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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sie war wie Doping. Er liebte seine Frau fast zwei Stunden lang, sie schrie ein paarmal auf, bis sie ihn schließlich anfuhr: » Hör endlich auf, ich kann nicht mehr! Mir tut schon alles weh. «
    » Gleich «, stieß er hervor. Schweiß rann ihm übers Gesicht, und ein paar Tropfen fielen auf das Kissen .
    » Du sollst aufhören, hab ich gesagt! « Sie versuchte sich ihm zu entziehen und ihn wegzustoßen, doch er hielt sie an den Armen fest und machte einfach weiter, bis er endlich zum Höhepunkt kam.
    » Du Idiot! «, schrie sie ihn an. » Wenn ich sage, es ist Schluss, dann ist auch Schluss! Du bist und bleibst eben ein ungehobelter Klotz. «
    » Sei doch nicht schon wieder böse, es hat mir nur so viel Spaß gemacht. «
    Sie atmete schnell und sagte nach einer Weile: » Dir vielleicht, aber mir tut alles weh. Wie kommt es eigentlich, dass du so lange durchhältst, wo wir doch nur so selten miteinander schlafen? Gibt es da eine andere? «
    » Nein, Schatz, es gibt keine andere, ich kann mich nur gut unter Kontrolle halten. «
    » Ich geh ins Bad, mich sauber machen «, sagte sie und stand auf. » Mach du dich auch sauber, ich hab die Betten erst heute frisch bezogen. «
    » Ja, Schatz «, erwiderte er, erhob sich ebenfalls und begab sich ins zweite Bad. Ich hab die Betten erst heute frisch bezogen, ich hab die Betten erst heute frisch bezogen! Bei dir ist immer alles frisch geputzt oder frisch bezogen oder meine Schuhe sind zu dreckig oder meine Hände oder ich stink aus dem Mund. Du bist wie Mutter, alles muss frisch und sauber sein .
    Du kotzt mich an, du alte Schlampe! Er wusch sich notdürftig und legte sich wieder hin und wartete, dass Monika kam. Sie hatte ihr Negligé aus- und ein hochgeschlossenes, bis zu den Knöcheln reichendes hellblaues Nachthemd angezogen .
    » Ich bin müde «, sagte sie und zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch. Und war sie vor einer Stunde noch wild und hatte ihm das Gefühl gegeben, ihn zu lieben, so war in ihrer Stimme wieder jene Kälte und Gleichgültigkeit, die er so hasste. Er hasste Monika, und er hasste seine Mutter. Aber er konnte sich nicht gegen sie wehren, sie waren einfach stärker. Vor elf Jahren hätte er nie für möglich gehalten, dass Monika auch einmal wie seine Mutter werden könnte. Vor elf Jahren war sie noch zärtlich, fürsorglich, sanft und zerbrechlich und hatte stets ei n L ächeln auf den Lippen. Aber es dauerte nur bis zu Sophies Geburt, bis aus dem Lamm Monika eine Löwin wurde. Oft fauchend, kratzend und bissig. Ab da wurde ihm klar, dass er sie verloren hatte. Es gab eben niemanden in seinem Umfeld, den seine Mutter nicht in ihren Bann zu ziehen vermochte .
    » Schlaf gut. « Er küsste sie noch einmal auf den Mund, ihre Lippen waren verschlossen, und er stellte sich vor, es wäre Miriam oder Melanie. Nein, Miriam, sie hatte den schöneren Mund, und sie war viel gebildeter und besser erzogen. Ich habe Melanie gefickt und Miriam geküsst. So ist es am besten .
    Und nun sind beide tot. Mausetot.
    Monika sagte nichts, kein » Gute Nacht «, kein » Schlaf gut «, es war sogar Jahre her, seit sie zuletzt gesagt hatte, dass sie ihn liebe. Er drehte sich auf die Seite und schlief sofort ein.

 
     
    SONNTAG, 8.30 UHR
     
    A ls Butcher aufwachte, war das Bett neben ihm leer. Er blieb noch einen Augenblick liegen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Auf dem Flur hörte er die Stimmen von Laura und Sophie. Er stand auf, öffnete die Tür und sah die beiden in ihren Nachthemden, wie sie gerade in Sophies Zimmer verschwinden wollten.
    » He «, rief er leise, » wollt ihr ein bisschen zu mir kommen? «
    » Und Mama? «, fragte Sophie vorsichtig nach .
    » Ist bestimmt schon unten. «
    Sie krochen unter seine Bettdecke, Laura auf der linken, Sophie auf der rechten Seite, und kuschelten sich an ihren Vater.
    » Habt ihr süß geträumt? «, fragte er.
    » Nö, von lauter Monstern. Warum träumt man eigentlich immer von Monstern? «, fragte Sophie.
    » Du weißt doch, Monster sind gar nicht so schlecht. Wir haben doch den Film Die Monster AG gesehen. Waren die vielleicht böse? Die haben nur so getan. Die wollen, dass man Angst hat, aber wenn man keine hat, wenn man ihnen sagt, hau ab, ich weiß, dass du viel mehr Angst hast als ich, dann ziehen sie ganz schnell Leine. Wie oft hab ich euch das jetzt schon erzählt? Zehnmal, hundertmal? «, fragte er lachend .
    Die Mädchen kicherten und fingen an ihn zu kitzeln. Innerhalb weniger Sekunden wurde daraus lautes

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