Unsterblich geliebt
auswirkt.“
„ Nur weil ich die Sonne nicht vertrage, heißt das nicht, dass ich sie nicht liebe. Ich musste Jahrhunderte lang tagsüber in feuchten, modrigen Kellern, mit nichts als nackten Steinwänden um mich herum zubringen.“
Während sie eine Frage nach der anderen stellte, spazierten sie an einer mächtigen, uralten Eiche vorbei, um deren Stamm eine Sitzbank aus Holz angebracht war.
Als sie sich gerade einem großen Schwimmteich mit Steg näherten, dessen Rand blühende Seerosen säumten, fiel ihr Blick auf seinen verbundenen Arm.
„ Du hättest überhaupt nicht zulassen dürfen, dass ich dich so fürchterlich verbrenne!“
Doch er zuckte nur mit den Schultern.
„ Ich hatte dich ja gewarnt.“
„ Ja“, gab sie kleinlaut zu.
„ Um ehrlich zu sein, hatte ich dieses Aufklärungsgespräch auch anders geplant, aber, naja, das schien der einzige Weg zu sein, um dich zu überzeugen.“
„ Anscheinend. Aber es tut mir trotzdem schrecklich leid. Vielleicht sollte ich eine kleine Broschüre für euch verfassen, Titel: Schmerzlose Einführung in die Vampirwelt“, versuchte sie zu scherzen, doch der Anblick seiner schwarz verbrannten Haut stand ihr noch vor Augen.
„ Tut dein Arm noch sehr weh?“
„ Nein, schon fast wieder verheilt.“
„ Darf ich mal sehen?“
Er nickte und sie wickelte vorsichtig den Verband ab. Die Haut darunter war nur noch ein wenig gerötet, wie bei einem Sonnenbrand. John betrachtete prüfend seinen Arm. „Verbrennungen heilen bei Vampiren schlechter, aber in einer halben Stunde wird nichts mehr zu sehen sein.“
Er wies mit seinem Kinn auf ihre verbundene Hand.
„ Und wie geht es deiner Hand? War der Schnitt tief?“
Sie schüttelte den Kopf.
„ Dann wird die Wunde inzwischen verheilt sein und wir sollten die blutige Mullbinde besser abnehmen.“
Sie erinnerte sich an Quints ausgefahrene Fangzähne.
„ Sonst rieche ich wohl wie eine leckere Vorspeise, was?“
Johns amüsiertes Schmunzeln verriet, dass er ihren Humor teilte. Und jedes Mal, wenn er sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen anblickte, wurde ihr ein bisschen warm. Sie fragte sich, ob ihre heißen Wangen, die sicher knallrot waren, auf ihn mittlerweile normal wirkten, weil sie in seiner Gegenwart ständig rot wurde. Aber das spitzbübische Lächeln, das dabei jedes Mal über sein Gesicht huschte, bewies wohl das Gegenteil.
„ Du hast Recht. Frisches Blut wirkt auf Vampire wie ein Appetitanreger, bei dem einem das Wasser im Mund zusammen läuft.“
„ Verstehe. Und Appetit kann man auch dann bekommen, wenn man satt ist“, dachte sie laut und ergänzte in Gedanken: aber wehe einer ist wirklich hungrig! Was wäre wohl passiert, wenn Quint nicht gestört worden wäre?
John hatte ihren Verband abgewickelt und hielt ihr die Hand hin. Sprachlos fuhr sie mit einem Finger den feinen, roten Strich nach, der als einziges zurückgeblieben war.
„ Dein Blut?“ „Ja.“
Zum wiederholten Mal biss sie auf ihre Lippe. Sie wollte ihm ihre wichtigste Frage stellen, doch es fiel ihr sehr schwer davon anzufangen. Aufkeimende Hoffnung kämpfte mit der harten Realität, während sie zusammen durch einen verwilderten Rosengarten spazierten, der nach altem, französischen Vorbild angelegt war. In seiner Mitte befand sich ein verfallenes Teehäuschen im englischen Stil, das von einer Kletterrose erobert worden war. Das bestimmt einst sehr hübsche, aber inzwischen völlig morsche Holzdach wirkte, als könnte es beim nächsten Windstoß zusammenfallen. Im Vorbeigehen strich sie mit ihren Fingern über eine verwelkte Rosenblüte.
„ Könnte mal ein bisschen Pflege gebrauchen.“
„ Ja, du hast Recht. Sarah will die Landschaftsgärtnerin dafür beauftragen, die schon den städtischen Zoo umgestaltet hat.“
„ Gute Wahl, aber das wird sicher nicht billig und auf diesem riesigen Gelände gibt es eine Menge zu tun.“
Fast nebenbei bemerkte er: „Das Geld macht uns dabei keine Sorgen, aber ich bin für die Sicherheit verantwortlich. Falls wir uns dazu entschließen, darf während den Arbeiten niemand entdecken, dass hier Vampire wohnen.“
„ Eine heikle Sache“, meinte sie geistesabwesend und er bedachte sie mit einem flüchtigen Seitenblick.
„ Lara, du hast deine Unterlippe jetzt genug durchgekaut. Sag‘ mir lieber, was dich so beschäftigt, bevor du deine Oberlippe auch noch so quälst.“
Raubtier, dachte sie. Er ist aufmerksam wie lauerndes Raubtier!
Aber die begehrte Beute dieses Prachtexemplars
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