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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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vollständig verbrannt ist, bevor wir uns um das Feuer kümmern können.«
    Lily warf ihm einen schiefen Blick zu. »Dir stehen auch viele Clanmitglieder zur Verfügung, die keine Lupi sind.« Mit anderen Worten: Frauen. Die Töchter eines Lupus waren Menschen, gehörten aber zum Clan dazu, und im Moment hielten sich mehr erwachsene Frauen als sonst auf dem Clangut auf.
    Rule machte ein komisches Gesicht, so als hätte er einen Schluck von etwas genommen, das er für Wasser gehalten hatte, um dann festzustellen, dass es Wodka war. »Du hast recht. Da habe ich gar nicht dran gedacht, aber … Aber auch die würden eine Weile brauchen, um dort oben hochzukommen, und bis dahin ist der Wolfsbann sicher heruntergebrannt.«
    »Es sei denn, der bescheuerte Feuerteufel hat den Wolfsbann weiter verstreut, so dass das Feuer, wenn es sich ausbreitet, es entzündet.«
    Rule brauchte fünf Sekunden, um zu nicken. Sie wusste: Alle seine Instinkte sträubten sich bei der Vorstellung. Lupi verhätschelten ihre Frauen nicht, zumindest nicht die Nokolai. Im Sommer schossen im Süden Kaliforniens die Flächenbrände aus dem Boden wie in Iowa das Korn, und Lily wusste, dass einige der weiblichen Clanmitglieder schon in vorderster Reihe die Feuer bekämpft hatten. Aber ihr Beschützerinstinkt war tief verwurzelt. Jetzt Frauen dort hinauszuschicken, sie einem möglichen Angriff des Eindringlings auszusetzen … nein, dieser Gedanke war Rule gar nicht gekommen, und er brauchte einen Moment, um die Notwendigkeit zu akzeptieren.
    Trotzdem rief er Pete an und teilte ihm mit, dass sich Mellie in Kürze mit ihm in Verbindung setzen würde, um ein Team von Frauen zusammenzustellen, die das Feuer bekämpfen würden. Dann rief er Mellie an. Mellie Blackstone war in den Fünfzigern, hart im Nehmen und Eigentümerin einer kleinen Baufirma. Außerdem saß sie im Ältestenrat der Nokolai.
    Alle Lupi-Clans hatten einen solchen Rat, außer dem Clan der Etorri, der zu klein war, um einen zu brauchen. Zu Anfang hatte Lily die Funktion dieses Rates nicht verstanden. Offensichtlich war, dass er den Rho unterstützen sollte. In einigen Clans regelte er auch die finanziellen Angelegenheiten des Clans, in anderen hatte er zeremonielle Aufgaben, und in einigen wenigen war er verantwortlich für die Betreuung der Jugend. Außerdem übernahm er die täglichen Pflichten des Rho, falls dieser dazu nicht in der Lage oder nicht verfügbar war. Die Ältesten der Wythe hatten den Clan zusammengehalten, bis ihre Clanmacht ihren neuen Inhaber in Ruben gefunden hatte; bei den Leidolf hatten die Ältesten jetzt, da Rule die Clanmacht innehatte, vielfältige neue Aufgaben übernommen, da er nur selten vor Ort sein konnte.
    Aber die wichtigste Aufgabe eines Rates wurde nie offen angesprochen, weswegen Lily auch eine Weile gebraucht hatte, bis sie selbst darauf gekommen war. Er musste in der Lage sein, seinem Rho entgegenzutreten. Ihn nicht nur zu beraten, sondern ihm laut und entschieden, sogar aufs Schärfste zu widersprechen.
    Den meisten Lupi widerstrebte es zutiefst, ihrem Rho entgegenzutreten. Viele konnten es einfach nicht. Dazu im Notfall die Fähigkeit zu haben, war die wichtigste Eigenschaft, die ein Ratsmitglied mitbringen musste. Irgendwann hatte Lily begriffen, dass das der Grund und nicht das Streben nach Gleichberechtigung war, warum es in jedem Rat, außer dem der Leidolf, mindestens ein weibliches Mitglied gab und in manchen sogar mehrere. Die Clanmacht galt nicht für Frauen und wirkte nicht auf sie. Lupi taten Frauen nichts zuleide, niemals. Deshalb konnte eine Frau, die genügend Mumm besaß, ihrem Rho in die Augen sehen und ihm sagen, dass er ein Idiot sei, wenn selbst mutige männliche Ratsmitglieder sich nicht zu mehr als zartem Widerspruch überwinden konnten.
    »Dann hat Mellie wohl schon Erfahrung in der Brandbekämpfung«, sagte Lily, als Rule das Gespräch beendet hatte.
    »Sie war früher Feuerspringerin, und sie würde mich in den Hintern treten, wenn sie wüsste, dass ich nicht von allein auf sie gekommen bin«, sagte er trocken. »Ich wäre dir verbunden, wenn du ihr nicht – warte.« Wieder tippte er auf sein Handy, um einen Anruf anzunehmen.
    Es waren wohl gute Nachrichten, denn die Anspannung in seinen Schultern ließ nach. Er sagte nur »Gut« und legte dann auf. Aber als er Lily ansah, lächelten seine Augen. »Isen ist auf dem Weg hierher. Ihm geht es gut, er ist unverletzt. Hammond hat ihn am Snake Draw gefunden, ganz am östlichen

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