Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
habe mich im Wasser versteckt. Dann seit ihr gekommen, schätze ich, denn erst haben die beiden mich am Flussufer gesucht, bevor sie weggerannt sind.“
Ich sehe Josh an. „Habt ihr sie noch weit verfolgt?“
„Noch stundenlang“, er lacht kurz, „meine Süße, wir haben schon Vormittag, du hast dich lange ausgeruht.“
Er legt kurz die Stirn in Falten. „Aber Ansgar hat recht, das war das letzte Mal, es ist einfach zu gefährlich.“
„Ansgar“, murmele ich, „wo bleibt er eigentlich?“
„Ich muss mich noch bei dir entschuldigen, Natascha.“
Ich sehe ihn fragend an, aber noch ehe ich etwas sagen kann, spricht er weiter.
„Ich habe dir vorgeworfen, du hättest dich Ansgar an den Hals geworfen, aber, ich schätze, … das mit euch ist doch was … Ernstes?“
Ich blicke nach vorne und überlege, was Ernstes? Auf Dauer? Für Immer? Für die Ewigkeit? Ich richte meine Augen erneut auf Josh, er zuckt kurz zurück und zieht die Luft ein. Ich kümmere mich nicht darum.
„In perpetuum, Josh. Daran glaube ich, darauf hoffe ich, das ist meine Hoffnung.“
Spem habere in amoris, Ansgars Stimme ist wieder da, ich hatte ihn schon vermisst. Er kommt gerade zur Türe herein und balanciert drei Gläser mit Blut in seinen Händen.
Als er mich ansieht, stockt er kurz, lächelt und verändert blitzschnell seine Augen zu diesen feurig roten Lava-Augen, in denen das Feuer immer nur kurz auflodert.
Erst runzele ich meine Stirn, ich verstehe nicht wieso er das gemacht hat, dann fällt mir Josh ein und wie er zurück geschreckt ist eben.
Meine neuen Augen habe ich wohl noch nicht unter Kontrolle.
Ich nehme Ansgar ein Glas ab und denke an den lateinischen Spruch von ihm: Spem habere in amoris , ja, ich setze meine Hoffnung auf die Liebe. Du hast wie immer vollkommen recht, mein Geliebter.
Ansgar sieht mich über den Rand seines Glases hinweg an – sein Blick ist hungrig. Immer wieder lässt er die rote Lava in seinen Augen aufblitzen.
*
Inzwischen sind Monate ins Land gegangen, die Zeit vergeht schneller, wenn man liebt.
Ansgar und ich haben uns eine Wohnung gemietet, damit Josh seinen Laden endlich wieder für sich allein hat.
Es hat Spaß gemacht, mit Ansgar zusammen durch die Geschäfte zu ziehen, und eine neue Einrichtung für die Wohnung zu kaufen. Wie zwei frisch Verliebte, haben wir herum gealbert und ständig gekichert. Die Verkäufer verdrehten verärgert die Augen, blieben trotzdem noch freundlich. Nachts haben Ansgar und ich sie uns dann zusammen geholt – nur die, mit dem besten Geruch natürlich.
Überhaupt ist die Jagd mit Ansgar eine völlig andere. Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue und nur zu gerne überlasse ich ihm die Führung.
Wenn ich mich schon als Raubtier betrachtet habe, dann ist Ansgar bei der Jagd ein Hurrikan. Er überrollt seine Opfer, zielstrebig und zerstörerisch, er ist so schnell – sie hören und sehen nichts – bis er sie gepackt hat. Wir teilen uns oft die Beute, manchmal fängt sich jeder selbst seine Mahlzeit – vor allem kurz vor den Wochenenden – da wir dann die meiste Zeit im Desmodus und in unserem neuen Bett verbringen.
Unser Zusammensein endet fast immer im gegenseitigen Blutrausch. Mittlerweile habe ich Ansgars Blut so oft getrunken, das es mir scheint, ich kenne meinen Geliebten durch und durch.
Nur wenn wir auf die Vernichter zu sprechen kommen, umwölkt sich seine Stirn, sein Blick wird hart und unnahbar.
In diesen Momenten höre ich nicht mehr seine Stimme in meinem Kopf, dann ist er still. Er spricht nicht mehr mit mir – als wenn seine Stimme seine Gefühle verraten könnten – als wenn er mich davor beschützen wollte, was er wirklich denkt.
Josh und die Bewahrer der Nacht haben die Jagd auf die Vernichter eröffnet, unerbittlich wurde einer nach dem anderen aufgespürt, und getötet. Nur der Kopf der Bande, Justin, Dennis und ein paar wirklich hartgesottene Gefolgsleute, schlüpfen immer wieder durch das engmaschige Netz der Bewahrer.
In meiner roten Wolke der Erinnerungen sehe ich nur noch ganz selten Justin und seine sich verändernden Augen vor mir. Ich habe ihn verdrängt, andere, wichtigere und schönere Dinge haben ihn ausgeblendet. Ich kann mich kaum noch an seine Stimme oder an seinen Geruch erinnern. Allerdings noch an jedes seiner Worte, vor allem an seine letzten. Dann sehe ich ihn vor mir, wie seine Schuhspitze sich in die Erde bohrt und er mir den Staub ins Gesicht schleudert, während ich mit gebrochenem Genick auf dem
Weitere Kostenlose Bücher