Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
bringen und … fertig. Komm, wir gehen.“
Ich wende mich zum Ausgang, Josh seufzt.
„Wenn du meinst. Aber ich habe dich gewarnt.“
„Danke, mein Freund.“
Schweigend machen wir uns auf den Weg. Es ist acht Uhr Abends, Samstagabend. Die Straßen sind belebt, die Menschen gehen aus oder mit ihren Liebsten zum Essen.
Sie bringen in ihr sonst so eintöniges Leben ein bisschen Abwechslung, wollen was erleben, mal etwas anderes sehen. Ich denke an meine Zeit als Mensch zurück – mir erging es auch nicht anders.
Wie sieht mein Leben jetzt aus?, frage ich mich traurig. Ich hatte soviel Abwechslung in den letzten Jahren, das es für zwei Menschenleben reichen würde.
Wir betreten das Rathaus und gehen in den Keller, die Treppen herunter. In der kleinen Halle ist es still, trotzt der vielen Vampire, die dicht gedrängt hier stehen.
Kaum habe ich mit Josh die kleine Halle erreicht, kommt Ansgar auf mich zugeschossen. Ich habe ihn seit letzter Nacht nicht mehr gesehen – die feinen Züge seines Gesichtes sehen plötzlich alt aus – er sieht besorgt aus.
Mir fällt wieder die Bedeutung seines Namens ein und ich denke im Stillen: Du brauchst dich nicht um meine Seele sorgen – ich habe sie bereits verloren.
Schon vor langer Zeit.
Ich habe sie verraten, verspielt, sie für ein anderes Leben eingetauscht. In mir ist nichts mehr, für das es sich lohnt.
Dann umarmen mich seine kalten Arme. „Es wird alles Gut, meine süße mellila , du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, flüstert er in mein Ohr.
Ich mache mir auch keine Sorgen, derjenige, der besorgt aussieht ist er. Kann er doch noch meine Gedanken lesen?, frage ich mich bestürzt. Kann er doch noch in mein Innerstes blicken und die Abgründe darin sehen? Weiß er wie ich mich fühle, was ich wirklich fühle?
„Ich mache mir auch kleine Sorgen, alles wird Gut, du hast vollkommen recht. Alles wird besser sein.“ Ansgar blickt mich an und runzelt die Stirn. Er holt Luft, als wolle er noch etwas sagen.
Falk, vom hohen Rat, kommt ihm aber zuvor, er tritt an meine Seite und führt mich wortlos ab. War ich bis jetzt noch kein Gefangener des Rates – jetzt bin ich einer und fühle mich auch so. Mit Blicken verabschieden Ansgar und ich uns voneinander.
Falk führt mich durch die Menge, durch den kleinen Vorraum, in die große Halle. Ich komme mir klein und unbedeutend vor. Er deutet mir an, mich hinter ein großes Pult zu stellen, dem hohen Rat gegenüber. Das Publikum wird hinter meinem Rücken Platz nehmen. Noch sind die Reihen leer, die Meute wartet draußen.
Falk verlässt mich, begibt sich hinter das große Podium, auf dem die gesamten obersten der Vampire sich schon eingefunden haben und setzt sich auf seinen Platz.
Alarich sitzt ganz oben, zusammen mit Sarah, dann folgen, stufenförmig, die Männer auf seiner rechten Seite und die Frauen zu seiner linken.
Vor dem Podium stehen die Vernichter, alle in Ketten an Händen und Füßen und mit gesenkten Köpfen.
Justin und Dennis sind nicht dabei.
Die Doppeltüre fliegt auf und das Publikum stürmt den Saal. Schnell füllen sich die Sitzreihen, nur leise ist ein Gemurmel zu vernehmen.
Ansgar stellt sich neben das Podium, genauso, wie ich ihn das letzte Mal hier gesehen habe. Beine leicht gespreizt, Hände hinter dem Rücken. Allerdings ist diesmal sein Blick auf mich gerichtet, er durchbohrt mich mit seinen Augen. Selbst auf die Entfernung kann ich den glutroten Ring heftig pulsieren sehen. Ich halte seinem Blick nicht stand, ich kann ihn nicht ertragen – diesen bohrenden Blick mit den hundert ungestellten Fragen darin – ich schlage die Augen nieder und sehe auf meine Hände. Ich bin dankbar dafür, das Ansgar meine Gedanken nicht lesen kann – dankbar und ...erleichtert.
Alarich räuspert sich leise, sofort tritt eine unheimliche Stille ein, scheinbar atmet auch niemand mehr.
Seine Stimme ist leise und brüchig wie altes Papier.
„Sind alle anwesend?“
„Nein, Herr. Es fehlen noch zwei Angeklagte“, sagt Ansgar leise und lässt mich nicht aus den Augen.
„Dann möge man sie herbringen, damit wir anfangen können.“ Alarichs Stimme wird ein bisschen lauter.
„Ja, Herr.“ Ansgar vollführt eine Handbewegung ins Publikum, sogleich öffnet sich eine Doppeltüre am anderen Ende der Halle, die ich bis jetzt noch nicht bemerkt habe.
Von vier Vampiren bewacht, werden Justin und Dennis herausgeführt – sie sind ebenso mit Ketten gefesselt. Die Vampire führen die beiden zu einem
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