Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
geschlossenen Augen stehe ich da und lehne mich gegen sie und Ansgar. Er packt sanft meinen Nacken und küsst mich auf den Mund, ich schlinge die Arme um seinen Hals. Die Tote ist noch zwischen uns, er lässt sie einfach fallen und zieht mich näher an sich heran. Ich kann ihr Blut noch in seinem Mund schmecken und zusammen mit seinem köstlichen Geruch ergibt das ganze ein Zusammenspiel, das mir fast die Sinne und meinen Verstand raubt. Als sich unsere Lippen voneinander lösen, lehne ich mich schwer atmend gegen seine Schulter.
„Wow, das sollten wir öfter machen“, keuche ich, „das war … einzigartig.“
„Mehr als das“, er lächelt mich an, „das war teuflisch. Einer Wiederholung bin auch ich nicht abgeneigt. Aber jetzt bringe ich dich erst mal zu Bett.“
Seinen Arm schützend um meine Schulter gelegt führt er mich schweigend zu Joshs Buchladen.
In dem Gästebett berührt mein Kopf kaum das weiche Kissen, da trägt mich die rote Wolke auch schon davon. Vollkommen hilflos ergebe ich mich ihr und lasse mich wegtragen, einhüllen und in den Strudel hinab ziehen – tiefer, als ich es je für möglich gehalten hätte, tiefer als es je nötig gewesen wäre.
Ab und an bemerke ich einen kurzen Schmerz, wenn die Selbstheilungskräfte erneut eine Wunde verschließen.
Nach Stunden – wie es mir scheint – höre ich Vogelgezwitscher. Durch die roten Nebelschwaden dringen Geräusche zu mir durch, Stimmengemurmel, das immer deutlicher wird. Ich höre genauer hin.
Joshs Stimme, sie klingt besorgt.
„Wie geht es ihr?“
„Es wird schon wieder – es dauert seine Zeit.“ Ansgars Stimme klingt sanft. Dann sein Flüstern: „Habt ihr sie erwischt?“
„Nein“, ich kann förmlich hören, wie Josh zerknirscht zu Boden blickt, „sie sind uns in letzter Sekunde entwischt. Aber, keine Sorge, beim nächsten Mal werden wir sie zu fassen kriegen, dafür garantiere ich.“
Ansgars Stimme – zu einem heiseren Flüstern herab gesenkt – wird schärfer.
„Es wird kein nächstes Mal geben. Nie wieder lasse ich die beiden so nahe an sie heran. Das war ein Fehler, das überhaupt zuzulassen.“
Seine Stimme klingt wütend. „Und ich mache für gewöhnlich keine Fehler.“
„Niemals?“, fragt Josh eindringlich.
Ansgar stockt kurz.
„Das hier ist was anderes.“
„ Amicitiam sequi, … Ansgar“, auch Josh klingt wütend.
„Ich habe mich an den Freundschaftsbund gehalten, verdammt, sie war nicht deine concubina , auch wenn du es dir noch so sehr gewünscht hast.“
Der ganze Raum ist plötzlich erfüllt mit drohendem Knurren.
Erschrocken reiße ich meine Augen auf, beide stehen sich gegenüber, den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt. Ihre Zähne blitzen, Joshs Augen sind zu Raubtieraugen geworden und starren Ansgar böse an. Bei ihm fließt die rote Lava und zieht träge ihre Kreise, nur unterbrochen von kurzen, wütenden Feuerstößen.
Ich verspüre ein bisschen Angst, aber auch Freude, darüber, das ich zwei so gute Freunde habe.
„Werden noch Wetten angenommen?“, nicht nur meine Stimme klingt amüsiert, ich finde das ganze mittlerweile ziemlich komisch.
Verständnislose Blicke ernte ich, Josh schüttelt mit dem Kopf, Ansgar liegt schon neben mir, streicht mir die Haare aus der Stirn und flüstert: „Wie geht es dir, meine süße mellila? Ich habe mir Sorgen gemacht.“
In meinem Kopf höre ich ihn auch, fast gleichzeitig, ich muss mich sehr konzentrieren um beide zu verstehen.
Schreckliche Sorgen,
„Du warst halb tot“,
Selbst das Blut schien dich nicht zuheilen .
„Ich hatte Angst …“
Angst, dass ich dich in demWasser nicht finde,
„… das ich zu spät komme.“
Ich lege ihm schnell die Finger über den Mund, beide Stimmen sind still.
„Bitte, nicht alle beide gleichzeitig, das halte ich noch nicht aus.“ Ansgar lächelt mich an. „In Ordnung, ich hol dir noch etwas zu trinken.“
„Okay“, ich lasse mich wieder auf das Kissen sinken. Josh steht noch in dem kleinen Zimmer, seine Augen und Zähne sind wieder normal, er blickt mich erleichtert an.
„Geht’s wieder?“, ein kleines Lächeln erscheint in seinem Gesicht.
„Ja, Josh. Danke … für alles.“
Er hebt kurz die Hand. „Schon gut. Aber sag mal, was genau ist denn jetzt eigentlich in der Gasse geschehen?“
„Justin und Dennis haben mich mit Flammenwerfern angegriffen, die Gasse war einfach zu eng, ich konnte nirgends hin, nur durch das Feuer hindurch. Ich bin wie eine Fackel zum Fluss gerannt und
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