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Unsterblich geliebt

Unsterblich geliebt

Titel: Unsterblich geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Greystone
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das Gebäude von oben bis unten, rollte dann die segelartigen Tücher auf den Mühlenblättern aus, befestigte sie und löste die Verankerung. Der Wind reichte aus und Quint lief hier hin und dort hin, bis er zwei große Säcke Mehl gemahlen hatte und Lara fragte, wo er sie abstellen sollte.
    „ Nimm es mit, Quint, als Erinnerung. Ich habe noch genug Mehl vom Mühlenfest übrig.“
    Er machte noch ein paar kleinere Wartungsarbeiten an der Mühle und beantwortete nebenher ihre Fragen. Doch dann kam der Moment, in dem Quint auf die Uhr sah.
    „ Es wird Zeit, Lara.“
    Mit sichtlichem Bedauern schloss Quint den Mühlenturm ab und gab ihr den Schlüssel zurück. Als sie wieder ihr Wohnhaus betraten, war auch ihr nicht mehr zum Lachen zu Mute. Am liebsten hätte sie geheult, doch sie versuchte tapfer zu sein und holte nur tief Luft. „Was jetzt?“
    „ Sarah, spül‘ die zweite Kaffee- und Teetasse ab, denn wir waren nie hier. Lara, du schläfst um diese Zeit vermutlich, also lass uns nach oben gehen. Zieh dir deinen Pyjama an oder du was sonst im Bett trägst.“
    Quint ließ die Tür einen Spaltbreit offen und wartete davor, während sie sich bettfertig machte.
    „ Die Sachen von Alva muss ich wieder mitnehmen, du würdest dich sonst fragen, woher du sie hast.“
    „ Du denkst wohl immer an alles.“
    „ Ich hoffe es. Aber der Teufel steckt manchmal im Detail. Du willst doch hinterher nicht wegen einer Sache, die für dich unerklärlich ist, Nächte lang wach liegen und grübeln, oder?“
    „ Du hast Recht, so hab ich das noch nicht gesehen. Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man so viel Macht über die Erinnerung anderer Menschen hat?“ Unbeabsichtigt kam es bitterer über ihre Lippen, als es gemeint war.
    „ Mein Vater hatte das gleiche Talent. Er sagte immer zu mir: Sohn vergiss niemals, dass du zwar ein Gedächtnis löschen kannst, aber nicht dein schlechtes Gewissen.“ „Dein Vater war sich seiner Verantwortung bewusst.“
    „ Ja, aber auch er machte Fehler, die er sich nie verzeihen konnte.“
    „ Wo ist eigentlich mein Jeep?“
    „ Steht im alten Stall, den du zur Garage ausgebaut hast. Oder parkst du ihn sonst wo anders?“
    „ Nein.“
    „ Eine der Frauen wird dich morgen anrufen und an den Termin bei dem Spezialisten erinnern, den wir dir an den Kühlschrank hängen.“
    Quint war viel zugänglicher, seit sie die Zeit in der Mühle mit Mahlen und Erzählen verbracht hatten. Lara saß auf dem Bett und seufzte. Wie eine Decke legte sich Traurigkeit über sie, als ihr klar wurde, dass sie sich nicht an diese Zeit erinnern würde, genauso wenig wie an Sarah oder die anderen.
    Das hier war ihr eigenes Leben, sie war wieder frei und lief nicht Gefahr, in einer ewigen Beziehung gefangen zu sein, aber dafür allein, wie all die Jahre zuvor. Sie hoffte inständig, dass wenigstens die versteckten Zeilen ihr später Auskunft geben würden.
    Schnell zog sie sich einen Schlafanzug an und schob die Socken mit dem gefalteten Blatt ein Stück unters Bett. Den Rest legte sie zu einem ordentlichen Stapel zusammen. Sie war noch nicht ganz fertig damit, als Quint wieder herein kam und schnurstracks zum Bett lief. Er hob die Bettdecke an, dann das Kissen, tastete die Matratze ab.
    „ Willst du nicht noch in den Bezügen nachsehen oder im Nachtkästchen?“
    Aber er deutete lapidar auf seine Ohren. „Ich bin ein Vampir. Ich hätte gehört, wenn du die Schublade aufgezogen oder den Reißverschluss vom Bettbezug geöffnet hättest.“
    „ Du bist wirklich gründlich, das muss man dir lassen.“
    „ Sicher ist sicher, Lara.“
    Aber der Teufel steckt im Detail, dachte sie triumphierend. Und damit er nicht noch auf die Idee kam, unterm Bett nachzusehen, drückte sie ihm gleich den Kleiderstapel in die Hand. Quint ging sogar nochmal raus, holte Sarah und ließ sie nachsehen, ob sie sich etwas mit einem Stift direkt auf die Haut geschrieben hatte.
    „ Ich wünschte, du hättest John mehr Zeit gegeben“, sagte Sarah schließlich traurig.
    „ Bitte versuch‘ mich zu verstehen. Ich war schon ein paar Tage weg. Ihr könnt zwar meine Erinnerung löschen, aber wenn zu viel Zeit verstreicht, lasse ich mich höchstwahrscheinlich selbst in eine Anstalt einweisen, weil ich denke, dass meine Aussetzer zu lange anhalten.“
    Wenn die Sache mit Elisabeth und dieser Gedächtnisnummer nicht gewesen wäre, hätte sie John gerne mehr Zeit gegeben. Aber anscheinend war es nicht möglich, ein paar Gänge zurückzuschalten und

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