Unsterblich geliebt
jetzt aufbrechen?“, konterte Rose sarkastisch.
Als Quint zur Antwort knurrte, wollte Raven, Roses Gefährte, ihm gerade entgegentreten, doch John schritt ein. „Hört auf damit und lasst uns endlich aufbrechen!“
Er war angespannt und ungeduldig, was sonst nicht seiner Art entsprach, denn er wollte so schnell wie möglich zurück zu Lara.
Ihm war nicht entgangen, dass sie sich eingesperrt fühlte und sie würde das vermutlich nicht lange hinnehmen. Lara hatte ja Recht, wenn sie sich nicht nach ein-zwei Tagen auf eine feste Beziehung mit ihm einlassen wollte. Doch ihm war eine Idee gekommen. Sobald er zurück im Hauptquartier wäre, würde er Agnus um eine Auszeit bitten. Dann könnte er Lara auf einen seiner Landsitze nach England oder Irland einladen und dort ein paar Tage, oder Wochen oder auch Monate verbringen.
In dieser Abgeschiedenheit und mit der Zusage, ihre Telefonate und elektronischen Kontakte zu überwachen, würde sich Agnus bestimmt dazu bereit erklären, sie mit ihren Erinnerungen gehen zu lassen. Lara könnte dort ihrer Arbeit, die ihr so wichtig war, genauso gut nachkommen.
Er hatte begriffen, dass sie etwas Wichtiges brauchte, um ihre Angst vor einer Beziehung zu ihm zu verlieren: genügend Freiraum und Zeit, um ihn in Ruhe kennenzulernen.
Während er in Geiste alle Vorbereitungen durchging, durchkämmten sie zu viert einen äußeren Bezirk der riesigen Stadt.
Im Gegensatz zur Innenstadt fand man hier keine gepflegten Restaurants, schicken Bars oder gehobene Unterhaltung. Hier, in einem ehemaligen Industriegebiet, befanden sich zwischen dunklen Lagerhallen und leer stehenden Fabriken, die großen Diskotheken, deren Eintritt viel niedriger war als bei den gepflegten Clubs in der City. Daneben gab es kleinere Spielsalons, mit stickiger Luft, eine Table-Dance-Bar und mehrere zwielichtige Kneipen. In den dunklen Gassen und ausgestorbenen Straßen wurden auch Leute fündig, die Drogen suchten oder auf eine schnelle Nummer aus waren.
Gerade, als sie ein großes, stillgelegtes Fabrikgelände durchquerten, hielt Rose die Gruppe an.
„ Hier sind wir richtig, die Mistkerle müssen ganz in der Nähe sein.“
Roses Gabe war es, die Gegenwart von Vampiren zu spüren, deshalb hatte John als Taktiker ihren Vorschlag unterstützt, gemeinsam mit den Wächtern loszuziehen, um die Gesetzlosen aufzustöbern. Agnus und Raven waren nicht begeistert gewesen, doch Rose zeigte ihnen ihre schusssichere Kevlar-Weste mit Stichschutzeinlage gegen Messerangriffe und ließ nicht locker.
Raven bestand natürlich darauf, Rose jedes Mal zu begleiten. Er ließ seine Gefährtin keine Sekunde aus den Augen, nie einen Gesetzlosen zu nah an sie heran und achtete darauf, dass sie immer die Weste unter ihrer Jacke trug.
John hätte das an seiner Stelle ebenso gemacht. Für heute hatten sie allerdings einen besonderen Plan, von dem Raven nichts wusste.
Rose hatte die Fährte der Vampire aufgenommen, doch nach wenigen Minuten schimpfte sie auf Spanisch:
„ Curajo! „Ihre Spur verliert sich bereits.“
Rose entfernte sich ein paar Schritte von Raven und drehte ihm den Rücken zu. So vermittelte sie ihm den Eindruck, als versuche sie die neue Richtung zu erspüren. Vor Ravens Blick verborgen, sah John, wie Rose ihr kleines, scharfes Messer aus der versteckten Lederscheide am Unterarm zog.
Rose hatte mit ihm und Quint vor dem Einsatz diesen Plan ausgeheckt.
Seit Raven vor einiger Zeit in diesem Stadtteil mit Ben das Drogenlabor des hiesigen Blutfürsten in die Luft gejagt hatte, vermuteten die Wächter, dass in der Nähe auch seine geheime Operationsbasis liegen könnte.
Agnus war einverstanden, als John ihm vorschlug, einen Gesetzlosen lebend zu fangen, um den Aufenthaltsort des skrupellosen Ramón in Erfahrung zu bringen.
Feinde und Gesetzlose würde es zwar immer geben, aber ein ganzes Nest von ihnen in der Stadt zu haben, bedeutete eine ständige, tödliche Bedrohung. Rose hatte ihm erzählt, sie wollte ihre Nichte Alice, die sie zusammen mit Raven wie ein eigenes Kind großzog, hier bald zur Schule gehen lassen. Ein Grund mehr, vor der eigenen Haustür aufzuräumen.
„ So, wie besprochen, Jungs!“, rief Rose ihr vereinbartes Kommando.
Blitzschnell packten er und Quint Raven an den Oberarmen, während Rose sich schon mit dem Messer in die Vene am linken Handgelenk schnitt und mit einem Schwamm ihr Blut auffing.
Raven hätte nie freiwillig zugelassen, dass seine Frau ihr eigenes Blut vergoss, um damit den
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