Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
einfach um, da der aber noch meinen Mantel gepackt hat, wirbele ich mit herum.
„Lass los“, sagt Ansgar gepresst und dann höre ich schon ein scharfes Knacken und Krachen, als er dem fremden Vampir das Genick bricht.
Augenblicklich bin ich wieder frei, die Hand fällt schlaff herab und der Unbekannte, fällt mit einem dumpfen Geräusch, auf den Boden.
Alles in Ordnung bei dir? , fragt Ansgar in meinem Kopf
Ja, ja, hab mich nur erschreckt. Was machen wir jetzt mit ihm?, schicke ich ihm zurück.
Statt einer Antwort stürzt sich Ansgar auf den am Boden liegenden Vampir und reißt ihm mit einem gewaltigen Ruck den Kopf ab. Im hohen Bogen schmeißt er danach den Kopf weiter in den Flur hinein.
Er blickt mich an und grinst.
Das machen wir mit ihm.
Mit einem fauchenden Geräusch fangen die Überreste an zu brennen. Wir wenden uns dem Ausgang zu und blicken uns rechts und links um.
„Die Luft ist rein, komm weiter“, flüstert Ansgar.
Es ist nicht mehr weit, vorne kann ich die Leuchtschrift schon erkennen. Sie stimmt mich traurig, nie war bei Josh die Leuchtschrift ausgeschaltet – Tag und Nacht ließ er sie brennen. Wir stehen vor dem Geschäft und blicken uns um.
„Schnell, rein“, sagt Ansgar knapp. Wir stoßen die Tür nur ein bisschen auf, damit das Glöckchen uns nicht verrät.
Dunkel ist es hier drin – und wie immer riecht es nach fast nichts. Außer einem starken Vampirgeruch, der noch satt in der Luft hängt.
Sachen liegen auf dem Boden verstreut, das Bücherregal ist umgeworfen und die Bilder von den Wänden gerissen. Hier hat wahrhaftig jemand etwas gesucht – dringend gesucht, und gefunden. An einer Säule, die ungefähr in der Mitte des Raumes steht, ist keine Unordnung zu sehen. Jedes Stück steht noch an seinem Platz. Die Säule ist mit verschiedenen, zum Teil echt kitschigen, Dingen überladen. Auf dem oberen Brett ist ein kleiner Platz frei, da sieht man Krümel und Dreck liegen. Ich zerreibe ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und rieche dran. Steingeruch steigt mir in die Nase. Ansgar blickt sich langsam und suchend um – ich bezweifele, dass wir hier einen Hinweis finden werden, sonst hätten die anderen ihn auch gefunden. Sie haben bestimmt gründlich genug gesucht.
„Der Stein hat hier oben gelegen, Ansgar“, flüstere ich ihm zu. Typisch Josh ist das, wo kann man einen Baum am besten verstecken – in einem Wald, da finden ihn keiner. Ein unnutzes Ding – zwischen anderen unnutzen Dingen. Ich betrachte wieder die Säule, sehe den freien Platz, wo der Stein gelegen hat und sehe die Sachen, die daneben stehen und liegen.
Eine Schneekugel, mit den Rentieren und dem Weihnachtsmann im Schlitten, ein silbernes Teeei und ein überaus kitschiger Grabstein in Miniformat aus Plastik. Schwarz mit grüner Farbe marmoriert. In goldenen Buchstaben steht R.I.P. drauf.
Ich schlage mir vor die Stirn und rufe in Gedanken: Ansgar, ich weiß jetzt wo Josh ist. Ich Idiot, das ich nicht früher darauf gekommen bin. Pfefferminzgeruch – ja, natürlich. Komm, wir müssen los. Aufgeregt packe ich Ansgar am Arm und ziehe ihn zum Hinterausgang.
Wo willst du hin? , fragt er mich verblüfft.
Auf den Friedhof, wo sonst, dort liegt Josh begraben, antworte ich ihm.
Was?, ist alles, das in meinem Kopf erklingt.
Ja, schicke ich ihm zurück und spähe aus dem Hinterausgang.
Er hat es mir vor Jahren selbst erzählt, ich bin aber erst jetzt wieder drauf gekommen, durch den blöden Grabstein, aus Plastik.
Ich verstehe kein Wort, von dem, was du erzählst. Ansgars Stimme in mir klingt irritiert.
Wir laufen los, über die Hinterhöfe, zu einem anderen Ausgang, als den zur Straße.
Wusstest du, das Josh früher Tee geliebt hat?, frage ich ihn in Gedanken.
Nein, ich habe mit ihm nie über seinemenschliche Zeit geredet. Ansgar scheint nachdenklich.
Dann bin ich ja froh, dass ich so eine neugierige kleine Person bin. Ich habe ihn nämlich danach gefragt und er hat mir irgendwann von seiner Vorliebe für Tee erzählt.
Ansgar zuckt mit den Schultern, ja und?
Mittlerweile sind wir am Friedhof angekommen und stehen vor dem großen eisernen Tor. Ich ziehe die Luft durch die Nase ein und suche nach feindlichen Gerüchen. Keine Vampire in der Nähe.
Er hat mich mal zu diesem Friedhof mitgenommen, beginne ich wieder und gebe dem Tor einen kleinen Schubs, es schwingt auf und wir betreten langsam den Friedhof.
Da hat er mir ein Grab gezeigt und mir eine Geschichte dazu erzählt.
Ja? , erklingt es
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