Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
ich weit vor dem Mustang wieder raus. Die Stadt ist noch sehr belebt. Einige Fußgänger sind unterwegs, die mich misstrauisch beäugen, wie ich zwischen den Geschäften heraus geschossen komme.
Ich beachte sie gar nicht, sondern gehe in Richtung Norden, wohin der süße Duft entschwunden ist.
Immer wieder ziehe ich vorsichtig eine Nase voll Luft ein. Die Mädchen sind nicht sehr weit gefahren, denn der Duft hängt noch dick und schwer in der Luft. Da sehe ich auch schon das kleine Cabrio auf einem Parkplatz stehen. Es steht vor der größten Diskothek hier in der Stadt, ein richtiger In-Laden.
Sie sind bestimmt noch nicht hineingegangen, überlege ich, da der Geruch viel zu intensiv ist.
Plötzlich höre ich ihr Lachen wieder, es hallt quer über den Parkplatz bis zu mir. Ein herrliches, perlendes, gar köstliches Lachen.
Ohne den wundervollen Geruch, der dieses Lachen unterstreicht, hätte es wahrscheinlich dumm, hysterisch und quäkend für mich geklungen – wie sich das Lachen der Menschen eben anhört – aber zusammen mit dem Duft... Eine Komposition, die meine Nervenenden vibrieren lässt.
Plötzlich sehe ich die Mädchen, sie haben sich neben die Disco verzogen und stehen dicht beisammen. Ich überlege, welche von ihnen so betörend duftet und wie ich sie voneinander trennen kann.
In diesem Moment ist das Schicksal scheinbar gegen mich.
Es donnert – ein Gewitter zieht auf. Hoffentlich fängt es nicht auch noch an zu regnen, denke ich, sonst ertrinkt Justin in meinem Mustang.
Die Mädchen blicken ängstlich zum Himmel und kichern unsicher. Sie machen sich auf den Weg. Grimmig verfolge ich sie mit meinem Blick, wie sie zum Eingang gehen und in der Disco verschwinden.
„Verdammt“, zische ich, „hier draußen wäre es ein leichtes gewesen. Da drinnen, zwischen all den anderen Blutsäcken, kann ich mich nicht so bewegen, wie ich gerne möchte. Das wird ein Problem.“
Ich muss also auch da rein, oder ich blase die ganze Aktion ab. Ich überlege gründlich und wäge die verschiedenen Möglichkeiten ab. Der Geruch – der zieht mich magisch an – und hat natürlich die höchste Priorität. Aber in dem Laden könnten auch noch andere Vampire sein, die Ausschau nach blutigem Nachschub halten. Ihr feiner, dünner Geruch könnte mir entgangen sein. Vielleicht sogar Frank selber. Das ist alles sehr riskant. Ich kann mich tatsächlich nicht entscheiden. Über mir grollt wieder der Donner und ein heller Blitz durchzuckt die Nacht. Ich schließe meine Augen und balle die Hände zu Fäusten. Es hat alles keinen Sinn. Die Mädchen sind da drin – ich kann nicht, ohne ein völlig idiotisches Risiko einzugehen – da rein. Bei dem Donnerwetter könnte Justin aufwachen und mich – trotz meiner Warnung – in Joshs Laden suchen. Somit habe ich wieder zwei neue Probleme. Justin wird mich an Frank verpfeifen, oder, noch schlimmer, Josh könnte über Justin herfallen. Ich verdrehe die Augen, immer wieder etwas Neues, nie läuft mal was glatt.
Ein Donnerknall, scheinbar frisch aus der Hölle entsprungen, lässt mich zusammenfahren. Der nimmt mir die Entscheidung ab. Ich muss zurück, das hier hat keinen Sinn. Wenn Frank davon Wind bekommt, bin ich geliefert. Ich will ihn und den Clan zwar sowieso verlassen, aber es ist mehr in meinem Sinne, wenn das auf eine – für alle Seiten – angenehme Weise geschieht.
Fast schon körperliche Schmerzen bereitet es mir, mich jetzt umzudrehen und diese süße Köstlichkeit ziehen zu lassen. Ich werde später versuchen, ihren Geruch wieder zu finden – sie wird mir gehören – es ist nur eine Frage der Zeit.
Ich laufe – in menschlicher Geschwindigkeit – zu den Hinterhöfen zurück, durch Joshs Hintertür betrete ich seinen Hexenladen wieder.
Es riecht jetzt anders hier, frischer, süßer und eindeutig viel besser. Zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, haben seinen Laden betreten und schauen sich interessiert und auch ein bisschen verwundert um. Josh steht in einiger Entfernung zu ihnen und beobachtet sie. Als ich um den Tresen herumgehe, wendet er den Kopf und nickt mir kurz zu. Ich blicke durch das große Fenster und sehe Justin in meinem Mustang tatsächlich noch schlafen. Über uns grummelt immer noch das Gewitter. Der hat aber einen tiefen Schlaf, denke ich, und bin erleichtert. Da zieht mich Josh ganz plötzlich am Arm hinter seinen Tresen.
„Und?“, fragt er mich flüsternd.
Ich schüttele den Kopf. „Zu riskant, hab sie ziehen lassen.“ Ich blicke ihn
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