke in sich aufzunehmen. Doch es waren nicht viele, denn Surendorf war ein kleiner Ort, in dem sie nie zuvor gewesen war, beschaulich, unmittelbar an der Ostsee gelegen, mit ein paar kleinen Straßen und ein paar Häusern. Aber es gab hier eine Schule, die auch von Kindern aus den umliegenden Gemeinden wie Krusendorf oder Dänisch-Nienhof besucht wurde. Ansonsten gab es hier nicht viel zu sehen und zu beobachten .
    Um Punkt halb eins sagte Henning: » Und, was hast du gesehen? «
    » Kinder, die aus der Schule gekommen sind, ein paar Eltern, die sie abgeholt haben … Um ganz ehrlich zu sein, ich habe nichts Besonderes gesehen. Ich weiß gar nicht, was du willst. «
    » Das hab ich erwartet. Ich sag dir , was ich gesehen habe. Eine alte Frau ist mit ihrem Dackel an uns vorbeigelaufen. Sie hat sich dort vorne an der Ecke mit e iner Bekannten, die ebenfalls einen Dackel hat, etwa zehn Minuten unterhalten. Dann ist noch ein älterer Mann in einer hellen Hose und einer dunklen Strickjacke zu ihnen gestoßen, und zusammen sind sie in die Querstraße eingebogen. Dann kam eine sehr aufreizend gekleidete junge Frau von vielleicht Anfang

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