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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chrissi Schröder
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vorher prüfen muss, ob er auch für Ansgar bestimmt ist, ob auch er ihn hören kann.
    Ansgar hat schließlich zugestimmt, wenn auch sehr widerwillig. Er könne mir helfen, hat er gemeint, er kennt den hohen Rat, er kann mir die Antworten vor sagen.
    Aber genau das ist es, das ich auf keinen Fall will. Ich werde mich selbst verteidigen, für mich selbst gerade stehen, und meine Gedanken werden nur mir gehören.
    Ich hatte in der letzten Woche ein wenig Angst vor der Verhandlung, nicht vor dem hohen Rat – nicht direkt. Ich hatte Furcht davor Justin wiederzusehen – ihm in die Augen zu blicken und mich plötzlich in ihren Tiefen zu verlieren.
    Es fiel mir sehr schwer, nach den Kämpfen, nicht an ihn zu denken. Aber Ansgar hätte meine Gedanken sofort erraten und das wollte ich nicht. Erst als der Tag der Verhandlung näher rückte und ich mir sicher war, das Ansgar meine Gedanken nicht mehr lesen konnte, gestattete ich mir, an Justin zu denken.
    Ich sah wieder seine Augen vor mir, hörte seine flehende Stimme in mir, und was er zu mir sagte. Ich versank in seinem Blick, tauchte ein, in diese braunen, tiefen Brunnen, verlor mich in ihren Abgründen.
    In diesen Momenten sah und hörte ich nichts mehr um mich herum, jegliche Hintergrundgeräusche wurden an den Rand meines Bewusstseins gedrängt. Noch nicht einmal Ansgars Stimme drang bis zu mir durch – seine normale Stimme. In solchen Augenblicken boxte er mich kurz auf den Arm um meine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen. Dann runzelte er seine Stirn und fragte mich nach meinen Gedanken.
    Ich log ihn an, jedes Mal, meine Lügen brannten in meinem Mund und auf meiner Zunge. Verätzten mich innerlich und taten mir irrsinnig weh.
    Aber ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen, ich kannte sie ja selbst nicht genau.
    Den Tag vor der Verhandlung verbrachte ich bei Josh, ich wollte nicht in Ansgars Nähe sein. Seine brennenden Augen, seinen stechenden Blick, hätte ich nicht ertragen können.
    Josh ließ mich ganz in Ruhe, ich lag auf seinem Gästebett und starrte hoch zur Decke – durch sie hindurch – immer höher, bis in den Himmel, bis in das Weltall, immer weiter, immer höher, bis in die Unendlichkeit.
    Ich wollte für mich eine Lösung finden, wollte wissen was Gut und Recht und was Schlecht ist.
    Da ich zu keiner befriedigenden Antwort kam, bin ich doch noch auf die Zinnen meiner geliebten Stadtmauer gesprungen und ließ mir den Wind um den kalten Körper wehen.
    Gegenwart:
    Hier stehe ich nun und habe mich so intensiv an meine Vergangenheit erinnert, als durchlebe ich sie ein zweites Mal.
    Der schreckliche, fast schon zu lebendige Wachtraum von eben, kann mir nichts mehr anhaben – ich fürchte mich nicht mehr davor.
    Jetzt verspüre ich keine Angst – weder vor der Vergangenheit noch vor Justin oder Dennis. Auch in meine Zukunft blicke ich voller Zuversicht. Ich muss für meine Fehler büßen – das ist mir klar – aber ich bin in der glücklichen Lage, meine Zukunft schon genau zu kennen.
    Ein bisschen wehmütig denke ich Josh – er wird mir fehlen, der beste Freund, den man auf der Welt haben kann.
    Ansgar, mein geliebter Ansgar – auch ich werde immer bei dir sein, egal, was geschieht.
    Mir ist es ein wenig leichter um mein totes, kaltes Herz geworden – ich springe von den Zinnen und spaziere gemächlich zu Joshs Hexenladen. Mit ihm gemeinsam werde ich zu den unterirdischen Gängen des hohen Rates gehen. Ich werde nicht alleine sein, wenn sie ein Urteil über mich fällen.
    Das Glöckchen über Joshs Türe klingelt heiser, als ich eintrete. Ich gehe in seinen Keller, in sein Badezimmer und blicke in den Spiegel. Es ist kurz so, als blicke ich mir auf die eigene Seele – das Feuer in meinen Augen lodert hoch auf, dann ist alles ruhig.
    Ich nehme meine Sachen und ziehe mir den langen, dünnen Mantel über.
    Ich wende mich ab und gehe zu Josh in den Laden, er wartet schon ungeduldig.
    „Bist du dir sicher, dass du das machen willst?“
    Ich sehe ihn erschrocken an.
    „Was?“, frage ich und meine Stimme klingt scharf.
    „Das du zu der Verhandlung gehst und ein Urteil über dich fällen lässt. Das hast du nicht verdient und … ich … ich könnte dich verstecken, wenn du willst.“
    Ich lächle kurz. „Josh, ich bin kein Herbstblatt und du kannst mich nicht in einem Haufen Blätter verstecken. Sie werden mich finden, überall. Wenn nicht sie, dann Ansgar. Ich kann nirgends hingehen. Außerdem will ich das auch nicht. Ich werde das hier hinter mich

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