Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
Ohren.
Ich schlage ihr meine Zähne in den schönen Hals und sofort fließt ihr süßes Blut meine Kehle hinunter.
Das Monster ist augenblicklich still, es trinkt ihr Blut mit mir zusammen, es ernährt sich von dem köstlichen Lebenssaft.
Ich leere die Frau fast vollständig, erst dann lasse ich von ihr ab. Die zwei kleinen Verletzungen verheilen durch meinen Speichel sofort wieder.
Ich kann nicht mehr, ich lasse sie einfach fallen, schleppe mich mit schweren Schritten zur Theke und lasse meinen Kopf auf die Glasplatte sinken. Ich bin völlig fertig und muss mich kurz erholen. Meine Zähne kehren wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Ich lege meine Wange auf die kühle Auflage der Theke. Tausend Bilder schießen mir durch den Kopf: Frank, die Blondine von gestern Nacht, Justin, der Mieter aus der Tiefgarage, die Mädchen in ihrem Auto und Josh.
Ich hebe meinen Kopf wieder und lausche. Wo ist eigentlich Josh, frage ich mich, wohin ist er mit dem Blutsack verschwunden.
In dem Moment kommt Josh aus seiner Kellertür. Seine Augen sind wieder so blau wie immer, die Zähne normal und seine Haut ist leicht rosig.
„Hat Spaß gemacht“, er lächelt mich an und wischt sich mit der Hand kurz über den Mund.
„Und … hat’s geschmeckt?“, dabei sieht er mich fragend an und kommt langsam näher. Ich antworte ihm nicht.
Er streicht mir die Haare über meine Schultern zurück.
„Hat meine Süße eine Grenze überschritten? Hat sie etwa den Kodex mit Füßen getreten?“
Er lächelt jetzt ironisch, umarmt mich und flüstert mir ins Ohr: „Hast du etwa Frank in den Hintern getreten?“ Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Einerseits ärgert mich seine Aussage, vor allem auf die Art, wie er es sagt. Auf der anderen Seite weiß ich genau, dass er Recht hat; Ich habe Frank in den Hintern getreten und ich habe den Kodex missachtet. Aber, … ich horche in mich hinein, stört mich das wirklich, würde es mich daran hindern es noch mal zu tun?
Nein, wahrscheinlich werde ich genauso wieder handeln, vielleicht schon in ein paar Stunden. Wenn ich Glück habe.
Darum antworte ich Josh:
„Es ist alles okay, er kommt darüber hinweg.“ Diesmal schiebe ich Josh auf Armeslänge von mir weg, und blicke ihn ernst an. „Was machen wir mit den Leichen?“
„Keine Sorge, ich kümmere mich darum.“ Er hat mich wieder fest an seine Brust gepresst. Ich atme diesen eigenartigen Geruch ein und erinnere mich plötzlich an Justin.
Verflixt, denke ich, den hatte ich ganz vergessen. Ob er immer noch schläft? Ich löse mich von Josh und gehe in Richtung Eingangstüre. Unterwegs mache ich einen großen Schritt über die auf dem Boden liegende Frau. Sie ist jetzt tot und leer, ohne Geruch und Geschmack, sie interessiert mich nicht mehr.
Mit einem Blick aus der Glasscheibe stelle ich fest, das Justin wirklich immer noch schläft, er hat sich nur auf die andere Seite gedreht.
Ich blicke wieder zu Josh, der gerade die Tote vom Boden aufhebt und in Richtung Keller trägt. Ich weiß nicht, was er mit ihr machen wird, ich verschwende aber auch keinen weiteren Gedanken darauf.
Als Josh wieder in seinem Laden hinter dem Tresen steht, sage ich zu ihm.
„Ich muss jetzt gehen, Josh“, ich sehe ihn direkt an, „danke … für alles, wir sehen uns.“
„Ja, aber warte nicht zu lange mit deinem nächsten Besuch.“
„Okay, bis dann“, murmele ich, schließe die Türe auf und stehe wieder draußen auf dem Gehsteig. Es sind keine Fußgänger mehr unterwegs, gänzlich unbelebt ist die Straße.
Ich gehe zu meinem Mustang, öffne leise die Türe, setze mich und knalle sie mit Wucht wieder zu.
Justin reißt den Kopf hoch und murmelt etwas Unverständliches.
Er ist wieder wach und reckt und streckt sich ausgiebig.
„Na, du Murmeltier, ausgeschlafen?“, frage ich ihn leichthin.
„Ja, ich glaube. Wie spät ist es?“, er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr, „oh, halb eins schon, da habe ich ja lange geschlafen.“ Er hält sich die Hände vor sein Gesicht und atmet prustend aus.
„Und du, hattest du auch ein paar nette Stunden?“, fragt er mich. Ich muss grinsen, und denke an die nette Ausländerin.
„Ja, es hat sich gelohnt.“
Ich starte den Wagen und werfe einen letzten Blick auf Joshs Hexenladen. Keine Angst, Josh, du wirst mich schon bald wiedersehen – vielleicht schneller als du denkst.
*
Ich kann diesen verdammten Auftrag nicht mehr erledigen. Zum einen habe ich überhaupt keinen Durst mehr, zu
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