Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
Fingern Platz. Wie Qualm – roter Qualm – kräuselt er sich um meine Fingerspitzen. Ich ziehe die Hand zurück und fahre mit dem Daumen über die anderen Finger, der Nebel ist kalt – eiskalt, dann kommt die Wärme – die Fingerspitzen, die eben noch den Qualm berührt haben – werden warm, richtiggehend heiß.
Ich schließe meine Augen und hole tief Luft, dann trete ich durch die Nebelwand.
Es ist ein Gefühl, als wäre ich in Eiswasser getaucht, es ist kalt, die Kälte berührt meine Haut, lässt sie gefrieren, dringt durch sie hindurch und kriecht in meinen Körper. Augenblicklich erstarrt alles in mir zu Eis – dann bin ich durch.
Hinter dem Nebel sieht es genauso aus wie davor. Das Eis in mir schmilzt – es verflüchtigt sich fast schlagartig und eine herrliche Wärme breitet sich in meinem Körper aus.
Es ist anders, als die Wärme, die entsteht, wenn ich Blut trinke. Es ist heißer, viel heißer. Innerlich koche ich – so stelle ich mir die Hölle vor. Nur verspüre ich keinerlei Schmerzen, nur dieses Gefühl der Hitze in mir. Ich fühle mich gut, ausgesprochen gut.
Ich reiße meine Augen auf und sehe die Dunkelheit vor mir – spüre den kalten Wind auf meiner Haut. Aber die Wärme ist noch in mir, ich kann sie fühlen.
Ich mache einen Schritt nach vorne und falle in die Tiefe, der plötzliche Windstoß reißt meine Haare nach oben und zerrt an meinen Sachen.
Sanft lande ich auf meinen Füßen und laufe los.
Mein Geliebter, ich komme.
Ich bin am Fluss angekommen und halte die Nase in den Wind. Ansgar kann ich nicht riechen, er verströmt keinen Geruch. Aber ich habe die Fährte von Josh aufgenommen und von Justin. Ich folge ihnen. Es führt mich an den Bürogebäuden vorbei. Hinter jeder Ecke, in jeder Gasse vermute ich eine Falle. Befürchte, dass Justin plötzlich vor mir steht und mich angreift. Aber alles ist ruhig, ja, geradezu unheimlich still.
In einiger Entfernung höre ich einen Hund heulen, das lenkt mich eine Sekunde ab.
Ich werde gerammt und fliege in hohem Bogen durch die Luft. Ich bin noch nicht ganz auf dem Boden gelandet, da packen mich schon unzählige Hände und drücken mich zu Boden. Ich kann mich nicht mehr bewegen, keinen Zentimeter mehr rühren.
Ich blicke mich um, sechs Vampire halten mich an Armen und Beinen fest, ich kenne ein paar von ihnen. Josh hat mir von ihnen erzählt, sie gehören noch dem harten Kern der Vernichter an, er hat sie bis heute nicht schnappen können. Dann sehe ich Dennis vor mir, er grinst mich an und hat die Fäuste in die Hüften gestemmt.
„Hab ich dich doch erwischt“, seine Stimme hat mit seiner früheren nichts mehr gemein.
„Los, packt sie, wir tragen sie zu den anderen.“
Ich werde hoch gehoben, je einer an meinem Arm und je zwei an meinen Beinen. Ich komme mir vor wie eine Antilope, die gerade erlegt wurde und jetzt zum weiteren Verzehr in die Höhle getragen wird.
Ich bin wütend auf mich selbst, aber so brauche ich Ansgar und Josh nicht suchen, ich komme wie von selbst zu ihnen.
Die Vampire tragen mich am Flussufer entlang, wir passieren mehrere Gebäude, bis wir zu einer langgestreckten Lagerhalle gelangen.
Schon von außen kann ich das Knurren und Geifern von anderen meiner Art hören, noch bevor ich ihren staubigen, pergamentartigen Geruch empfange.
Dennis hält uns die Tür auf, lässt die Vampire mit ihrer Beute vorgehen. Als ich an ihm vorbei getragen werde, blickt er mich kurz an und knurrt:
„Gleich ist es aus mit dir, mein Schätzchen.“
Sie tragen mich weiter in die Halle hinein, eine Wand mit Flügeltüren, Dennis öffnet eine von ihnen und schließt sie hinter uns gleich wieder.
Ich blicke mich in dem rechteckigen Raum um. Er ist bevölkert mit etlichen Vampiren, alles niederträchtige Schurken, die Gefolgsleute der Vernichter, schätze ich. Gegenüber an der Wand befindet sich eine große Fensterfront, in die ich in die Dunkelheit draußen blicken kann.
Genau davor hängen Ansgar und Josh an ihren Ketten, die an der Decke befestigt sind.
Sie sehen beide schlimm aus, bluten aus verschiedenen Wunden und ihre Haut ist kalkweiß, weißer als je zuvor.
Die Vampire holen aus und schmeißen mich durch die Luft. Ich lande ungefähr in der Mitte des Raumes, nicht weit entfernt von Ansgar und Josh.
Fast im gleichen Augenblick steht Justin vor mir, er hält ein Schwert in der Hand.
„Hallo, Tascha.“
Sein Grinsen ist vom Wahnsinn durchzogen, seine Augen riesengroß und sie leuchten mich an.
Er ist total
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