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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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«
    » Ich auch «, meinte Matuschek und fügte hinzu: » Ich fra g m ich nur, wer so was macht. Dieser Typ muss doch krank im Kopf sein. «
    » Quatsch «, entgegnete Koslowski, » der weiß genau, was er tut. Diese Typen werden immer als krank hingestellt, aber von den Opfern spricht schon bald keiner mehr. Die Kleine war doch gerade mal neunzehn. Und die, die seit gestern verschwunden ist, ist erst fünfzehn. Würde mich nicht wundern, wenn die auch tot ist. Vielleicht ist es ein und derselbe. Ich werde auf jeden Fall an der Sache dranbleiben. «
    » Aber die ist doch unten bei Hamburg verschwunden «, bemerkte Matuschek zweifelnd. » Ich glaub nicht, dass das eine mit dem andern was zu tun hat. «
    » Ich auch nicht «, stimmte Claussen zu, der schon nach dem ersten Bier etwas redseliger wurde. » Trotzdem, möglich ist alles. Weiß einer von euch, wie die am Haddebyer Noor umgebracht wurde? «
    » Nee, darüber erfährt man wohl nichts «, sagte Matuschek .
    » Außerdem ist das unwichtig. Fakt ist, dass sie tot ist und noch das ganze Leben vor sich gehabt hätte. Und das macht mich wütend. «
    » Und wenn sie ihn geschnappt haben, was passiert dann mit ihm? « Koslowski schaute in die Runde, als würde er eine Antwort erwarten. » Ein paar Gutachter werden ihn auf seine Schuldfähigkeit hin untersuchen, und vielleicht kommt er dann nur in die Klapse und führt ein angenehmes Leben , - bis ihm irgendwann jemand bescheinigt, dass er keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit darstellt. «
    » Stimmt «, sagte Claussen, » davon hört man ja immer wieder. Ist schon ein Scheißland. Für so jemand müsste man die Todesstrafe wieder einführen. Der Staat und wir Steuerzahler würden eine Menge Geld sparen. «
    » Na ja, weiß nicht so recht «, erwiderte Matuschek. » Dann passiert hier vielleicht das Gleiche wie in Amerika, wo scho n m anch einer hingerichtet wurde und sich später seine Unschuld rausgestellt hat. Ich bin da immer ein bisschen vorsichtig, was die Todesstrafe angeht … «
    » Mag sein, aber wenn ein Fall ganz klar ist und man den Täter definitiv überführt hat, dann könnte man doch mal drüber nachdenken, oder? «, sagte Koslowski. » Natürlich darf ich als Journalist so was nicht schreiben, aber denken und im privaten Kreis drüber sprechen, das kann mir keiner verbieten. «
    » Da geb ich dir Recht. Aber auch hier werden immer wieder Urteile aufgrund von Indizien gefällt, dabei heißt es doch in dubio pro reo. «
    » In dubio was? «, fragte Claussen.
    » Im Zweifel für den Angeklagten «, antwortete Matuschek .
    » Ich frag mich nur, was so einen Kerl antreibt. Ich meine, wenn er sich mit einem von uns messen würde, das wär was anderes, aber junge Mädchen? «
    » Ist wahrscheinlich so ein Weichei, der sich nicht an richtige Männer rantraut, weil er genau weiß, dass er von denen gewaltig eins in die Fresse kriegen würde «, bemerkte Claussen lapidar, trank sein Glas leer und bestellte sich gleich ein neues.
    »Ob Weichei oder nicht, er ist eine Gefahr für die Gesellschaft. Deshalb sollten die Bullen sich beeilen, damit nicht noch mehr passiert. Ich finde, zwei tote Frauen bei Haddeby reichen. «
    » Die kriegen ihn schon «, meinte Koslowski gelassen. » Die haben ja auch schon eine heiße Spur, sagt der Polizeisprecher jedenfalls. So, ich trink auch noch ein Bier, und dann ab nach Hause, sehen, was die Familie so treibt. Und ihr? «
    » Meine Leute warten bestimmt auch schon auf mich «, antwortete Claussen. » Aber die werden ’ s schon noch ein paar Minuten ohne mich aushalten. Es heißt sowieso gleich: › Wo kommst du jetzt her? Hast du etwa schon wieder was getrunken? ‹«
    » Kenn ich irgendwoher «, meinte Matuschek grinsend.
    »Jungs, wir sind doch arme Schweine«, sagte Koslowski. »Aber wir haben’s uns selbst ausgesucht.«
    Sie blieben noch zwanzig Minuten , zahlten und begaben sich zu ihren Autos. » Bis Mittwoch um sechs «, verabschiedete sich Koslowski. » Oder früher, sollte es einen Alarm geben, was ich nicht hoffe. Bis dann, und haltet die Ohren steif. «

 
     
    SONNTAG, 13.05 UHR
     
    D ie Eltern von Melanie Schöffer waren zu Hause. Wo sonst, dachte Henning, sie warten schließlich darauf, dass ihre Tochter wiederkommt oder irgendeiner ihnen sagt, wo sie ist. Lebend. Doch damit konnte er nicht dienen. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen überbrachten er und Lisa Angehörigen eine Todesnachricht, und er kam sich mittlerweile vor wie ein Todesbote. Es

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