Unsortiertes
eine
Parallele zu mir, ein ausgeprägtes Grübchen. „Auf dem Weg in die Kaserne?“
Fast erschrocken blickte er mich an, ich hatte ihn wohl aus seinen
Gedanken gerissen. „Wie kommen sie darauf, dass ich unterwegs zum Bund bin?“
„Der Rucksack! So einen hatte ich auch, als ich damals bei der Armee
war. Das ist aber lange, lange her, lass mich kurz überlegen … mittlerweile 22
Jahre!“ Ich grinste ihn an.
Er schüttelte sich. „Nein! Mit der Bundeswehr habe ich nichts am Hut,
jedenfalls noch nicht und wahrscheinlich werde ich auch nie was mit ihr zu tun
kriegen.“
„Verweigert?“ Ich blickte ihn neugierig an.
Wieder dieses Zucken. „Nein, das Teil gehört meinem Stiefvater.“
Ich warf noch einmal einen intensiven Blick auf meinen Beifahrer. Es
zeichneten sich zwar einige Muskeln an seinen Armen ab, aber definiert waren
sie nicht. Auch schien er nicht viel auf den Rippen zu haben, allerdings
unterernährt wirkte er auch nicht. Sein Gesicht wirkte jetzt, wo er kein
Basecap mehr trug, erheblich jünger, als noch zu dem Zeitpunkt, wo ich ihn das
erste Mal gesehen habe. „Sei mir bitte nicht böse, aber wie alt bist du
eigentlich?“
„Gestern 18 geworden.“ Er nuschelte mehr, als er sprach.
„Dann herzlichen Glückwunsch nachträglich!“ Ich hielt ihm meine Rechte
hin.
Ganz langsam ergriff er sie, von einem Händedruck konnte keine Rede
sein, fast unhörbar kam ein „Danke“ aus seinem Mund. Moment mal! Mein Gehirn
rotierte, arbeitete auf Hochtouren, hier konnte etwas nicht stimmen! Es war
etwas faul im Staate Dänemark! Ich grübelte, konnte aber mit den Informationen,
die ich bis dahin hatte, mir noch kein genaues Bild machen.
„Woher kommst du eigentlich?“ Ich blickte ihn fragend an.
Er zuckte mit den Schultern. „Aus Sassnitz!“
„Das meinte ich nicht. Deiner Stimme nach? … Du stammst nicht aus
Meck-Pomm!“ Mein Gehör war, im Gegensatz zu dem meiner Großmutter, ja noch in
Ordnung. „Ich tippe mal auf Ruhrgebiet.“
„Stimmt genau!“ Seine Stimme überschlug sich fast. „Geboren und
aufgewachsen bin ich in Essen. Bin erst mit 14 nach Rügen gezogen, als meine
Alte ihren Stecher … Egal! Aber es steht mir ja nicht auf der Stirn geschrieben,
dass ich aus dem Pott komme. Woher wissen sie?“
Die Schilder zum Rügendamm waren schon zu sehen. „Du hast den Slang
drauf, den ich von meinen Kunden her kenne; der Großteil kommt aus der
Ruhrmetropole.“
„Was machen sie denn?“ Hatte ich seine Neugier geweckt?
Ich warf einen kurzen Blick auf meinen Nebenmann. „Ich bin Chef einer
mittelständischen Brennerei, altes Unternehmen, gegründet 1823, seit
Generationen im Besitz der Familie. Sei mir bitte nicht böse, wenn ich dich
einfach duze, aber bei uns auf dem Land ist das üblich! Ich bin der Damian.“
„Und ich der David!“ Diesmal hielt er mir seine Hand hin.
Ein elektrischer Schlag traf mich, was war das? Taute der Kleine auf?
Wieso kriege ich weiche Knie, nur weil er mich berührt? Ich bin doch kein
Kinderschänder, er könnte mein Sohn sein! Aber, der alten Schule meiner
Großmutter sei Dank, ich brauchte relativ kurz, um mich zusammen. „Sehr
angenehm, lieber David aus Sassnitz.“
„Finde ich auch, lieber Damian aus Westfalen.“ Er grinste mich an.
Wir führen über die neue Hochbrücke nach Stralsund. Der Verkehr wurde
zwar etwas dichter, aber er floss. Als wir die Außenbezirke der alten
Hansestadt erreicht hatten, fuhr ich in Richtung Autobahn, das Gespräch konnte
wieder starten. „Und was willst du in Hamburg? Deine Freundin besuchen?“
„So was brauche ich nicht! Aber, wie kommen sie … äh … wie kommst du
darauf, dass ich jemanden besuche?“ Er wunderte sich.
Ich zog die Augenbrauen hoch und blickte ihn an. „Großes Gepäck, gerade
18 geworden … Ich kenne zwar die Ferienzeiten in diesem Bundesland nicht, aber
so, wie es aussieht, willst du länger bleiben. Für einen Kurztrip würde der
Rucksack reichten, aber mit dem ganzen Gepäck?“
„Wieso fragst du so viel?“ Seine Stimme stockte.
Ich zuckte mit den Schultern. „Vom Sternzeichen her bin ich Jungfrau,
also ziemlich wissbegierig, neugierig möchte jetzt nicht sagen.“ Ich grinste
ihn an. „Von daher … und außerdem, ich möchte ja keinen entflohenen Straftäter
oder so transportieren: Ich will mich ja nicht strafbar machen.“
Sein Lachen klang gequält. „Keine Angst, ich
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