Unsterblich geliebt
Härchen, die er nur dort und an den Unterarmen hatte, waren tatsächlich so seidenweich, wie sie vermutet hatte. Neugierig stellte sie noch viele Fragen über die Vampire und ihre geheime Welt. Dabei fiel ihr auf, dass John zwar freimütig erzählte, aber seine Ehe und seine Frau mit keiner Silbe erwähnte.
***
Tausend Gedanken spukten in Johns Kopf herum, während er Laras Fragen beantwortete. Für ihn drehte sich aber alles immer nur um die eine Frage: Werde ich Lara für mich gewinnen können?
Er spürte deutlich, dass auch sie etwas für ihn empfand, denn er registrierte ihre Blicke und ihre zufälligen Berührungen. Aber nur etwas zu empfinden, reichte nicht für die Ewigkeit, das wusste John. Doch er sah das als einen Anfang und entschloss sich, alles daran zu setzen, um ihr Herz zu gewinnen und eine gute Basis zwischen ihnen zu schaffen.
Am Ende würde Laras Blut diese tiefe, symbiotische Bindung besiegeln. Wie alle anderen Vampire würde auch er dann monogam bleiben, aber dafür mit dieser einen Frau alle Facetten einer Partnerschaft intensiv ausleben.
Trotz oder gerade wegen ihrer Raubtiernatur pflegten Vampire die Beziehung zu ihrer Gefährtin auf sehr liebevolle und leidenschaftliche Art. Was aber auch hieß, dass sie keinen anderen Mann duldeten, öfters mal zu eifersüchtig und zu besitzergreifend waren. Ob eine moderne Frau wie sie damit zurecht kommen würde?
Er fragte Lara nach ihrer Arbeit als Autorin und spürte ihre Begeisterung, sah das Feuer in ihren Augen.
„ Du schreibst aus Leidenschaft, ist es nicht so?“
„ Ja, auch wenn es mittlerweile oft harte Arbeit ist. Aber wenn ich neue Geschichten schreibe, fühle mich frei wie ein Adler, das ist schon fast berauschend.“
„ Kann man davon leben?“
Er registrierte ihren flüchtigen Blick auf seine zuverlässige, Schweizer Uhr. Ob sie einen vier- oder fünfstelligen Betrag gekostet hatte, wusste er nicht mehr.
„ Ich mag einen anderen Lebensstandard haben als du, aber mir reicht, was ich habe.“
Ihre Worte klangen dabei nicht neidisch, sondern selbstbewusst und stolz.
„ Finanziell läuft es im Moment ganz gut, aber ich muss natürlich noch was fürs Alter zurücklegen.- Naja, oder auch nicht.“
Er sah, dass das Feuer in ihren Augen erlosch. Sie dachte wieder an ihren Tumor.
„ Damit es aber weiterhin so gut läuft, müssen meine künftigen Bücher auch Besteller werden und dafür muss ich fleißig arbeiten, wie andere auch.“ Ihre Stimme wurde nun ernster. „Ich hab im Moment alle Hände voll zu tun, John. Neben dem Üblichen sollte ich auch einiges für die Werbung meines kürzlich erschienen Buches über die Ritterzeit beitragen. Ich bin nicht tot, also muss ich meinen Verpflichtungen nachkommen.“
Ich werde nicht bleiben können, war ihre unmissverständliche Botschaft, die ihn wie ein Schlag ins Gesicht traf. Und dann kam ihm plötzlich noch ein schrecklicher Gedanke, der ihn abrupt stehen bleiben ließ.
„ Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich in dieser Nacht nicht am Fluss gewesen wäre und …“ Weiter kam er nicht, denn Lara legte ihren Finger auf seinen Mund.
„ Bitte sprich nicht weiter, John. Ich bin dir dankbar für meine Rettung, wirklich, auch wenn ich nie gewollt hätte, dass du dein Leben für mich riskierst.“
Sie nahm den Finger von seinem Mund und ging weiter.
„ Weißt du, trotz meinem Entschluss hat mich mein Gewissen gequält, denn tief in mir habe ich gespürt, dass es falsch ist, dass ich nicht das Recht habe, Gott zu spielen.“
„ Anscheinend ist Gott sehr eigensinnig und hat sich das Recht von dir auch nicht nehmen lassen.“
Lara wich seinem Blick aus und schaute zu Boden. Er wusste genau, was sie in diesem Moment bewegte.
„ Bitte, Lara, gib die Hoffnung nicht auf. Möglicherweise hast du bereits jetzt einen Stillstand erreicht.“
„ Mach mir keine Hoffnungen, John. Eine weitere Enttäuschung kann ich nicht mehr verkraften, außerdem würde ein Stillstand leider nicht reichen. Ich hatte zu viele Totalausfälle in den letzten Monaten.“
Und sie war dabei ganz allein gewesen, war irgendwo hilflos und frierend gelegen, wie damals am Fluss. Bei diesem Gedanken krampfte sich sein Herz zusammen. Er hatte das Bedürfnis sie in den Arm zu nehmen und ihr zu versichern, dass sie nie wieder allein sein müsste, doch Lara wehrte ab.
„ Bitte, ich will nicht schon wieder heulen, lass uns einfach das Thema wechseln, okay?“
Er dachte an ihr schönes Rokokokleid und meinte
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