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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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lustlos. Seine Mutter würdigte ihn keines Blickes, als wüsste sie, was letzte Nacht im Schlafzimmer, das schräg gegenüber von ihrem lag, geschehen war. Aber was war geschehen?, fragte er sich. Ich habe mit Monika geschlafen, mit meiner Frau. Gut, ich habe dabei nicht an sie gedacht, aber das ist doch auch egal. Ihr blöden Weiber, ich möchte wirklich zu gern wissen, was ich euch getan habe. Er aß zwei Scheiben Toast mit Marmelade und trank eine Tasse Kaffee. Als er ging, war er einmal mehr froh, dieses Haus verlassen zu dürfen.
    Auf der Fahrt zum Feuerwehrhaus hörte er die Nachrichten. Zum Schluss wurde folgende Meldung verlesen : » Und hier noch eine Vermisstenmeldung der Polizei. Seit gestern Nachmittag wird die fünfzehnjährige Melanie Schöffer aus Wismar vermisst. Sie ist einsachtundsiebzig groß, schlank und trägt ein pinkfarbenes Oberteil mit Pailletten, einen weißen Minirock und weiße Leinenschuhe. Melanie Schöffer wurde zuletzt auf dem Autobahnrastplatz Buddikate gesehen. Hinweise über den Aufenthaltsort von Melanie Schöffer nimmt jede Polizeidienst stelle entgegen. «
    Na, dann sucht mal schön. Bin schon ganz gespannt, ob ihr sie finden werdet. Er stellte den Golf auf der Straße vor dem Feuerwehrhaus ab und stieg aus. Die meisten seiner Kollegen waren bereits da, sie schienen nur auf ihn zu warten .
    » Moin «, begrüßte er die Anwesenden und holte die Uniform aus dem Kofferraum. Sie befand sich in einem blauen Kleidersack, damit er sie nicht mit den andern verwechselte .
    Blau für die Feuerwehr, grün für die Polizei und rot-weiß für den Krankenwagen, den er ab und zu fuhr, wenn ein anderer Fahrer ausfiel, was aber in letzter Zeit kaum noch vorkam.
    Er schloss ab, ging in den Umkleideraum und zog die Uniform an. Butcher sah an sich hinunter, betrachtete sich im Spiegel und war zufrieden mit seinem Äußeren .
    Wieder draußen, wurde eine kurze Besprechung abgehalten .
    Das Feuerwehrauto stand noch in der Halle. » Also, Kollegen, dann mal auf in den Kampf. Die Übung ist auf drei Stunden angesetzt, wenn ’ s länger dauert, haben wir ein Problem. Es handelt sich um eine Einsatzübung, wir überprüfen die Schläuche und die Hydranten und sehen mal zu, ob wir den Neulingen etwas beibringen können. Dieter, Werner und Peter fahren wie gehabt, Kurt und ich bilden die Vorhut: Wir üben wieder an der bekannten Scheune. «
    Sie überprüften die Pumpen, maßen die Geschwindigkeit, in der die Schläuche ab- und wieder aufgerollt wurden, zwei Neulinge wurden in die Technik der korrekten Sprühhaltung eingewiesen, wobei der Sprühstrahl allmählich von schwach auf stark gesteigert wurde. Alles wurde mehrfach geprobt, für den Ernstfall, der immer nur simuliert wurde, auch wenn die meisten von ihnen schon bei mehreren Bränden dabei gewe sen waren und im vergangenen Jahr einer der Kollegen sein Leben bei einem Einsatz verloren hatte, als ein herabstürzender Eisenträger ihn unter sich begrub. Aber Johann Koslowski bestand darauf, dass mindestens einmal im Monat eine solche Übung abgehalten wurde, dass das Fahrzeug sich stets in einem perfekten Zustand befand, im Feuerwehrhaus alles picobello aufgeräumt war und jeder seine spezielle Aufgabe im Notfall auch im Schlaf hätte erledigen können. Er schaute zur Uhr, Punkt eins. Die Schläuche waren längst aufgerollt, Koslowski sagte: » Gute Arbeit, Männer, aber beim nächsten Mal muss noch mehr Dampf dahinter sein. Manchmal kommt ihr mir wie lahme Ackergäule vor, aber ich will, dass ihr Rennpferde seid. Kapiert? «
    » Aye, aye, Captain «, schallte es wie aus einem Mund, und alle salutierten grinsend .
    » So ist ’ s recht. «
    Wieder im Gerätehaus, sagte Werner Claussen: » Hat irgendeiner von euch noch was vor? Wir könnten noch was trinken gehen. «
    » Warum nicht «, antwortete Dieter Matuschek, auch Klaus Börnsen und Peter Müller stimmten zu, während Johann einen Moment überlegte, bevor er meinte: » Was soll ’ s, ein Bierchen in Ehren kann niemand verwehren. «
    Gegen halb zwei verließen sie das mitten im Ort gelegene Haus und gingen in ein Lokal, das sie oft nach einer Übung aufsuchten. Sie bestellten sich jeder ein großes Bier. Die Rede kam sofort wieder auf den Mord an Miriam Hansen und das seit gestern vermisste Mädchen.
    » Wenn ich die Drecksau in die Finger kriegen würde «, sagte Claussen und wischte sich den Schaum vom Mund, » ich würde ihn breitbeinig übern Stacheldrahtzaun ziehen. Ganz, ganz langsam.

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