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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Hennings Handynummer hatte. Er war gespannt, wie dieser auf seinen Anruf reagieren würde. Nach dem Telefonat dachte er: Du wirst dich noch wundern, das war noch längst nicht alles, was du erlebt hast. Der große Hammer kommt noch, einer, mit dem du niemals rechnest, denn du weißt nicht, was ich alles über dich in Erfahrung gebracht habe. Ich kenne dein beschissenes Leben in- und auswendig. Eigentlich gleichen wir uns auf eine gewisse Weise sogar, wir sind nämlich beide Verlierer des Lebens. Du hast einen Unschuldigen in den Knast gebracht und getötet, ich habe ein paar mehr auf dem Gewissen. Von Frauen hast du die Schnauze voll, seit deine Alte sich mit den Kindern aus dem Staub gemacht hat, weil sie dich nicht mehr ertragen konnte. Aber tröste dich, meine Leute können mich auch nicht ertragen, obwohl ich ihnen nichts getan habe. Nun, das sind die verfluchten Weiber, lässt sich eben nicht ändern. Wir könnten eigentlich richtige Freunde sein, wenn du nicht bei den Bullen wärst. Na ja, lass dich einfach überraschen, ich bin schließlich immer für eine Überraschung gut.
     

MITTWOCH, 12.40 UHR
     
    H enning und Santos waren bei Lisas Schwester Carmen gewesen, die im Rollstuhl vor dem Fenster saß und auf den in tristes Grau getränkten Park schaute. Ob sie etwas von dem wahrnahm, was draußen geschah, ob sie die Menschen sah, keiner wusste es. Lisa hatte ihr die Haare gemacht und Henning einmal für ein paar Minuten nach draußen geschickt, als sie Carmen mit einer speziellen Bodylotion einrieb. Um halb zwölf sagte Lisa, dass sie jetzt doch besser gehen sollten, gleich würde es Mittagessen geben, und Carmen würde es zusammen mit den andern Heiminsassen im Speisesaal einnehmen, wo sie von einer Pflegerin gefüttert wurde .
    » Wer hat den Fall damals bearbeitet? «, fragte Henning und setzte sich mit Lisa noch für einen Moment auf eine Bank im Park vor dem Heim, obwohl es kühl und der Himmel bedeckt war. Am Morgen noch schien es, als würde der Wetterbericht Unrecht behalten mit seiner Vorhersage von starker Bewölkung mit zeitweiligem Regen. Noch hatte es nicht geregnet, aber der Wind trieb die immer dunkler werdenden Wolken vor sich her.
    » Unsere Kollegen aus Flensburg. Man hat damals die Bevölkerung um Mithilfe gebeten, aber es war wie bei uns jetzt vergebens. Keiner hat was gesehen oder bemerkt. Und jetzt sag schon, warum wolltest du heute mit mir herkommen?«
    »Du hast gesagt, es war am 12. Mai 1984. Heute ist der 12. Mai. Es ist genau zwanzig Jahre her. Deshalb.«
    »Das hast du so gut behalten ? «, sagte sie anerkennend. » Ich hätte sie später sowieso besucht. Mein Gott, wenn ich mir vorstelle, wie sie heute leben könnte. Sie wäre bestimmt verheiratet, hätte Kinder … Es hat nicht sollen sein. Wir können eben das Schicksal nicht beeinflussen. «
    » Oder den Zufall «, bemerkte Henning.
    » Ist es nicht völlig egal, wie wir es nennen? Am Ende steht doch sowieso nur ein Ergebnis. Weißt du, die Definition von Zufall, Schicksal oder was immer überlasse ich lieber den Philosophen oder Theologen. Ich sehe nur, dass viele Dinge passieren, ohne dass wir einen Einfluss darauf haben. Manchmal fordern wir das Schicksal sicher heraus, aber Carmen hat das ganz bestimmt nicht gemacht. Sie ist nicht zu ihren betrunkenen Freunden ins Auto gestiegen, weil sie Angst vor einem Unfall hatte. Sie war sehr vorsichtig. Sie hat auch mir immer gesagt, ich solle nie zu jemandem ins Auto steigen, den ich nicht kenne. Aber was immer auch in dieser unsäglichen Nacht passiert ist, wir werden es nie erfahren. Ich hoffe nur, diese Typen werden irgendwann in der Hölle schmoren. « Sie hielt inne und fuhr fort: » Was ist, wollen wir zu einem erstklassigen Spanier fahren und zu Mittag essen? Du kennst meine Eltern nicht, oder? «
    » Nein. «
    » Dann wird es aber höchste Zeit. In ganz Deutschland gibt es keine bessere Paella, das garantiere ich dir. «
    Sie gingen zum Auto und brauchten nur wenige Minuten bis zum Restaurant. Lisas Vater war ein mittelgroßer, untersetzter Mann mit einem Schnauzbart und freundlichen Augen. Er umarmte seine Tochter herzlich und sagte mit Blick auf Henning: » Und wen hast du mitgebracht? «
    » Das ist mein Kollege Sören Henning. Sören, darf ich dir meinen Vater vorstellen, ihm gehört diese schäbige Spelunke. «
    » Angenehm «, sagte Henning und reichte ihm die Hand .
    » Hören Sie nicht auf Lisa, das ist ein sauberes Restaurant. Sie können schauen, hier kann man vom

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