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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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mitleidig an, als wir das Hotel verließen. „Damian,
du wirst dir noch eine Erkältung holen.“
     
    Ich winkte ab. „Ach Victoria, noch regnet es ja nicht. Ich muss gleich
für mindestens sechs Stunden im Wagen sitzen, da wird mir ein kleiner
Sonntagsspaziergang sicherlich nicht schaden. Ich habe ja nicht vor, bis Kap
Arkona zu laufen, ich gehe nur einmal die Strandpromenade auf und ab, das ist
alles.“
     
    „Wie du meinst! Aber beschwere dich nicht, wenn du einen Schnupfen
kriegst.“ Sie grinste mich an.
     
    Ich musste lachen. „Keine Angst, du weißt, ich bin hart im Nehmen.“
     
    „Damian! Das war eindeutig zweideutig!“ Sie rückte ihre Brille zurecht.
„Wo bleibt denn Klaus?“
     
    Ich zuckte mit den Schultern. „Wo dein Mann ab geblieben ist, weiß ich
auch nicht. Beim Mittagessen saß er uns noch gegenüber und hat sich mit dem
Professor aus Bayern unterhalten, dem Doktorvater des Jubilars. Wahrscheinlich
wird er euren Wagen holen, wie ich ihn kenne.“
     
    „Der ist mir gestern Abend daheim mal beim Tanzen auf den Fuß
gestiegen!“ Sie tat so, als ob sie es heute noch spüren würde. „Der Mann kann
sich einfach nicht bewegen!“
     
    „Liebste Victoria! Was erwartest du von einem Forstwirt? Er sorgt nur
für Eichen, die später dann entweder zu deinem Parkett oder zu meinen Fässern
werden!“ Ich steckte mir eine Zigarette an.
     
    Sie kicherte wie ein Schulmädchen. „Deine Ironie hast du, Gott sei
Dank, ja nie verloren. Ich glaube, ohne deinen Sarkasmus und deine spitze Zunge
hätte ich diese Silberhochzeit nie überlebt.“
     
    „Engelchen? Wofür ist Familie denn sonst da?“ Ich blickte sie an. „Man
hilft sich doch in der Not!“
     
    Sie atmete tief durch. „Du sagst es! Aber wie kann man nur in einem
Strandhotel feiern? Und das auch noch in dem Schuppen? Man hätte fast meinen
können, man wäre noch in der DDR.“
     
    „Günther ist ja nur besserer Förster, … da kann man sich das Adlon
nicht leisten!“ Ich aschte ab.
     
    Sie rümpfte ihre Nase. „Damian! Er ist Amtsleiter der Forstverwaltung!
Ah, da ist ja mein Gatte!“
     
    Klaus stieg aus seinem Mercedes und blickte uns kopfschüttelnd an.
„Habt ihr wieder gelästert, ihr beiden Tratschtanten? Über mich etwa?“
     
    „Wer macht denn so etwas? Mein lieber Klaus, man merkt immer wieder,
dass du bürgerlich bist. In unseren Kreisen lästert man nicht, man tauscht sich
höchstens über Dritte intensiv aus!“ Ich blickte meine Cousine an, die sich
königlich amüsierte. „Oder Comtesse? Was sagen sie denn dazu?“
     
    „Damian! Du bist ein Kindskopf! Aber ein ganz lieber Vertreter dieser
Art!“ Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns dann im
November, beim Geburtstag deiner Mutter.“
     
    „So sie bis dahin noch lebt und Vater sie nicht ins Grab gebracht hat.“
Ich trat meine Zigarette aus.
     
    Sie schüttelte nur mit dem Kopf und ich verabschiedete mich noch von
Klaus, ihrem Gatten. Dann lenkte ich meine Schritte in Richtung Strandpromenade
und drehte dort eine kleinere Runde, ließ mir den frischen Ostseewind um die
Nase wehen, brachte noch ein Rauchopfer dar und war froh, das Hotel wieder
erreicht zu haben. Ausgecheckt hatte ich ja schon, ich ließ mir nur noch meinen
Wagen bringen. Warum sollte man den Hotelservice nicht in Anspruch nehmen,
schließlich hatte ich ihn ja auch bezahlt.
    Als ich an diesem letzten Märzsonntag in meinem 530d Touring stieg,
atmete ich erst einmal tief durch. Noch trennten mich über 600 Kilometer von
meinem eigenen Bett. Ich blickte auf die Uhr, wir hatten kurz nach zwei, als
ich den Wagen anließ. Auf die Rudolf-Diesel-Gedächtnisminute konnte ich bei
meinem nagelneuen BMW verzichten, dass der Motor lief, merkte man nur an der
Drehzahlanzeige. Das war sie also gewesen, die Silberhochzeit von Claudia und
ihrem Karl-Hermann, dem einzigen Sohn von Vaters drei Jahre jüngerer Schwester
Bernhardine.
    Auf ihrer Hochzeit war ich auch, aber damals war ich 18, stand kurz vor
dem Abitur und meine Eltern waren noch auf der Suche nach einem weiblichen
Pendant für ihren einzigen Sohn. Dass ich zum damaligen Zeitpunkt schon seit
fast zwei Jahren das Interesse an der holden Weiblichkeit verloren hatte,
konnten sie ja nicht wissen, ich hatte mich nicht geäußert. Erst als Oma mich
mit 22 im Bett mit dem Sohn unseres Brennmeisters erwischt hatte, schwante auch
meinen Eltern, dass mit mir unser Zweig der Familie aussterben würde.
    Am Anfang war es zwar schwer,

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