Unsterblich geliebt
lief über ihren Rücken, bei der Erkenntnis, dass John im Schlaf nach dieser Elisabeth gerufen und dann sie, Lara, mit ihrem Namen angesprochen und zufrieden in seine Arme geschlossen hatte.
Das war zu viel! Viel zu viel!
Während ihr Herz vor Enttäuschung schmerzte, stiegen zornige Tränen in ihre Augen.
Nein, sie würde nicht als Ersatz herhalten! John mochte ein begehrenswerter, traumhafter Mann sein, aber sie würde für ihn nicht in die Rolle seiner verstorbenen Elisabeth schlüpfen! Ausgeschlossen!
Manchmal hatte man wohl einfach Pech im Leben. Die Sache mit John war auch einfach zu schön, um wahr sein.
„ Wach auf, Lara! So was passiert doch nur in Romanen!“, rief sie ärgerlich. Doch selbst dafür wäre es zu perfekt gewesen.- Leider.
Lara griff nach dem Stofftaschentuch, das John ihr am Vortag gereicht hatte. Doch als sie das eingestickte „Elisabeth“ entdeckte, warf sie es mit einem wütenden Aufschrei von sich und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen vom Gesicht. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie wehrte sich entschlossen gegen das Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren.
„ Ich habe Boden unter meinen Füßen, denn ich habe mein eigenes Leben! Meine Arbeit! Mein eigenes Zuhause!“, protestierte sie laut.
Noch, hallte es in ihren Gedanken.
Gerade wollte Lara aufstehen, um ihre Sachen zusammenzupacken, als ihr klar wurde, dass hier überhaupt nichts war, das ihr gehörte. Noch nicht einmal die Kleidung, die sie am Leib trug.
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
Sie öffnete und Sarah stand lächelnd mit einem riesigen Tablett vor ihr, auf dem sich ein leckeres Frühstück präsentierte, das keine Wünsche offen ließ.
Lara seufzte und legte sich eine Hand auf die Stirn. Das war noch ein Punkt, der ihr jetzt erst richtig klar wurde: abends frühstücken, kein Strandurlaub, keine Sonne, mit John würde sie immer in der Dunkelheit leben. Eingesperrt hinter dicken Mauern, ohne Sonnenlicht – und das, wo sie doch Klaustrophobie hatte.
Doch dann atmete sie tief durch und rang sich ein mageres Lächeln ab. „Entschuldige, Sarah.“
Schließlich Sarah nichts für das, was hier passierte. Weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, trat sie zurück und ließ Sarah eintreten.
„ Danke, dass du an mich denkst, aber ich glaube, mir ist der Appetit gründlich vergangen.“
„ Alles ein bisschen viel am Anfang, oder? Wie wär‘s, wenn wir trotzdem zusammen frühstücken und uns unterhalten, was meinst du?“
Sarah war bereits auf dem Weg ins Esszimmer und stellte das Tablett dort auf dem großen Tisch. Notgedrungen musste sie ihr also folgen.
„ Entschuldige, Sarah, aber das liegt nicht daran, dass es viel ist. Sieh dich hier mal um.“ Sie machte mit beiden Armen eine ausladende Bewegung, ihre Stimme wurde wieder zornig. “Ich bin im Elisabeth-Museum gelandet und ich sehe ihr verdammt ähnlich, findest du nicht?“
Sarah war anscheinend nicht überrascht, machte ein betretenes Gesicht und schwieg. Lara wollte keine Szene machen, doch sie war innerlich so aufgewühlt, dass alles einfach aus ihr heraus brach.
„ Hier ist alles voll Elisabeth, die Wände, die Schränke. Sie ist allgegenwärtig!“ Ihre verwundete Seele ließ sie erneut in Tränen ausbrechen. „Aber weißt du, was die Krönung des ganzen ist?! Er hat mich Elisabeth genannt! Als wir zusammen im Bett lagen!“
„ Oh nein“, hauchte Sarah und legte sich eine Hand auf den Mund. Ihre blass-blauen Augen sahen sie voller Mitleid an und eine Träne rollte über ihre Wange.
Lara wischte sich ihr nasses Gesicht mit den Händen ab. Bei Sarahs Anblick wurde ihre Stimme weicher, doch nun mischte sich Bitterkeit in ihre Worte. „Wein nicht wegen mir Sarah, ich bin selbst schuld. Warum lasse ich mich auch verführen und stürze mich Hals über Kopf in ein Abenteuer? Man sollte meinen, ich bin alt genug, um es besser zu wissen.“
Sarah reichte ihr wortlos eines ihrer Stofftaschentücher und sie trocknete sich die Tränen damit ab. Dann holte sie tief Luft und fragte: „Wie lange waren die beiden zusammen, Sarah? Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte?“
Die Frage war rhetorisch, denn sie stand unter dem Ölgemälde mit der Jagdszene.
Betroffen senkte Sarah den Blick und antwortete leise: „Mitte des 14. Jahrhunderts haben wir uns kennengelernt, da waren die beiden schon ein Paar.“
Während Sarah nun zu dem Ölgemälde aufschaute und erklärte: „Elisabeth war seine erste und einzige Frau. Sie
Weitere Kostenlose Bücher