Unsterblich geliebt
heute Abend eine Aussage machst, wirst du dich morgen nicht mehr daran erinnern und weder ich noch Sarah dürfen bei der Polizei in Erscheinung treten.“ „Mist, Mist, Mist!“
Sarah griff nach ihrer Hand. „Überlass das mir Lara, ich werde dafür sorgen, dass dieser Mann heute das letzte Mal bei dieser Sicherheitsfirma gearbeitet hat.“
„ Wollt ihr diesen Scheißkerl etwa laufen lassen?“, fragte Quint verärgert.
Lara hatte ihren Kopf mittlerweile in ihren Händen verborgen. „Was soll ich denn sonst machen? Wegen ihm werde ich nicht zum Mörder und wenn wir ihn verletzen, kann er mich verklagen.“
Sarah blickte zu Quint. „Aber du könntest ihm einen guten Ratschlag mit auf den Weg geben.“
„ Das hätte ich eh getan.“
Ohne aufzublicken seufzte Lara: „Ich glaube kaum, dass das hilft. Er ist psychisch gestört und zu fixiert auf seine eingebildete Welt.“
Als Quint zu dem Wachmann zurückkehrte, folgte sie ihm, nur um sicher zu gehen, dass er nicht doch einen „Unfall“ erlitt.
Der Wächter zog die rasiermesserscharfe Klinge aus dem Stuhl, wo sie noch immer steckte. Mit vor Angst aufgerissenen Augen und rasendem Puls verfolgte der Stalker jede seiner Bewegungen, denn Quint fuhrt während kleiner Ansprache mit dem Messer unter sein Hemd und trennte von unten nach oben Knopf für Knopf ab, bis die Spitze der Klinge an seiner Kehle angelangte.
„ Was auch immer du dir in deiner kranken Vorstellung zurecht gelegt hast: diese Frau hat kein Interesse an dir. Heute nicht und auch nicht in Zukunft. Sie hat Freunde wie mich, die nicht zimperlich sind, wenn es um sie geht. Falls du dich jemals wieder in ihre Nähe begibst, spielst du mit deinem Leben! Haben wir uns verstanden?“
Als der Mann nickte, tropfte ihm bereits der Schweiß von der Stirn.
Quint durchschnitt seine Fesseln. „Jetzt hau ab, so schnell du kannst. Solche Typen wie dich, verspeise ich normalerweise zum Frühstück.“
Und Lara war klar, dass das wörtlich gemeint war.
Sie ging nach unten und kochte für sich und Sarah Kaffee. Quint folgte zunächst dem Wachmann, bis dessen Auto mit Vollgas wegfuhr und verschwand nach oben.
Unten am Küchentisch erzählte Sarah ihr, dass Quint als Junge nach Sonnenuntergang viel Zeit in einer Mühle außerhalb eines deutschen Dorfes verbracht hatte. Er war mit dem Sohn des Müllers befreundet gewesen. Als Vampir war er schon in jungen Jahren sehr stark gewesen und half seinem Freund die schweren Korn- und Mehlsäcke zu schleppen. Das freute den Müller natürlich auch und weil Quint Interesse zeigte, erklärte der ihm alles und ließ ihn gerne bei allen anfallenden Arbeiten mithelfen.
Sie bekam ein ganz anderes Bild von diesem kalten, verhärteten Vampir, früher einmal musste er beinahe das Gegenteil gewesen sein.
Dann kam der rothaarige Wächter wieder die Treppe und Sarah verstummte.
„ Ich habe alle Spuren beseitigt. Alles sieht aus wie vorher. Es ist noch Zeit bis zum Sonnenaufgang.“
„ Ach, entschuldige Quint. Bei der ganzen Aufregung hatte ich das vergessen. Mein Angebot von vorhin steht natürlich.“
Sie stand auf, holte einen alten Eisenschlüssel vom Haken im Flur und warf ihm den zu.
„ Schau dich ruhig in der Mühle um. Du kannst sie auch gern zum Laufen bringen und Mehl mahlen. Ich erlaube dem historischen Verein in diesem Ort jedes Jahr ein Mühlenfest mit Vorführungen zu machen. Davon sind noch genug Säcke mit Korn übrig. Bedien‘ dich einfach.“
Quint hielt den Schlüssel in der Hand, als wäre es eine Schatzkarte, blickte dann aber misstrauisch zu ihr hinüber. Sie bemerkte sein Zögern. Er befürchtete wohl, sie würde inzwischen Informationen verstecken würde.
„ Okay, wenn es dir lieber ist, komme ich mit, aber dann erzählst du mir was aus dieser Zeit, einverstanden? Du weißt doch, ich schreibe historische Romane und authentische Informationen über das Leben von damals sind für mich Gold wert.“
Quint blickte begierig auf den Schlüssel, zögerte aber immer noch, deshalb ergänzte sie: „Du kannst dir alle meine Notizen natürlich hinterher durchlesen.“
Auf Quints Gesicht zeigte sich nun tatsächlich ein breites Lächeln. „Einverstanden.“
„ Du vollbringst wahre Wunder bei ihm“, bemerkte Sarah.
Und Lara erkannte mit Bedauern, dass sie Quint auf die eine oder andere Art auch eine Therapie besorgt hätte – wenn sie geblieben wäre …
Sobald sie durch die Tür im Mühlenturm traten, war Quint kaum wiederzuerkennen. Er erkundete
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