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Unsterblich geliebt

Unsterblich geliebt

Titel: Unsterblich geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Greystone
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das trafen?“ Er nickte.
    „ Ich war nicht übermüdet eingeschlafen, sondern urplötzlich bewusstlos geworden.“
    „ Nach dem Aufwachen konntest du dich nicht bewegen.“
    „ Du wusstest es also.“
    Er nickte. „Und ich hasse Lügen.“
    Zorn kochte in ihr hoch und gleichzeitig hatte sie Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten.
    „ Und ich hasse diese Hilflosigkeit! Das war nicht das erste Mal und ich kann nichts, aber auch gar nichts dagegen tun!“
    Während sie sich bemühte, ihre Fassung wiederzuerlangen, liefen ihr Tränen der Wut herunter. John griff in die Schublade des Nachtkästchens und reichte ihr ein Taschentuch, das den Namen Tuch verdiente. In das, mit edlen Stickereien verzierte, weiße Baumwolltuch, war der Name „Elisabeth“ eingestickt.
    Bisher hatte sie nur mit Ärzten darüber gesprochen, aber John bahnte sich mit sanfter Hartnäckigkeit einen Weg in ihr Inneres, war dabei eine Schleuse tief drin zu öffnen.
    „ Wenn ich jetzt weiterrede wird das kein lustiger Smalltalk, John.“
    „ Ich will es wissen, Lara, bitte.“
    Sie wischte sich die Tränen ab und versuchte sachlich fortzufahren: “So was wie am Fluss, passierte mir bei allen möglichen Anlässen. Immer häufiger, immer länger. Einmal verlor ich auf einer Fähre das Bewusstsein und bekam riesen Ärger. Sie hatten mein Auto wegtragen müssen, weil es die Ausfahrt blockiert hatte. Das andere Mal saß ich nach einer Autorenlesung im Zug nach Hause. Ich wachte erst an der Endstation auf und dazu noch ohne Geld, denn mir war inzwischen alles gestohlen worden.- Ich bin dann immer weniger aus dem Haus gegangen.
    Einige Tage bevor ich auf der Brücke stand, war ich auf dem Weg zum Badezimmer umgekippt und erst nach über 12 Stunden frierend und nass aufgewacht, denn meine Blase hatte sich in der Zwischenzeit entleert.-
    Eigentlich dürfte ich noch nicht mal mehr meinen Jeep fahren, aber diese Freiheit wollte ich mir bis zu Letzt bewahren.“
    Sie blickte auf. Vor ihr saß das blühende Leben, gesund und kraftstrotzend - das genaue Gegenteil von ihr. Sie selbst glich einem Wrack, ein Wrack, das sie eigenhändig in die Schrottpresse gefahren hatte.
    „ Du hast mich umsonst gerettet, John. Ich habe einen inoperablen Hirntumor.“ Sie spürte, wie erneut Tränen über ihre Wangen liefen und hätte sich am liebsten in ihrem Zuhause unter der Bettdecke verkrochen. Stattdessen winkelte sie ihre Knie an und schlang die Arme darum.
    „ Du hast eine Chemotherapie gemacht.“
    Das klang nicht wie eine Frage. Sie musste die Lippen zusammen pressen.
    Wollte er wissen, ob sie aufgegeben hatte?
    „ Nicht nur eine, John. Ich war bereit, alle Hürden zu nehmen. Aber sie haben kein bisschen angeschlagen, dafür ging es mir beschissen. Ich habe mir die Seele aus dem Leib gekotzt, bin abgemagert und meine Haare fielen mir aus. Schließlich sagten mir die Ärzte, dass beide Chemos völlig erfolglos gewesen wären und eine weitere deshalb keinen Sinn mache. So verwachsen wie der Tumor sei, könnten sie jedoch unmöglich operieren ohne große Teile meines Gehirns in Mitleidenschaft zu ziehen.“
    „ Deshalb bist du zur Brücke gefahren.“
    „ Glaub mir, ich bin in meinem Leben nicht immer den leichtesten Weg gegangen! Und hab es auch nicht immer leicht gehabt, aber…“ Das hatte sie noch nie laut ausgesprochen und sie ballte ihre Hände zu Fäusten, um die Kraft dafür zu finden. „Aber ich wollte mein Ende selbst in die Hand nehmen, anstatt irgendwo sabbernd, geistlos und ohne Kontrolle über meinen Körper an irgendwelchen Apparaten dahin zu siechen und meinen Freunden vielleicht monatelang diesen Anblick zuzumuten. Würdest du das etwa wollen?“
    John wirkte auf einmal wie versteinert und stand auf.
    „ Ich hole dir noch eine Cola aus der Küche.“
    Das war ihm wohl zu viel. Sie hätte besser nicht davon anfangen sollen…
     

    ***
     

    Als John die Tür des Kühlschranks öffnete, verharrte er einen Augenblick und sah ins Leere. Der Griff knackte, weil er so fest zudrückte.
    Laras Worte gingen ihm durch den Kopf: „dahin siechen und meinen Freunden monatelang diesen Anblick zuzumuten…“
    Seit Elisabeths Tod waren die meisten Nächte eine Qual, die er sich täglich neu auflud. Er hatte auch das Gefühl dahin zu siechen und seine Freunde waren unfreiwillige Zuschauer. Bei manchen Kämpfen draußen fehlte ihm inzwischen der Wille, zu überleben. Agnus schickte ihn nicht mehr allein raus. Und einmal war er sogar kurz vor Sonnenaufgang

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