Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
Augen verengen sich zu Schlitzen.
„Von mir aus“, meint er gedehnt. Er hat schöne Augen.
„Was ist los, vertraust du mir etwa nicht?“ Er gibt mir keine Antwort, wirft mir nur einen verärgerten Seitenblick zu. Ich grinse vor mich hin.
Am Stadtrand befindet sich das Vergnügungsviertel und mittendrin gibt es eine Bar mit dem bezeichnenden Namen Desmodus . ( Desmodus draculae ist der lateinische Name für eine bereits ausgestorbene Riesenvampirfledermaus Art )
In unseren Kreisen ist sie ein beliebter und bekannter Treffpunkt für Vampire und auch Halbblüter. Oberste Regel in diesem Etablissement: Hier wird Nichts und Niemand gebissen. Aber es gibt erstklassiges Konservenblut zu trinken und auch noch ein paar andere Köstlichkeiten.
Ich parke etwas abseits vom Desmodus , da mein Wagen bekannt ist und nicht jeder wissen muss, das ich mich hier amüsiere – vor allem Frank nicht.
Einen Türsteher gibt es nicht, dafür eine verschlossene Türe mit Klingel und Videoüberwachung.
Gelobt sei das Computerzeitalter.
„Wer begehrt Einlass?“, dröhnt es über die Gegensprechanlage, als Antwort auf mein doppeltes Klingelzeichen.
Schnell blicke ich die Straße rauf und runter, auf der Suche nach neugierigen Zuhörern, ehe ich antworte:
„Ein Vampir mit Halbblut im Schlepptau.“
Statt einer Antwort summt es kurz und wir treten ein.
Im Foyer ist es kalt
„Tascha“, begrüßt mich dröhnend der Herr und Meister über Klingel und Türe, „lange nicht gesehen, das ist ja schön, das du uns auch noch mal besuchst. Wie ich sehe“, meint er mit einem Blick auf Justin, „züchtest du dir eine neue Dienerschaft heran.“
„Nein, der gehört Frank. Ich führe ihn nur ein bisschen Gassi.“ Ich grinse breit, dann fahre ich fort.
„Ich habe einen Auftrag heute Nacht, aber die Zeit ist noch nicht reif. So habe ich gedacht, wir nehmen einen kleinen Drink. Welche Umgebung könnte passender sein als das Desmodus um ein junges Halbblut in unsere Welt einzuführen.“
„Da hast du recht, Tascha, na dann immer rein mit euch, viel Vergnügen. Und nicht vergessen: hier wird Nichts und Niemand gebissen!“
„Schon klar.“
Wir gehen durch die Doppeltüre und befinden uns mit einem Mal in einer anderen Welt. Der Geruch, der uns entgegenschlägt ist wirklich atemberaubend. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass es Justin auch nicht anders ergeht. Er ist erstaunt, mehr als das, eher schon hypnotisiert und augenblicklich berauscht.
Für das erste Mal hält er sich aber erstaunlich gut.
Diese Geruchsvielfalt ist kaum auszuhalten.
Es riecht vorherrschend nach Blut – sehr viel Blut – dann dieser süße, feine Duft der Halbblüter und der staubige, alte Geruch der Vampire.
Ich war schon des öfteren hier und bin aber trotzdem jedes Mal wieder aufs neue berauscht von diesen verschiedenen Gerüchen, die hier zu finden sind.
Der Laden ist nicht sehr groß. Es gibt nur etwa zehn Tische mit je drei Stühlen, eine kleine Tanzfläche, aber dafür eine schier endlos lange Theke. Hinter der, wie immer, drei Barkeeper ihren Dienst verrichten. Ich gehe mit Justin im Schlepptau in Richtung Theke.
„Was möchtest du trinken?“, frage ich ihn.
„W-Was trinkt man denn hier so?“, gibt er zögernd zurück
„Na ja, ich weiß schon was ich trinke, du kannst dir bestellen, was immer du möchtest. Eigentlich gibt es hier alles. Also, was darf es sein?“
„Eh, … ich hätte gerne ein Bier.“
Ich warte an der Theke auf die Bedienung und blicke mich um. Ganz gut gefüllt heute Abend, fast alle Tische sind besetzt. Überall steht Konservenblut herum Mal wieder mehr Vampire als Halbblute hier.
Ich sehe jede Menge bekannte Gesichter unter den Vampiren. Früher, in meiner aufregenden Halbblutzeit, war ich oft mit Frank hier.
Es hat schon was für sich, wenn man von einem der Oberen des Clans beschützt wird. Auch wenn laut der Tradition des Desmodus hier nichts und niemand gebissen wird, gibt es immer den einen oder anderen Blutrünstigen, der sich nicht an die Regeln hält.
Die Bedienung kommt – eine Vampirin – und fragt nach meinen Wünschen
„Ein Bier und was Leckeres“, gebe ich meine Bestellung auf.
„Tascha, ich hab dich gar nicht erkannt. Komm lass dich umarmen.“ Sie umarmt mich ungeschickt über die Theke hinweg und drückt mir rechts und links einen Kuss auf die Wange.
„Mädchen. Gut siehst du wieder aus. Wie geht es dir?“, und es klingt so, als interessiert sie das wirklich.
„Gut, Bea, alles
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