Unsortiertes
der wohl
noch in den Kindergarten ging, quengelte in einer Tour, er wollte wohl ein Ü-Ei
für seine Einkaufsbegleitung haben, bekam es aber nicht; die Reaktion war entsprechend
laut.
Allein um sein falsettartiges Keifen, das in den Ohren schon wehtat, zu
beenden, wäre ich geneigt gewesen, ihm das Objekt seiner Begierde zu kaufen,
aber ich wollte mich nicht in die Erziehung eines fremden Kindes einmischen.
Als der Bengel mir dann auch noch den Einkaufswagen in die Hacken rammte -
Absicht unterstelle ich einmal nicht - ließ ich von meinem gut gemeinten
Vorhaben ab und hätte am liebsten Backpfeifen als Erziehungshilfe verteilt. Die
gestresst wirkende Mutter, die das Treiben ihres Sprösslings fast unbeteiligt
mit ansah, meinte nur: „Elvis-Santiago, das tut dem Onkel aua, das macht man
nicht.“ Auf die körperliche Züchtigung verzichtete ich dann doch, das Kind war
mit seinem Namen gestraft genug.
Im Getränkemarkt erstand ich zwei Kisten Bier, ein Kasten war für mich,
mit dem anderen Gebinde wollte ich die Vorräte meines Vaters wieder auffüllen;
ich bin ja ein guter Sohn. Als ich, mit vollem Einkaufswagen, den Touareg
erreichte, der Kofferraum meines Corsas wäre für die Einkaufsmenge erheblich zu
klein gewesen, wunderte ich mich etwas, eine kleine Menschentraube stand am
Heck des Fahrzeugs und diskutierte heftig. Ein älterer Herr kam auf mich zu.
„Sind sie der Fahrer?“
„Der bin ich!“ Was wollte er von mir? „Was gibt es?“
Er deutete auf den blauen Kastenwagen, der jetzt neben Mutters Auto
stand. „Die Dame wollte wohl Unfallflucht begehen, meine Frau hat schon die
Polizei gerufen.“
Ich verdrehte die Augen, warum passiert mir das immer? „Was ist denn
los?“
„Die Dame wollte wohl ausparken, fuhr dann aber stur rückwärts. Ich
hörte nur noch ein Klirren und sah dann die Bescherung.“ Er fuchtelte mit
seinen Armen. „Wie gut, dass der Platz neben ihnen frei war, sonst wäre mehr
als nur ihr Außenspiegel in Mitleidenschaft gezogen worden. Als sie dann
einfach losfahren wollte, habe ich mich ihr in den Weg gestellt! So etwas geht
ja überhaupt nicht!“
„Danke vielmals.“ Zu mehr kam ich nicht, denn ein Streifenwagen hielt
direkt neben uns und zwei Beamte stiegen aus und begannen mit ihrer hoheitlichen
Aufgabe. Der Unfall war relativ schnell aufgenommen, der Sachverhalt ziemlich
eindeutig.
Die Dame hinter dem Steuer, es war die die Mutter von Elvis, wollte den
älteren Herren, der sie an der Weiterfahrt gehindert hatte, zwar erst wegen
Nötigung anzeigen, aber die Polizisten rieten ihr dringend davon ab. Durch sein
Verhalten, so der ältere Teil der Streifenwagenbesatzung, wäre es nur bei einer
versuchten Unfallflucht geblieben, was weitaus günstiger für sie wäre. Während
die beiden sich auseinandersetzten, kam sein jüngerer Kollege dienstbeflissen
auf mich zu. „Sie wissen, dass ihr TÜV abgelaufen ist?“
„Aber erst seit ein paar Tagen, …“ Ich lächelte ihn freundlich an. „…
Weber hatte in den letzten zwei Wochen leider nichts mehr frei, ich habe erst
für morgen einen Termin bekommen. Wenn sie aber die Bestätigung sehen wollen,
die liegt im Handschuhfach.“
„Lassen sie mal!“ Er winkte ab. „Dann können sie den Schaden ja gleich
da reparieren lassen.“
„Davon können sie ausgehen, denn das ist eigentlich der Wagen meiner
Mutter.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Sie fährt ihn zwar, aber Tanken und
alles andere … darum muss ich mich kümmern.“
Der junge Mann grinste. „Das kommt mir bekannt vor, meine alte Dame ist
genauso.“
Abends um acht erhielt ich eine SMS von Angelo: „Nur noch 48 Stunden.
Freue mich schon!“ Ich simste zurück: „Nicht nur Du!“ Dass er abends wieder als
Vorlage für meine Erleichterungsübungen diente, lasse ich mal unerwähnt.
Aufgrund des kaputten Spiegels war ich eine halbe Stunde früher in der
Werkstatt, der Schaden musste begutachtet und Papierkram erledigt werden. Der
Werkstattleiter, ein Herr Sonneburg, der allerdings ziemlich aschfahl aussah,
musste das Teil in der passenden Farbe extra bestellen. Er wagte keine
endgültige Prognose abzugeben, wann ich den Wagen wieder in Händen halten
würde.
Gudrun, die mein bedröppeltes Gesicht sah, als ich das Autohaus
verließ, blickte mich fragend an. Auf der Fahrt in den Norden der Stadt
berichtete ich ihr von dem Ungemach, das mir wiederfahren war. Mutter, die
bisher ja noch nichts von
Weitere Kostenlose Bücher