Unsterblich geliebt
das ist typisch für ihn. Er sieht überall nur Feinde.“
Wie gebannt starrte sie danach auf die Uhr am Armaturenbrett und zählte die Sekunden, während ihre Hände von Angstschweiß feucht wurden.
Als die erste Minute um war, setzte sie sich sicherheitshalber gleich hinters Steuer und stellte den Fahrersitz auf ihre Größe ein. Nach zwei Minuten ging sie in Gedanken die Fahrzeugwendung und den Rückweg durch. Als die letzten Sekunden der drei Minuten anbrachen und ihre Hand sich schon zum Zündschlüssel bewegte, klopfte Quint an die Seitenscheibe. Ihr wäre fast das Herz stehen geblieben. Sie öffnete die Wagentür und ihre ganze Anspannung entlud sich mit einem Schlag.
„ Wenn du mich nochmal so erschreckst, kannst du mich auch gleich erschießen! Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen!“
Quint zuckte nur mit den Schultern. „Sorry. Hab zur Sicherheit noch das ganze Gelände abgesucht, aber da war nur dieser eine Mensch. Euch droht keine mehr Gefahr, ihr könnt jetzt aussteigen.“
„ Was war denn los?“, erkundigte sich Sarah, während sie schon auf dem Weg zur Haustür waren.
„ Lara hat einen ungebetenen Besucher.“
Sie fühlte sich erschöpft und wollte nur noch in ihre kleine, heile Welt, ohne Feinde und ohne böse Vampire. Erleichtert sah sie die Aufschrift „safer home“ auf dem Wagen im Hof und meinte: „Das ist bestimmt nur ein Missverständnis der Wachgesellschaft. Sie sollten eigentlich nicht ins Haus, sondern haben nur den Auftrag einen kurzen Rundgang zu machen.“
Quint hielt ihren Arm fest und drehte sie, so dass sie ihm in die Augen blicken musste.
„ Der Wachmann hat in deinem Bett gelegen. Mit einem deiner Höschen vor der Nase und der Hand in seiner Hose.“
„ Lebt er noch?“, fragte Sarah fast beiläufig, weshalb sie sich, ob die Kämpfe der Wächter sonst immer tödlich endeten – zumindest für eine Partei. Sie war beinahe froh, sich bald nicht mehr daran zu erinnern, dass ihre ehemals heile Welt von tödlichen Kreaturen bevölkert war, die gegeneinander kämpften.
„ Ja, noch. Ich hatte vor, später ein paar schlecht platzierte Schüsse auf ihn abzugeben und ihn verbluten zu lassen. Dann kann Lara kann der Polizei sagen, sie hätte ihn für einen Einbrecher gehalten.“
Sein ruhiger, gelassener Tonfall schockierte sie mehr als seine Ausführungen. Ihr fiel nichts anderes ein, als ironisch zu antworten.
„ Das wäre schlecht für meine Publicity.“
Doch wie es aussah, nahm Quint das todernst – im wahrsten Sinne des Wortes. „Dann eben ein Autounfall. Ich brech‘ ihm das Genick und…“
„ Stopp Quint! Lass uns doch erst mal hören, was er zu sagen hat.“
Der Wächter schüttelte verständnislos den Kopf.
Sie gingen zusammen in ihr Schlafzimmer im ersten Stock. Dort hatte Quint einen kleinen, mageren Mann mit lichtem, blondem Haar mit Plastikfesseln an einen massiven Holzstuhl gebunden. Er war in sich zusammengesunken und völlig reglos.
„ Was hast du mit ihm gemacht?“
„ Das gleiche wie mit dir im Auto, abgesehen von dem Kinnhaken.“
Jetzt bemerkte sie die blutende Lippe und den bereits angeschwollenen Kiefer. „Wir müssen mit ihm reden.“
Quints Miene sagte deutlich‚ “wozu?“, aber er schwieg und berührte den Mann im Vorbeigehen an der Stirn, woraufhin der sofort wach wurde.
Bevor sie auch nur eine einzige Frage an ihn stellen konnte, plapperte der uniformierte Wachmann mit einem verträumten Gesichtsausdruck jedoch schon los.
„ Marie, meine Marie! Endlich haben wir uns gefunden. Erkennst du mich?“
Sie sah den Kerl zunächst verwirrt an. Der plapperte ohne Pause weiter, als wolle er ihr auf die Sprünge helfen.
„ Ich bin es, Thomas! Der Müller. Dein Gemahl.“
Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie fuhr sich seufzend durch die Haare. Auf Sarahs fragenden Blick erklärte sie: „Marie ist die Hauptfigur in meinem ersten Roman. Diese historische Mühle hat mir damals noch nicht gehört, aber sie war meine authentische Vorlage für dieses Buch. Hier wohnte in der Zeit, in der meine Geschichte handelt, wirklich ein Müllerpärchen. Ihre Vornamen habe ich in meinem Buch verwendet. Ich habe mich in diese Mühle und ihre herrliche Lage verliebt und sie später, als meine Bücher genug Gewinn abwarfen, gekauft.
„ Ach du Scheiße, ein Spinner“, rutschte es Quint heraus.
Der Wachmann schien sie alle komplett zu ignorieren.
„ Ich musste in einem neuen Leben wiedergeboren werden, damit das Schicksal
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