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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Boden essen. Und irgendwann bekomme ich auch noch einen Stern im Guide Michelin. «
    » Ja, ja, Papa, das sagst du schon seit einer halben Ewigkeit. Wo dürfen wir uns hinsetzen? «
    » Am besten hinten am Fenster, dort seid ihr garantiert ungestört. Darf ich euch einen Aperitif anbieten? «
    » Papa, wir sind im Dienst … «
    » Lisa «, sagte er und breitete theatralisch die Arme aus, » ihr sollt euch doch nicht betrinken, und außerdem bekommt ihr gleich ein hervorragendes Essen. «
    Lisa sah Henning an und meinte schließlich: » Okay, einen Aperitif. Und dann hätten wir gerne deine Paella, du weißt schon. Wo ist Mama? «
    » In der Küche, wo sonst? Sie wird gleich kommen und euch begrüßen. «
    Lisas Vater nickte und verschwand durch die Küchentür .
    » Du hast einen netten Vater «, sagte Henning.
    » Ich weiß. Er ist immer gutgelaunt, auch wenn er es wahrhaft nicht leicht hat. Meine Eltern müssen sich ganz schön krummlegen, um … « Sie stockte. Henning legte seine Hand beruhigend auf ihre und sah Lisa an .
    » Ich kann ’ s mir vorstellen. «
    Lisas Vater kam mit zwei Gläsern, stellte sie auf den Tisch und schaute Henning bedeutungsvoll an. Ein leichtes Schmunzeln war auf seinen Lippen, als er Hennings Hand auf der von Lisa sah. » Bitte schön, zweimal Sherry. Wussten Sie, Herr Henning, dass der original Sherry aus Spanien kommt? Die meisten glauben, weil er einen englischen Namen hat, müsste er auch aus England oder den USA kommen … «
    » Papa … «
    » Ja, ja, schon gut, ich rede wieder viel zu viel. Was kann ich euch noch zu trinken anbieten? Zu einer Paella passt natürlich ein exzellenter Rotwein, aber ich fürchte, den darf ich euch nicht kredenzen, oder? «
    » Nein, darfst du nicht. Aber wenn wir mal nicht im Dienst sind, dann gerne. Ich nehme ein Wasser und du? «
    » Ich auch. «
    In den folgenden Minuten lernte Henning auch noch Lisas Mutter kennen, eine kleine, sehr resolut wirkende Frau, der Lisa wie aus dem Gesicht geschnitten war. Ihre Augen musterten Henning immer wieder, und er meinte zu erkennen, dass sie ahnte, dass zwischen ihrer Tochter und ihm mehr als nur ein kollegiales Verhältnis bestand. Lisa erzählte von ihrem Besuch bei Carmen, woraufhin ihre Mutter meinte, dass sie und ihr Mann in der Mittagspause auch hinfahren würden .
    Um kurz vor zwei verabschiedeten sie sich. Draußen sagte Henning: » Deine Eltern gefallen mir. Und du hast nicht gelogen, was die Paella betrifft. Aber ich muss zugeben, es war das erste Mal, dass ich so was gegessen habe. «
    » Freut mich. Sie mögen dich übrigens auch. «
    » Woher willst du das wissen? «
    » Fast fünfunddreißig Jahre Erfahrung «, antwortete sie nur und stieg in den Wagen.
    Henning schnallte sich gerade an, als sein Handy klingelte. Er sah die Nummer und rollte mit den Augen .
    » Ja, was gibt ’ s schon wieder? … Bitte? Wann war das? « Sein Gesicht wurde mit einem Mal aschfahl, die Hand, die das Telefon hielt, zitterte. » Und du bist ganz sicher? … Mein Gott, jetzt reg dich nicht so auf, ich kann nichts dafür. Ich habe niemanden geschickt … Ja, ich werde alles in die Wege leiten und … Jetzt beruhig dich bitte und hör auf zu schreien, ich bin nicht schwerhörig. Noch mal, wann genau war das? … Gut, ich werde mich drum kümmern … Ja, ich melde mich bald wieder. «
    Er drückte auf Aus, sah Lisa mit besorgtem Blick an und atmete schnell. » Kannst du fahren? «
    » Was ist passiert? «
    » Elisabeth ist aus der Schule entführt worden … «
    » Versteh ich nicht. «
    » Ein Polizist ist um kurz nach halb zwölf in die Schule gekommen. Er hat sich im Sekretariat nach Elisabeth erkundigt und gesagt, dass er sie dringend ins Krankenhaus bringen solle, weil ich einen schweren Unfall hatte. Angeblich hätte Claudia ihn geschickt. Das kann nur dieses gottverdammte Schwein gewesen sein. Er hat Elisabeth, er hat meine Tochter in seiner Gewalt! Mein Gott, das kann nicht sein. Ich darf ’ s mir nicht vorstellen … «
    » Lass uns die Plätze tauschen «, sagte Lisa. Und kurz darauf : » So, und jetzt ganz ruhig. Er hat sich also als Polizist ausgegeben. Das heißt, er muss eine Uniform tragen. Vielleicht ist es ja doch einer von uns, einer, dem keiner zutrauen würde, dass er solche Verbrechen begeht. «
    Henning schloss die Augen und trommelte mit den Fingern auf die Oberschenkel. » Nein, es ist keiner von uns, ich glaub das nicht. Ich weiß, dass es keiner von uns sein kann. Es ist relativ einfach, an

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