Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
anderen fühle ich immer noch Joshs brennenden Blick auf mir – weiß ich doch genau, was er von mir erwartet.
Außerdem will ich es auch – ich möchte einfach frei sein.
Mitten in meine Gedanken hinein klingelt mein Handy. Ich klappe es auf – es ist Frank.
„Ja?“, frage ich knurrend.
„Tascha? Ich bin’s. Vergiss den Auftrag, ich habe etwas anderes für dich.“
„W-Was ist los?“, ich bin mehr als verwundert, noch nie wurde ein Auftrag abgebrochen – und so kurz vorher schon gar nicht.
„Nichts“, Franks Stimme klingt unverbindlich, „ein anderer erledigt das.“
„Aha“, murmele ich und werfe Justin einen kurzen Seitenblick zu, er sieht mich fragend an.
„Komm gegen Morgen zu mir“, fährt Frank fort, „dann erkläre ich dir alles.“
„Ist gut“, ich will gerade auflegen, als ich Frank rufen höre.
„Ach Tascha?“
„Ja?“
„Lebt er noch?“, seine Stimme ist scharf.
Ich muss einfach grinsen. „Ja, ja, nur keine Sorge, Frank. Auch wenn er selbst nicht gerade dazu beiträgt.“
Am anderen Ende der Leitung höre ich ihn aufseufzen, „gut“, dann ein Klicken, er hat aufgelegt.
„Was ist los?“, fragt Justin, als ich immer noch grinsend mein Handy wieder wegstecke.
„Unser Auftrag wurde abgeblasen, wir fahren zu mir, da ruhen wir uns noch ein bisschen aus. Morgen früh geht’s zu Frank.“
Ich sehe, wie Justin die Stirn in Falten legt und tief Luft holt.
„Hör mal“, beginnt er zögernd, „können wir auch in meine Wohnung? Sie ist hier ganz in der Nähe.“
„Ich wollte eigentlich eine Runde duschen“, wende ich ein.
Er lacht kurz, „das kannst du auch bei mir.“
Nachdenklich sehe ich ihn von der Seite her an. „Warum nicht“, murmele ich nach einer Weile und parke meinen Mustang in einer Seitenstraße.
Wir steigen aus und gehen zu Fuß weiter.
Seine Wohnung ist wirklich nicht weit weg. Er wohnt im obersten Stock, in einem kleinen Geschäftshaus. Als wir eintreten, umgibt uns angenehme Dunkelheit. Justins Hände tasten nach dem Lichtschalter. Ich lege meine Hand schnell auf seine und schüttle mit dem Kopf.
„Lass es ruhig so“, sage ich leise, er sieht mich an – seine Hand ist ganz warm und meine – wie immer eiskalt.
Es ist eine kleine Wohnung, mit einer riesigen Fensterfront im Wohnzimmer. Justin verschwindet sofort in seinem Schlafzimmer. Er kommt wieder, mit dem Arm voller, größtenteils schwarzer Klamotten, die er auf sein Sofa wirft.
„Die hat meine Schwester da gelassen, sie hat mal kurz hier gewohnt“, sagt er leise, „fühl dich ganz wie zu Hause, hier findest du bestimmt was für dich zum anziehen.“
Ich wühle den Klamottenberg durch und finde wirklich eine schwarze Hose und ein T-Shirt, die mir passen könnten.
Justin zeigt mir sein kleines Bad. „Hier ist alles was du brauchst. Ich mach mir nur schnell was zu essen“, murmelt er und lässt mich alleine.
Ich ziehe mich aus und stelle mich unter das heiße Wasser. Das tut wirklich gut. An der Wand abgestützt lasse ich das Wasser auf meinen Nacken und die Schultern prasseln.
Ich weiß nicht, wie lange ich schon einweiche, aber es kommt mir lange vor. Langsam drehe ich das Wasser aus, trockne mich ab und probiere die Sachen an, sie passen perfekt.
Das passiert mir bei meiner Figur nicht oft.
Ich gehe wieder in das kleine Wohnzimmer. Justin hat das Licht in der Küche angelassen und zusätzlich auf dem Couchtisch eine Kerze angezündet. Sie taucht das Wohnzimmer in ein diffuses, flackerndes Schattenmeer.
Er steht mit nacktem Oberkörper vor dem großen Panoramafenster, hat ein Glas in der Hand und starrt auf die Lichter der Stadt unter uns.
„Ich hoffe“, beginne ich, „ich hab dir nicht das ganze heiße Wasser weggenommen.“
„Ist schon okay“, murmelt er geistesabwesend und starrt weiter in die Lichter, fast wie hypnotisiert.
Ich atme durch die Nase ein – es riecht nach Staub, Rauch, Whisky und … Justin.
Ich stelle mich neben ihn und werfe auch einen Blick auf die beleuchtete Stadt – es sieht wirklich wunderschön aus.
Ich sehe erneut zu Justin und bemerke, wie er die Zähne aufeinander beißt, wie seine Kiefer sich verhärten. Was geht bloß in dem Jungen vor, überlege ich bei mir. Er sieht so verbissen aus, als tobt ein Kampf in ihm. Als stellt er sich selbst ein paar Fragen, auf die er die Antworten aber vielleicht nicht hören möchte.
„Kann ich dir eine Frage stellen?“, beginnt er auch prompt – seine Stimme klingt rau, sein Blick noch
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