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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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olivfarbenen
Bundeswehrklamotten, das neue Tarnzeugs mag ich nicht so besonders. Auf
Unterwäsche verzichtete ich, denn die wäre nur hinderlich bei den folgenden
Wasserspielen. In den Rucksack wanderten Jeans, Poloshirt und Socken zum
wechseln. Ein Handtuch, ein Müllbeutel für die nassen Sachen und ein Paar
Turnschuhe komplettierten den Inhalt. Ich zog die Lederjacke über und machte
mich auf den Weg zum Bahnhof. Die Leute in der S-Bahn schauten mich zwar
komisch an, aber da war mir im Moment mehr als egal.
     
    Das Blizzard lag in einer Seitenstraße unweit des Bahnhofs. Viel los
auf den Straßen war nicht, kein Wunder, es regnete auch in Strömen, die Gullys
konnten der Wassermassen kaum Herr werden. Das kann ja heiter werden, dachte
ich, als ich die Eingangstür aufzog. Ich war mal wieder viel zu früh, der sonst
obligatorische Türsteher hatte seine Arbeit noch nicht aufgenommen.
    Ich hing die Jacke an den Haken und ging in den schlauchartigen
Schankraum des Etablissements, es brannte noch das Putzlicht. In der hinteren
Ecke standen Fred, genannt Frieda, der Wirt, und Oktay, der muskelbepackte
Türsteher und leckten sich leidenschaftlich ab. Das der Türke die Hosen in den
Kniekehlen hatte, lasse ich mal unerwähnt. Er wirkt zwar wie der typische
Macho, ich aber eher das räudige Kätzchen, das sich gern besteigen lässt. Ich
räusperte mich: „Äh, bin ich zu früh?“
     
    Zwei Augenpaare drehten sich zu mir um, der Türke zog sich verschämt
die Hose ruckartig hoch und klemmte sich dabei wohl den osmanischen Säbel ein,
man hörte seinen Schmerzensschrei. „Benedict, du alte Pissnelke! Komm an meine
Brust!“ Das Fred mit offenem Hosenstall auf mich zukam, um mich zu begrüßen,
schien ihn in keinster Weise zu stören. „Was machst du denn heute hier?“
     
    Wir küssten uns. „Was soll ich hier wohl machen? Gleich meinen Spaß
haben, du Hirsch!“
     
    Frieda, mittlerweile wieder auf dem Rückweg hinter den Tresen, fing
lauthals an zu lachen. „Das glaub ich eher nicht, du gelber Bruder. Ich hab‘
dich ja am letzten Sonntag vermisst, hast du deine Vorlieben gewechselt?“
     
    Ich war perplex. „Ne, wieso fragst du?“
     
    „Na, heute ist der vierte Sonntag im Monat und nicht der dritte, mein
Lieber! Heute ist Puppenspielen angesagt!“ Er grinste mich hämisch an, ich
änderte wohl meine Gesichtsfarbe. „Aber komm erst mal her, wir trinken einen
auf den Schrecken!“ Er stellte mir und sich je einen Weinbrand-Cola hin. „Auf
uns!“
     
    „Auf uns!“ Hatten wir tatsächlich den vierten Sonntag?
     
    „Aber wahrscheinlich wirst du heute auch noch was für dich finden. Wird
vielen so gehen, denn der Erste war ein Sonntag, heute ist der 22.ste, der Juni
hat dieses Jahr fünf Sonntage!“
     
    Scheiße! Er hatte recht und ich mich umsonst in den Zug gesetzt. „Ich
sollte weniger arbeiten, aber …  kann ja jedem passieren. Was gibt es denn
Neues?“
     
    Während er mich über den neusten Klatsch aus der Szene in Kenntnis
setzte, füllte sich allmählich der Laden. Gegen vier, dem offiziellen Beginn
der Veranstaltung, war der Tresen fast ganz besetzt, man hielt sich beim
allgemeinen Smalltalk auf und begutachtete sich gegenseitig, wer als Passiver
das rote Tuch rechts oder als aktiver Fister links trug. Ich kam mir mit meinem
gelben Halstuch, dass ich um den Hals als Zeichen des gleichzeitigen Nehmens
und Gebens geschlungen hatte, etwas deplatziert vor und ließ es in der
Seitentasche meiner BW-Hose verschwinden.
    Ich entdeckte jedoch einige bekannte Gesichter, anscheinend war ich
nicht der einzige Mensch im Ruhrgebiet, der sich mit dem Datum vertan hatte. Um
halb fünf wurde der Vorhang zum hinteren Teil des Ladens aufgezogen, die Spiele
konnten beginnen. Ich ließ die Meute vor, denn die zwölf Slings, die heute an
der Decke angebracht waren, waren blitzschnell vergriffen. Normalerweise hängen
ja nur zwei dieser Affenschaukeln in dem 30 Quadratmeter großen, mit
rutschfestem PVC-Belag ausgestatteten Raum.
     
    Ich drehte eine erste Runde, ich wollte mir die Kerle, die da ihre
Kisten und gespülten Rosetten in Reih und Glied präsentierten, wenigstens
einmal aus der Nähe ansehen. Die Altersspanne der Puppen reichte von Anfang 20
bis Ende 50, einige der Spieler hatten sich schon auf die vor den
Lederliegeflächen aufgestellten Stühle gesetzt und begannen mit ihren
Vorbereitungen.
    Der Typ im vorletzten Sling könnte mir gefallen, dunkelbraune Haare,
feine Gesichtszüge, kein Bart und

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