Unsortiertes
hatte.
Plötzlich bäumte auch er sich auf, meine Finger waren ja immer noch in
ihm beschäftigt. David explodierte regelrecht. Mein Hemd war jetzt zwar ein
Fall für die Reinigung, aber das war mir im Moment mehr als egal. Wir grinsten
uns an, küssten uns erneut; er schien glücklich zu sein. Der Junge aus Rügen
leckte erst meine Kronjuwelen sauber und versuchte dann, die Reste seines
Ausbruchs von meinem Hemd zu saugen, ehe sich unsere Lippen erneut trafen.
„Das war geil! Erheblich besser, als die Nummer mit Walter!“ Er wirkte
zufrieden.
Ich lächelte bescheiden. „Danke für die Blumen, mein feuriger
Halbitaliener.“
„Sorry, dass ich dich vollgespritzt habe, aber so einen Analorgasmus
hatte ich noch nie. Ich hab mich selber ja gar nicht angefasst.“ Er drückte mir
einen Kuss auf die Wange. „Danke dir!“
Wir saßen immer noch mit freiem Schritt auf den Sitzen und grinsten uns
an. Ich kramte nach meiner Schachtel Zigaretten, öffnete die Fenster, griff mir
zwei Glimmstängel und entzündete den Tabak. Es war das erste Mal, dass in
meinem Wagen geraucht wurde. Aber auch das war mir egal. Ich reichte ihm einen
der Sargnägel und wir genossen einfach nur den blauen Dunst.
Seine Linke lag auf meiner Rechten, wieder kamen diese Blitze, ich
spürte ein Kribbeln, das meinen ganzen Körper durchzog. Es war durchaus
angenehm, alte, längst vergessene Gefühle kamen in mir wieder hoch. Ich fühlte
mich wohl, sehr wohl sogar. Als er seine Kippe aus dem Fenster geworfen hatte
und auch noch die Finger seiner rechten Hand auf meinem Unterarm ablegte,
durchfuhr mich ein Stromschlag ungeahnter Stärke. Ich konnte mich kaum bewegen,
war fast gelähmt und warf mein Nikotinprodukt ebenfalls über Bord.
Ich drehte mich zu ihm um. „Ganz dumme Frage: Hast du deinen Perso
mit?“
Er schaute mich fragend an, beugte sich dann aber nach vorn, kramte in
den Taschen seiner Jeans und nahm sein Portemonnaie heraus. Dann lehnte er sich
zurück, öffnete die ledernde Geldbörse und reichte mir den grünlichen
Identifikationsausweis. „Hier! Aber was willst du damit?“
Ich warf einen kurzen Blick auf das Dokument, David Pascal Jablonsky,
das Geburtsdatum stimmte. Das Bild war, wie dem Datum auf der Rückseite zu
entnehmen, knappe zwei Jahre alt und zeigte einen Jüngling mit lockigen
schwarzen Haaren. „Mit langen Haaren gefällst du mir erheblich besser! Mit
diesem Kurzhaarschnitt siehst du fast wie ein Sträfling aus.“
„Wenn man mit 17 nur 20 Euro Taschengeld im Monat kriegt, ist ein
Friseurbesuch leider drinnen. Ich hab den Langhaarschneider meines Rasierers
genommen.“ Traurigkeit lag wieder in seiner Stimme.
Ich grübelte kurz. „Für selbstgemacht aber gar nicht so schlecht.
Andere Frage: Hast du zufällig auch noch deine Zeugnisse dabei?“
„Du willst aber ziemlich viel wissen? Ich bin doch nur ein Tramper!“ Er
kratzte sich am Kopf. „Aber ich kann dich beruhigen: Ich habe meine ganzen
Papiere mitgenommen, sind hinten in der Tasche.“
Ich strich ihm über seine Wange. „Sehr gut!“
„Was ist gut? Das ich meine Giftblätter dabei habe? Meinst du, damit
kann ich auf dem Strich was anfangen und kriege mehr Kohle, nur weil ich in
Mathe eine Zwei habe?“ Er starrte mich an.
Ich schüttelte mich bei dem Gedanken, dass er sich und seinen Körper
verkauft. „Du sollst doch so etwas nicht sagen! Ich mache dir jetzt ein Angebot
…“
„Willst du mich ficken oder soll ich die ganze Nacht mit dir
verbringen? Vergiss nicht: Jede weitere Nummer kostet aber Kohle, das gerade
war umsonst!“ Sein Ton gefiel mir überhaupt nicht.
„Umsonst ist der Tod und der kostet einem auch noch das Leben!“ Ich
blickte ihn ernst an. „Ja, ich will dich! … Und nicht nur für eine Nacht!“
„Willst wohl den Stammfreierbonus haben!“ Verhöhnte er mich?
Ich hob mein Becken an, zog mir die Hose wieder hoch, verpackte meine
Kronjuwelen und blickte ihn forsch an. „Ich werde nichts bezahlen, lieber
David, nichts! Weder heute noch morgen noch überhaupt! Das, was ich jetzt sage,
sage ich nur einmal und du solltest es dir gut überlegen! Ich kann dich gleich
bei diesem IKEA absetzen, du nimmst dir eine Bahn in die große Stadt und wirst
Stricher mit allen Konsequenzen.“
„Oder? Was ist die andere Alternative? Da kommt doch noch was?“ Seine
Stimme klang brüchig.
„Oder … wir lassen das schwedische Möbelhaus links liegen und
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