Unsortiertes
Samstag so gegen vier hier
aufschlagen. Dann gemeinsames Kaffeetrinken mit der ganzen Familie, meine
beiden Schwestern haben sich samt Anhang angesagt.“ Ich grübelte kurz nach.
„Spätestens ab 20:00 bin ich wieder mein eigener Herr!“
Er blickte mich mit freudigen Augen an. „Wenn du mir deine Adresse
gibst, dann stehe ich um acht vor deiner Tür, denn ich würde dich wirklich
gerne wiedersehen und da weitermachen, wo wir auf dem Parkplatz aufgehört
haben. Nicht nur als Dankeschön für die Taxifahrt.“
„Geht mir genauso.“ Ich küsste ihn und griff an ihm vorbei ins
Handschuhfach, denn dort lag ja mein Portemonnaie. Ich überreichte ihm meine
Karte mit einem tiefen Zungenkuss. „Hier hast Du sämtliche Erreichbarkeiten von
mir, würde mich echt freuen, wenn du dich meldest.“
„Darauf kannst du einen lassen!“ Er steckte mir minutenlang die Zunge
in den Mund.
Irgendwann kam dann aber doch die Zeit der Trennung und er stieg aus.
Ich startete den Motor und ließ ihn, und somit auch mich, allein in der Nacht
zurück. In meine Wohnung in der Jägerallee fuhr ich dann doch nicht mehr,
sondern direkt aus dem Süden der Stadt in den Norden. Bei meinen Eltern
angekommen, summte mein Mobilteil. Angelo schickte mir eine SMS zur guten
Nacht. Obwohl ich schon zweimal Druck abgelassen hatte, konnte ich nicht
anders, ich musste mir selber noch einmal ein Vergnügen bereiten. An wen ich
dabei dachte, muss ich ja wohl nicht weiter ausführen, oder?
Elisabeth, die gute Seele unseres Betriebes, hatte schon längst Kaffee
gekocht, als ich gegen neun ins Büro kam. Mein Vater gründete vor fast 46
Jahren die Steuerkanzlei van Drees - Landwirtschaftliche Buchstelle. Vor knapp
einer Dekade trat ich in die Firma ein und vor sieben Jahren legte ich die
Prüfung nach § 44 Steuerberatungsgesetz, den Zusatz mit der Buchstelle würden
wir also weiterhin behalten können, auch wenn mein alter Herr sich in vier
Jahren endgültig zur Ruhe setzen wollte.
Die nächste Generation stand auch schon in den Startlöchern, mein Neffe
Cedric hatte sein Studium der Wirtschaftswissenschaften gerade begonnen und
Interesse bekundet, eines Tages in die Kanzlei einzutreten. Den Namen würden
wir auch nicht ändern müssen: Cedric war unehelich geboren und sein Vater war
unbekannt; der größte Skandal in Barsen vor zwei Jahrzehnten. Man munkelt zwar,
es wäre der junge Vikar gewesen, der damals in der Gemeinde hospitierte und den
man danach nie wieder gesehen hat, aber nichts Genaues weiß man nicht.
Wie man dem Zusatz ‚Landwirtschaftliche Buchstelle‘ unschwer entnehmen
kann, waren wir auf Bauern spezialisiert. Gut, wir haben auch normale Klienten,
die mit Ackerbau und Viehzucht nichts zu tun haben, aber diese Gruppe machte
weniger als ein Drittel unseres Mandantenstammes aus. Zwar brachten sie uns die
größten Einnahmen, da wir für einige der Handwerker und Gewerbetreibenden die
komplette Buchhaltung machten, aber in der bäuerlichen Region wie Barsen
rangierte sogar der Dorfbäcker am unteren Ende der Ansehenspyramide.
Elisabeth hatte Hühnersuppe mitgebracht, die sie in der Küche nur noch
aufwärmen musste. Meine Mutter kocht normalerweise für sie und Gudrun, unsere
andere Vollzeitkraft, mit, aber während der urlaubsbedingten Abwesenheit der
Köchin versorgten wir uns selbst. Eine Kantine gab es nicht und jeden Tag ins
Fernfahrerstübchen wollte auch keiner.
Als wir beim Mittagessen saßen, blickte mich die alte Dame an.
„Andreas, du denkst daran, dass du morgen mit dem Touareg zum TÜV musst? Der
Wagen muss um neun in der Werkstatt sein.“
„Ja, die machen auch gleich die Inspektion.“ Ich lachte sie an. „Ich
werde dann heute noch groß einkaufen, denn ich habe keine Lust, mich am
Wochenende in die Schlangen zu stellen. Gudrun, du kommst doch eh bei VW Weber
vorbei. Könntest du mich da morgen früh dort auflesen?“
„Und nach der Arbeit da wieder absetzen?“ Unsere zweite Dame grinste.
„Meinst du, die sind in vier Stunden mit TÜV und Inspektion fertig?“
Ich nickte. „Viel kann ja nicht dran sein. Der Wagen muss ja zum ersten
Mal zur Hauptuntersuchung und alle Checks sind auch gemacht worden, von daher …
kann da nichts schiefgehen.“
Ich stand bei Kaufland an der Kasse, die Tante hinter mir ging mir
tierisch auf die Nerven. Eigentlich war es nicht die Frau, die mich in Wallung
brachte, es war vielmehr das Kind, das sie bei sich hatte. Der Knabe,
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