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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Geschrei. Sie machten eine Kissenschlacht, bis Sophie sagte: » Du stinkst aus dem Mund. «
    Als Sophie das sagte, meinte er die Stimme seiner Frau zu hören. Du stinkst aus dem Hals, du stinkst nach Öl, du stinkst nach Werkstatt …!
    » Jeder stinkt morgens aus dem Mund. Und weißt du auch, warum? «, erwiderte er und sah Sophie und Laura gespiel t e rnst an. Sie schüttelten die Köpfe. Mit tiefer Stimme fuhr er fort: » Weil der Magen Hunger hat und in dem Magen ein Monster sitzt und sagt: › Wenn ich nichts zu essen kriege, dann werde ich stinkig. Dann werde ich so stinkig, dass ich die ganze Luft verpeste. ‹ Ich stink aus dem Mund, du stinkst aus dem Mund, die ganze Welt stinkt aus dem Mund. Es ist ein riesengroßer Gestank, der erst dann aufhört, wenn wir was gegessen haben. Wollen wir was essen, bevor wir vor lauter Gestank platzen? «
    » Haha, man kann doch vor Gestank nicht platzen «, sagte Laura.
    » Da hab ich aber schon ganz andere Geschichten gehört. Aber die erzähl ich euch nicht, die sind so unglaublich gruselig, da krieg selbst ich Angst. «
    » Das stimmt nicht, das stimmt nicht! «, rief Laura und sprang auf der Matratze auf und ab. » Du kriegst doch nie Angst, höchstens wenn Mama oder Oma böse ist. «
    Butchers Miene verdüsterte sich für einen kurzen Moment, bevor er wieder lachte und sagte: » Ich soll Angst vor Mama oder Oma haben? Warum das denn? Die tun mir doch nichts. «
    » Manchmal … « Laura hielt inne, als die Tür aufging und ihre Mutter ins Zimmer trat.
    » Was ist denn hier los? Was soll das? Hab ich nicht ausdrücklich gesagt, dass das Bett kein Spielplatz ist? Ab in eure Zimmer, und zieht euch an, wir frühstücken gleich. «
    » Monika, bitte … «
    » Nichts bitte. Wieso machst du eigentlich immer meine Erziehung kaputt? Kannst du nicht einmal respektieren, wenn ich etwas sage? Laura und Sophie haben ihre eigenen Zimmer, wo sie tun und lassen können, was sie wollen. Aber das Schlafzimmer ist tabu. Und wenn du das nicht einsehen willst, bitte, es steht dir frei, in Zukunft in deinem Kellerloch zu übernach ten. Da kannst du tun und lassen, was du willst, was du ja sowieso tust. Und jetzt steh auf, ich will die Betten machen und lüften. «
    » Ja, gleich. Was ist eigentlich mit dem Fahrrad? «
    » Darüber wollte ich auch noch mit dir sprechen. Ich bin voll und ganz der Meinung deiner Mutter, dass es noch zu früh ist, aber ich will ein Auge zudrücken. Sie kann es von mir aus behalten, allerdings nur unter der Bedingung, dass vorerst immer eine von uns beiden, entweder ich oder deine Mutter, sie begleitet. Allein darf sie nur fahren, wenn es hier auf dem Grundstück ist. Aber darüber werde ich noch mit ihr reden, sie wird es sicherlich verstehen. «
    Ohne etwas zu erwidern, ging Butcher ins Bad, erledigte seine Morgentoilette, und als er zurückkam, hatte Monika die Betten abgezogen.
    » Du hast doch erst gestern … «
    » Und? Sie sind dreckig, oder hast du etwa vergessen, was letzte Nacht war? Das Frühstück ist fertig, deine Mutter wartet auch schon. «
    » Ich hab nicht viel Zeit, ich muss bald los «, sagte er. » Wir haben eine Übung. «
    » Was für eine Übung und wo? Davon hast du bis jetzt nichts erwähnt. «
    »Wir überprüfen die Geräte und die Hydranten und so weiter.«
    »Dann bist du zum Mittagessen gar nicht zu Hause?«
    »Wahrscheinlich nicht. Hängt davon ab, wie lange es dauert.«
    Er ging zu ihr und wollte sie umarmen, doch sie entwand sich seinem Griff.
    » Lass mich, ich mag nicht. «
    » Warum? «
    » Mir ist einfach nicht danach. Ich sag dir schon, wenn ich umarmt werden will. Laura! Sophie! Beeilt euch! «, rief sie.
    » Beantworte mir nur eine Frage. Was hab ich getan, dass du mich so behandelst? Früher warst du ganz anders. «
    » Früher ist früher, und heute ist heute. Außerdem habe ich keine Lust auf fruchtlose Diskussionen. «
    » Eine Frage noch. Liebst du mich eigentlich? «
    » Wir sind verheiratet, schon vergessen? «, antwortete sie schnippisch.
    » Nein, hab ich nicht, Schatz. «
    Monika hatte die angeblich schmutzige Bettwäsche unter den Arm geklemmt und verließ das Zimmer. Butcher zog sich an .
    In ihm waren finstere Gedanken. Er ging nach unten. Es duftete nach frisch gebrühtem Kaffee, der Tisch war wie jeden Sonntagmorgen opulent gedeckt. Er war der Letzte, der Platz nahm. Es wurde kein Wort gesprochen, eine bleierne, unerträgliche Stille lag über dem Raum. Selbst die Mädchen waren davon angesteckt und aßen

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