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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Kleidung war vollständig, bis auf den Slip, den sie getragen haben muss. Sie wurde durch zahlreiche Messerstiche getötet, allerdings konnte die genaue Anzahl nicht mehr festgestellt werden. Und ihre Augen waren ausgestochen. Die Frage ist, warum hat sie nicht auf ihren Bruder gewartet? Hat sie jemanden kennen gelernt, der ihr gesagt hat, er würde sie zum Bruder bringen? Es ist ein absolutes Rätsel, für das es keine Lösung gibt, oder besser gesagt, es gib t e ine Lösung, nur, sie wurde bisher nicht entdeckt. Aber Fakt ist, dass sie in Frankfurt aus dem Zug stieg, ihre Leiche jedoch bei Braunlage gefunden wurde, fast dreihundert Kilometer von Frankfurt entfernt, doch diesmal ging die Reise wieder Richtung Norden. Wie kam sie dorthin, mit wem hat sie gesprochen beziehungsweise wer hat sie angesprochen? Lauter Fragen und keine Antworten. Oder habt ihr eine? «
    » Sören «, sagte Friedrichsen nachdenklich, » deine Ausführungen in allen Ehren, aber das widerspricht jeder kriminalistischen Logik. Ich meine, du behauptest doch, dass irgendwo in Deutschland jemand rumläuft, der kleine Jungs, Mädchen, Teenager und sogar Erwachsene umbringt. Das wäre ein absoluter Präzedenzfall, denn mir ist nicht bekannt, so etwas schon jemals in der deutschen Kriminalliteratur gelesen zu haben. «
    » Tja, das haben Präzedenzfälle so an sich – sie geschehen alle zum ersten Mal. Unser Mann passt in kein der deutschen Polizei bisher bekanntes Täterprofil, da er seine Opfer auf unterschiedliche Weise tötet, er keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern macht und sich auch nicht auf Kinder oder Erwachsene spezialisiert hat. Er ist pädophil, nekrophil, eigentlich deckt er das komplette Spektrum ab. Manche Opfer bringt er um, ohne sich an ihnen zu vergehen, wie zum Beispiel Sabine Körner, andere wieder foltert er bestialisch, wieder andere tötet er und vergeht sich dann an ihnen. Aber eins ist immer gleich, er behält von jedem seiner Opfer ein Souvenir. Einen Strumpf, eine Socke, Slip, Unterhose, BH … Ihr könnt mich ruhig alle für verrückt halten, aber ich bin überzeugt, es ist nur einer, mit dem wir es zu tun haben. «
    » Von wie vielen Morden gehst du aus? «, fragte Friedrichsen mit kehliger Stimme.
    » Schwer zu sagen, aber es könnten meinen Berechnungen nach zwischen vierzig und siebzig sein. «
    » Das ist Wahnsinn «, bemerkte Harms kopfschüttelnd, » das ist der blanke Wahnsinn! Damit würde er als einer der größten Serienkiller aller Zeiten in die Geschichte eingehen. «
    » Gut möglich «, entgegnete Henning lapidar. » Oder glaubt ihr, alle in Anführungsstrichen großen Serienkiller müssten in den USA ihr Unwesen treiben? Das wäre blauäugig. Ich erinnere nur an Andrej Tschikatilo, den sogenannten Ripper von Rostow in der Ukraine. Er hat zwischen Dezember 78 und November 90 dreiundfünfzig Frauen und Kinder umgebracht, wobei die Dunkelziffer laut Ermittlern noch wesentlich höher liegt. Und er hat zu einer Zeit mit dem Morden begonnen, als die Sowjetunion noch bestand. Auch er machte keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern oder dem Alter seiner Opfer. Er mordete scheinbar wahllos, womit ein Präzedenzfall nunmehr ausgeschlossen sein dürfte, denn was in den USA oder der Ukraine möglich ist, kann genauso gut auch bei uns geschehen. Es gibt im Übrigen weltweit mehr solche Fälle. Jan, du warst doch einige Male in den Staaten und hast mit renommierten Profilern und Fallanalytikern zu tun gehabt. Du müsstest eigentlich am besten wissen, dass es Täter gibt, die in keine Schublade passen … Jedenfalls, dieser Tschikatilo ist der Polizei mehrfach durchs Netz geschlüpft. Schon nach seinem ersten Mord hätte man ihn festnehmen müssen, aber das beim Opfer gefundene Sperma passte nicht zu seiner Blutgruppe, bis japanische Wissenschaftler später herausfanden, dass es in extrem seltenen Fällen vorkommen kann, dass Blutgruppe und Sperma nicht identisch sind. Aber das nur am Rande. Es könnte sein, dass auch unser Mann bereits auffällig geworden ist, vielleicht wurde er sogar schon erkennungsdienstlich behandelt, wer weiß? «
    » Aber dann hätte man ihn doch längst geschnappt, wenn seine Fingerabdrücke in der Datenbank gespeichert wären. «
    » Möglich, doch es soll auch schon vorgekommen sein, das s D aten verschwinden. Es war nur eine Idee, ich selber glaube nicht, dass er schon mal mit der Polizei in Konflikt geraten ist, und wenn, dann höchstens wegen einer Lappalie, wegen der er

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