Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Seestraße gestanden und Menschen beobachtet. Danach habe ich einen Test mit Ihrer Tochter gemacht und ihr gesagt, dass ich ihren Vater kennen würde … Sie ist ohne großes Zögern in meinen Wagen eingestiegen, obwohl sie mich zuvor noch nie gesehen hat. Bitte, tun Sie mir den Gefallen und instruieren Sie Christine, dass sie niemals, aber auch wirklich niemals mit Menschen mitgehen oder gar zu ihnen ins Auto steigen darf, die sie nicht kennt. Niemals. «
    » Warum haben Sie das gemacht? Ausgerechnet mit Christine? «, fragte Frau Vogel aufgebracht.
    » Weil wir nach einem Mann fahnden, der sich auf genau diese Weise seine Opfer holt. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Angst gemacht habe, aber ich denke, es ist besser so, als wenn Ihre Tochter oder irgendein anderes Mädchen eines Tages nicht mehr nach Hause kommen würde. Noch mal – erklären Sie ihr bitte, dass Sie unter gar keinen Umständen, ganz gleich, was man ihr auch erzählt, mit Fremden mitgehen darf. Schönen Tag noch. «
    » Warten Sie. Läuft hier wirklich so jemand rum? «, fragte sie besorgt.
    » Ob hier, kann ich nicht sagen. Aber wir ermitteln und können nur jedem raten, die Augen offen zu halten. «
    Sie verließen Surendorf. Santos sagte: » Meinst du nicht, dass du dich ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hast? Du hast der armen Frau einen gehörigen Schrecken eingejagt. «
    » Das macht nichts. Mir ist auf jeden Fall eins klar geworden: Unser Mann geht genauso vor, wie ich es getan habe. Zumindest bei Kindern bis vielleicht elf oder zwölf Jahren. Welche Methoden er sonst anwendet, kann ich nicht beurteilen, aber das krieg ich auch noch raus. Jedenfalls ist auch klar, dass selbst am helllichten Tag kaum einer mitkriegt, was um ihn herum vorgeht, selbst in so ’ nem Kaff wie Surendorf. Wir hatten ja erst letztens den Fall, wo eine Frau auch um die Mittagszeit mitten in Kiel von einem Typ belästigt wurde. Sie hat um Hilfe geschrien, aber alle haben weggeschaut. Kein beherztes Eingreifen, keine Zivilcourage. Normalerweise hätten mindestens zehn Passanten mich fragen müssen, wer ich bin und was ich von der Kleinen will, denn wenigstens die Hälfte von ihnen wird sie gekannt haben. Mich kennen sie aber nicht, ich war nämlich noch nie zuvor hier. Und Hand aufs Herz – hättest du ’ s bemerkt? «
    Santos presste die Lippen zusammen und überlegte. » Ich glaub nicht «, gab sie offen zu. » Das ist eben das Perfide, wir sehen und sehen doch nicht. Wie bist du auf diese Idee gekommen? «
    » Ich hatte vorhin das Gefühl, ich müsste es einfach mal ausprobieren. Wie du die Dinge siehst, wie ich sie sehe und wie andere sich verhalten. Wir sind geschult, was die Beobachtungsgabe angeht, doch ganz sicher nicht geschult genug. Viel zu viele Dinge entgehen uns. Aber ich will durch diesen Dschungel durch , ich will wissen, wie er denkt und fühlt . Nur dann haben wir eine Chance. Lass uns noch ein bisschen durch die Gegend fahren, wir machen noch mal das Gleiche. «
    » Meinetwegen. «
    Fünf Stunden verbrachten sie im Auto, machten nur einmal Halt, um auszutreten und sich noch etwas zu essen zu holen.
    Sie kamen nach Rendsburg, fuhren einen großen Kreis, bevor sie um halb vier in Süderbrarup an einer verkehrsreichen Straße stoppten und erneut die Menschen und die Gegend beobachteten. Sie blieben eine Stunde, Henning sprach wieder ein Kind an und stellte erneut fest, wie leicht es war, Kinder zu überreden, vorausgesetzt, man trat entsprechend auf. Schöne Geschichten, dachte er, kommen immer gut an. Vor allem, wenn es um Geld geht.
    Um Viertel vor fünf erreichte sie ein Anruf von Harms, den Santos entgegennahm. » Wo seid ihr? «, fragte er .
    » Wir fahren gerade aus Süderbrarup raus und sind auf dem Weg zurück ins Präsidium. «
    » Fahrt mal nach Krusendorf, eine vierunddreißigjährige Frau wird seit heute Mittag halb eins vermisst. Ich habe gesagt, dass ihr das übernehmt. Ihr wisst, wo Krusendorf liegt? «
    » Sicher. Name und Adresse? «
    Harms gab sie durch und sagte, bevor er auflegte, dass ein Streifenwagen bereits vor Ort sei. Santos hatte das Gefühl, als würde sich ein Eisenpanzer um ihre Brust legen, während Henning, der das Gespräch mitgehört hatte, sich mit nervösen Fingern eine Zigarette aus der Brusttasche holte und sie anzündete.
    » Denkst du das Gleiche wie ich? «, fragte sie .
    » Wenn es stimmt, was ich denke, dann waren wir vorhin nur wenige Meter von ihm entfernt. Er hat sich schon wieder jemanden geholt.

Weitere Kostenlose Bücher