Unsterbliche Bande
Luft. »Das ist der wahre Grund, warum Lord Sessena mich als Co-Leiter dieser Delegation wollte. Ja, Benessarai braucht Erfolg, um sich zu rehabilitieren, aber er braucht auch jemanden, der auf ihn aufpasst. Vor allem darf niemand erfahren, dass er eine solch enge Verbindung zu Lord Rethna unterhalten hat.«
Lily versuchte, sich an Alycithins Stelle zu versetzen. Ihre größte Angst galt den Königinnen, dachte Lily. Ihr Volk fürchtete, dass das, was in Rethnas Welt geschah, auf ihre Welten übergreifen könnte. »Es muss ein Schock für Sie gewesen sein, als ich Ihnen sagte, dass Friar, der mit Benessarai verbündet ist oder für ihn arbeitet, eine Kreatur der Großen Alten ist.«
»Die Große … oh.« Belustigung flammte in ihren Augen auf. »So nennen Sie die, die Sie nicht mit Namen nennen? Wie charmant. Und clever. Ja, es war ein Schock, aber dadurch verstand ich auch einiges besser, das mich beschäftigt hatte. Während unseres Gesprächs habe ich meine Pläne noch einmal gründlich überarbeitet. Und so habe ich Ihnen Wissen an die Hand gegeben, das mich vollständig zerstören könnte, wenn Sie Ihr Wort nicht halten. So wie ich Sie zerstören kann, sollte ich mich entscheiden, meines nicht zu halten. Ich habe dafür gesorgt, dass wir nun gleich viel Macht besitzen, Lily Yu. Verstehen Sie, warum?«
»Sie wollen, dass ich Ihnen glaube«, begann sie, hielt inne und schlug dann eine leicht andere Richtung ein. »Und dies ist eine Verhandlung. Mit jemandem, der keine Macht hat, kann man eigentlich auch nicht richtig verhandeln, nicht wahr?«
»Genauso ist es! Ich mag Sie, Lily. Sie sind so ernst, aber schnell und flexibel. Diese Eigenschaften findet man nicht oft zusammen. Ich kann nicht gegen meine Vereinbarung mit Robert Friar verstoßen.«
»Selbst wenn er zuerst dagegen verstößt? Robert Friar ist sein Wort nichts wert. Die Binai, die Rethna getötet hat, wurde aus ihrem Vertrag entlassen, weil er ihn bereits gebrochen hatte.«
»Bei allem Respekt für die Binai, doch ein Schwur ist sehr viel bindender als ein Vertrag. Wenn Robert Friar sich unehrenhaft zeigen sollte, habe ich einen Irrtum begangen, weil ich eine Vereinbarung mit ihm eingegangen bin. Doch dass ich mich geirrt habe, hat keinen Einfluss auf das, was ich mich verpflichtet habe zu tun. Und doch muss ich einen Weg finden, um jemanden wie ihn aufzuhalten, sowohl aus moralischen als auch persönlichen Gründen. Ich hatte … einen Verdacht in Bezug auf Benessarais Ziele, doch er und ich sind, um Ihr Wort zu verwenden, Rivalen. Ich dachte, er wollte nur mein Ansehen schädigen. Ich dachte, er würde nicht verstehen, welche schlimmen Folgen es hätte, Tarngerät in unsere Welt zu bringen.«
»Tarngerät? Nennen Sie so … Moment. Sie meinen, Sie wollen es nicht mit in Ihre Welt nehmen? Sie wollen es zerstören?«
Sie nickte. »Solch ein Gerät würde unsere Welt aus dem Gleichgewicht bringen. Für unser ökonomisches und ziviles Leben sind Geiseln fundamental, und das Tarngerät würde das Machtverhältnis zwischen dem Geiselnehmer und dem, mit dem er verhandelt, drastisch ändern. Jahrhundertealte Vereinbarungen wären infrage gestellt. Stellen Sie sich vor, was in Ihrer Welt passieren würde, wenn nur eine Partei eines Vertrages die Mittel hätte, ihn durchzusetzen. Ich habe lange versucht, das Benessarai zu erklären. Er hat nur verstanden, dass es meine Position schwächen würde, wenn man ein solches Gerät verfügbar machte, denn meine Gabe ist in der Tat selten und wertvoll. Er begreift nicht, was es für Konsequenzen hat … so dachte ich zumindest. Hoffte es. Deswegen nahm ich das Risiko in Kauf, meinen eigenen Handel mit Robert Friar abzuschließen. Es hat mich einige Zeit gekostet herauszufinden, was er so sehr wollte, dass er bereit war … ich glaube, Sie sagen: ein doppeltes Spiel zu treiben? Ein interessanter Ausdruck. Ich wollte, dass er ein doppeltes Spiel mit Benessarai spielte. Sie waren der Preis, den er verlangte. Als Teil unserer Vereinbarung«, fügte sie hinzu, »ist er verpflichtet, den Kodex zu beachten.«
Lily schnaubte. »Und Sie glauben ihm?«
»Wenn er es nicht tut, muss ich ihn töten, um der Ehre Genüge zu tun. Das weiß er.«
»Er hat vielleicht nicht so viel Angst vor Ihnen, wie er sollte.«
Sie zuckte die Achseln. »Ich komme aus einer Klasse von Kämpfern. Wenn er nicht weiß, was das bedeutet, hätte er sich erkundigen sollen.«
»Das wird mir nur ein schwacher Trost sein, wenn er mich an seine
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