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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chrissi Schröder
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nur …“
    Die Stimme, die plötzlich aus den Boxen ertönt, unterbricht mich.
    „Sieh sie dir an, Tascha … SIEH HIN!“, die laute Stimme lässt die Boxen krachen und knacken.
    „Jetzt können sie dich nicht mehr beschützen – keiner kann dir mehr helfen. Du bist alleine.“
    Das Bild verschwindet kurz und ich denke schon das war alles. Dann flackert  und zuckt es wieder, die nächste Einstellung kommt. Diesmal hängen Ansgar und Josh nebeneinander an langen, dicken Ketten, die um ihre Handgelenke gewickelt sind und zur Decke führen. Beide haben den Oberkörper nackt und sind mit unzähligen Wunden übersät, aus denen Blut austritt und langsam an ihnen herunter fließt. Ihre Köpfe sind nach vorne gelehnt, aber ich kann sehen, dass der Genickbruch verheilt ist. Also sind sie schon ein paar Stunden in Gefangenschaft.
    Die Kamera fährt nach rechts und zeigt den Hals von Ansgar. Zwei Einstichstellen prangen an der Seite.
    Sie haben sie ausgesaugt und sie so geschwächt, schießt es mir durch den Kopf.
    Die Einstellung ändert sich, ich sehe beide erneut an den Ketten hängen. Ganz plötzlich steht Justin zwischen ihnen und blitzt in die Kamera.
    „Na, Tascha, wie gefällt dir das?“ Sein Blick ist wie irre, er ist wahnsinnig, denke ich bei mir, völlig wahnsinnig.
    Justin greift in Ansgars kurze Haare und reißt seinen Kopf hoch. Ansgar hat die Augen offen, aber ich kann sie nicht richtig erkennen, da die Kamera wackelt und zu weit weg ist. Sie fährt näher heran, auf Justin, der wie verrückt grinst und dabei seine langen Dolche entblößt. Er beugt sich zu Ansgar hin und schlägt ihm seine Zähne in den Hals.
    In der linken oberen Ecke des Bildschirmes, kann ich noch ein Auge von Ansgar sehen. Das Feuer in der Pupille ist fast erloschen, aber der pulsierende glutrote Ring erweitert sich für eine Sekunde, wächst an und dreht sich kurz träge im Kreis – die Lava-Augen leben noch.
    Justin lässt von ihm ab und kommt auf die Kamera zu, seine Augen sind gelbe Raubtieraugen, an seinen Zähnen läuft Blut herunter – Ansgars Blut, denke ich bestürzt.
    Justin fixiert mich durch die Kamera hindurch und brüllt:
    „Acht Uhr heute Abend, unten am Fluss, wenn du Glück hast, sind sie dann noch nicht tot.“ Er wirft den Kopf in den Nacken und lacht lauthals. Schlagartig ist er ernst und blickt wieder in die Kamera, „… und hast du jemals Glück gehabt, Tascha?“ Es folgt erneut dieses irre Lachen, dann ist der Bildschirm schwarz.
    Die CD ist zu Ende.
    Ich versende die Daten per E-Mail, an die Adressen, die ich in Joshs Programm unter dem Eintrag Bewahrer finden kann. Vielleicht habe ich ja doch Glück.
    Als ich den Computer ausschalte, fällt mein Blick auf die Wand hinter dem Bildschirm, dort hängt ein Bilderrahmen mit einem Spruch.
    Donec eris sospes, multos numeribasamicos,
    terpora si fuerint nubila, solus eris.
    Solange du glücklich bist, wirst du viele Freunde zählen,
    wenn die Zeiten trübe sind, wirst du alleine sein.
    Was haben die alten Vampire nur immer mit ihrem Latein, ich verstehe es nicht. Aber der Spruch passt.
    Meine beiden besten Freunde sind weg, es sind trübe Zeiten angebrochen und ich bin allein.
    Allein mit meinem Monster.
    Ich blicke auf den schwarzen Bildschirm und sehe darin meine Augen spiegeln, sie glühen, die Lava dreht sich im Kreis, das Feuer lodert kurz.
    „Ich bin auf dem Weg mein Geliebter, ich komme zu dir“, meine Stimme gleicht einem Reibeisen, „in perpetuum, für immer und ewig.“
    Ich stehe auf und gehe langsam aus dem Büro.
    „Ich komme …“
    Wiederum stehe ich auf der Stadtmauer, der beißende Wind will mich mit aller Macht von den Zinnen wehen – hinab in die Tiefe reißen.
    Ich aber stehe ganz still, habe die Arme ausgebreitet und den Kopf in den Nacken gelegt.
    Ich tanke Kraft, stehe auf dem bröckeligen Gestein der alten Mauer und konzentriere mich.
    Zuerst sehe ich immer noch Ansgars Auge auf dem Bildschirm vor mir, wie die Lava kurz rotiert.
    Dann ist auch dieses Bild weg und ich nehme nur noch eine rote Wand vor mir wahr – eine Wand wie aus Nebel. Ich ahne, das ich nur hindurch treten brauche und die Lösung liegt vor mir, dann weiß ich genau, was geschehen wird, was geschehen muss.
    Ich stehe vor der riesigen Wand, sie ist höher, als ich blicken kann, sie scheint das ganze Universum einzunehmen. Ich strecke meine Hand aus und berühre mit den Fingerspitzen die nebelige, rote Masse.
    Der Nebel driftet ein bisschen auseinander, macht meinen

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