Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
das du dich nie wieder in solch eine Gefahr begibst, nie wieder, hast du mich verstanden?
Ja, antworte ich ihm kleinlaut. Ich versuche krampfhaft an nichts zu denken, aber das geht einfach nicht. Du wärst jetzt tot – das ist das gleiche, die Worte schwirren mir durch den Kopf. Tot sein, das gleiche wie alleine sein?
Für mich schon . Er schließt wieder seine Augen. Ich muss mich dringend ausruhen, gehen wir jetzt nach Hause, bitte.
Ich helfe ihm auf, schwer lastet er auf meinen Schultern. Ich schleppe ihn zu seinem Wagen und lasse ihn einsteigen. Dann steuere ich in Richtung unserem Zuhause.
Unterwegs überlege ich, dass ich eigentlich noch etwas Anständiges für Ansgar zu trinken besorgen muss, menschliches, warmes Blut.
Da fahre ich geradewegs an ihr vorbei, ich kann mein Glück kaum fassen, mir wird eine Beute auf dem Tablett serviert.
„Ansgar?“, flüstere ich ihm zu, „schaffst du es, sie durch das Fenster zu ziehen?“
Er blickt auf, ihm waren die Augen zugefallen. Ja, ich denke schon.
Langsam fahre ich an den Straßenrand heran, lasse die Scheibe an der Beifahrerseite herunter und hoffe inständig, dass Ansgars Anblick sie nicht verschreckt, jedenfalls nicht bevor … wir nahe genug dran sind.
„Entschuldigung, hallo, Entschuldigung, ich glaube ich habe mich verfahren, können Sie mir helfen?“ Sie kommt näher an den Wagen, zu dem Fenster. Mit einer schnellen Bewegung hat Ansgar sie gepackt und in das Auto gezogen.
Unterwegs laden wir ihren toten Körper an der Mülldeponie ab – wie immer.
Ansgar geht es nach seiner Mahlzeit bedeutend besser, er ist noch nicht vollständig hergestellt, aber ich kann wieder sein Blut durch seinen Körper rauschen hören.
Ich parke den Bentley und wir gehen in unsere Wohnung.
Ansgar lässt sich schwer auf das Sofa fallen und schließt die Augen.
„Willst du nicht lieber ins Bett und dich da ausruhen?“, frage ich ihn erstaunt.
„Nein, noch nicht“, er klingt noch erschöpft. Ich will gerade an ihm vorbeigehen, da schnellt sein Arm vor, er packt mich und zieht mich auf sich drauf. Seine Bewegungen sind fast so schnell wie immer. Ich kann mir einen kleinen erschreckten Schrei nicht verkneifen. Sofort höre ich seine Stimme in meinem Kopf, verzeih mir bitte, das wollte ich nicht .
Er streicht mit seiner Nase über meine Wange und atmet meinen Geruch ein.
„Hmm, du riechst so gut. Wenn ich daran denke, das ich um ein Haar nie wieder deinen Geruch in mich hätte einsaugen können, wird mir ganz übel.“ Er packt mit beiden Händen mein Gesicht und blickt mich an. Seine Lava-Augen glühen und kleine Feuer flackern immer wieder auf.
„Nie wieder darfst du dich in solch große Gefahr begeben, hörst du, nie wieder.“ Er lässt mein Gesicht los und umarmt mich fest.
„Nichts ist das wert, gar nichts.“
„Doch“, flüstere ich heiser, „du bist es wert, du bist jede Gefahr wert, mein Geliebter, jede.“ Erneut packt er mein Gesicht mit beiden Händen und blickt mir tief in die Augen.
Te amo, in perpetuum. Höre ich ihn in mir drin, ein Schauer läuft mir über den Rücken, ich schicke ihm meine Gedanken zurück: Ich liebe dich auch, für immer und für ewig.
Dann treffen seine eisigen Lippen auf meine und ich sauge seinen Geruch tief in mich ein.
Für Immer, für Ewig
Der hohe Rat hat die Verhandlungen und das anschließende Urteil für Anfang Dezember angesetzt.
Sie wollen Gericht halten über alle Gefangenen, die in der Lagerhalle übrig geblieben sind, mich eingeschlossen.
Sie werden sich meine Aussagen anhören und eine Entscheidung treffen, ein Urteil fällen.
Es spielt keine Rolle, dass ich ihnen Justin, Dennis und den kümmerlichen Rest der Vernichter praktisch vor die Füße geworfen habe, oder dass ich Ansgars Leben gerettet habe. Das mildert meine Taten nicht ab – schließlich klebt Vampirblut an meinen Händen. Ich habe Frank getötet, ich habe Justin in einen Vampir verwandelt und Dennis entstammt meiner Familie – das ich da noch ein Mensch war, zählt für den hohen Rat nicht.
Ich bin verantwortlich. Durch mein schlechtes Blut ist Justin erst zu dem geworden, das er heute ist, Dennis wahrscheinlich ebenso.
Ansgar wird auch eine Aussage machen, sozusagen als Sachverständiger. Er soll seinen Bericht vorlegen – über mich und … mein Blut.
Eine Woche vorher habe ich Ansgar gebeten, dass er nicht mehr mein Blut trinkt. Ich wollte bei der Verhandlung frei sein, ohne seine Stimme, ohne, dass ich jeden Gedanke
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