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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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sah einen Papageientaucher auf einem Telegrafenmast sitzen. Die Kreatur mit dem gedrungenen Körper schien ihn zu beobachten. Seltsame Vögel waren das. Dieser hier drehte den Kopf, als würde er Sebastians Bewegungen nachahmen. Dann, als hätte er sich eines Besseren besonnen, flog er weg und verschwand in südöstlicher Richtung.
    In glücklicherer Verfassung hätte Dixie den Ausflug sicher genossen. Die Ausblicke von der Klippe waren geradezu wunderbar. Die Sonne wärmte ihren Rücken, und die frische Brise zerzauste ihr Haar und kühlte ihre Wangen. Der Duft von frisch gemähtem Gras, Seeluft und wildem Geißblatt hätte jedes Herz bewegt, das nicht vor Angst und Sorge zu zerspringen drohte.
    In Robin Hood’s Bay machte sie in einer mit Fischernetzen und Glaskugeln dekorierten Teestube halt und stärkte sich mit Tee und Bohnen auf Toast. Nach einem Blick auf die Uhr kippte sie schnell die letzte Tasse hinunter. Es war höchste Zeit zu gehen. Sie wollte vor Einbruch der Dämmerung zurück sein, denn bei Dunkelheit war der schmale Klippenpfad sicher gefährlich.
    Dixie legte an einem Zaunübertritt eine Pause ein und nahm ihren mittlerweile recht schweren Rucksack ab. Sie war hundemüde, die Beine taten ihr weh, und der Pfad war verdammt schmal. Auf dem Hinweg hatte es einige Stellen gegeben, an denen der Weg nachgab oder komplett weggebrochen war. Einen Sturz nach unten auf die Felsen wollte sie sich gar nicht vorstellen. Das Gesicht seewärts gewandt, atmete sie tief ein und spürte, wie die Brise ihr erhitztes Gesicht kühlte. Was machte sie überhaupt hier, in dieser Einöde, Wildgänse jagen vielleicht? Quatsch. Nein. Christopher befand sich in der Abteiruine. Sie hätte darauf schwören können.
    Ein lautes Rauschen unterbrach ihre Gedanken. Aus dem Augenwinkel nahm sie ein Flügelschlagen wahr. Als sie sich umdrehte, landete ein großer Vogel dicht neben ihr auf dem Zaun. Ein in der Tat seltsamer Vogel: gedrungen und breit wie eine Zeichentrickfigur. Er faltete die mächtigen Flügel auf dem Rücken zusammen und beobachtete sie. Sie hatte sogar das Gefühl, er sähe ihr direkt in die Augen. Kein wildes Tier sah einem Menschen in die Augen, ohne die Flucht zu ergreifen oder zu erstarren; dieser Vogel plusterte einfach die Brustfedern auf, sah ihr nochmals in die Augen, putzte sich ein paar Minuten lang und flog dann wie von den Furien verfolgt in Richtung Whitby davon. Sie sah ihm nach, bis er sich als schwarzer Punkt am Horizont verlor. Dann bemerkte sie den von der See hereinziehenden Nebel. Küstennebel!
    Für eine Umkehr war es zu spät. Sie würde die Zähne zusammenbeißen und weitermarschieren. Wenn sie nur einen Regenschutz eingesteckt hätte. Obendrein schien der Küstennebel den Einbruch der Dunkelheit auch noch zu beschleunigen.
    »Kit! Wach auf! Kit!«
    Justins Stimme durchdrang seinen Tiefschlaf. Kits Augenlider hoben sich flackernd, und er holte seinen Körper aus dem Koma. Wenn Justin ihm befahl, aufzuwachen, dann tat er das auch. Seine Beine waren bleischwer, aber er setzte sich trotzdem auf und dehnte Arme und Hände. »Was ist los, alter Freund?« Er versuchte, die Zehen zu bewegen, brauchte aber noch etwas Zeit.
    »Erheb dich schon. Dixie …«
    »Was?« Das Gespür in seinen Armen kehrte zurück, und er packte Justin, lenkte seine noch trägen Gedanken ins Freie, konnte aber keine Spur von ihr finden. »Was ist los? Sie ist nicht mehr hier.«
    »Das weiß ich längst! Sie befindet sich auf dem Rückweg oben auf den Klippen, und Caughleigh ist hier.«
    In seine Beine kehrte die Kraft wie ein Ansturm kalter Panik zurück. »Was hat er getan?«
    »Bis jetzt noch nichts. Ich glaube, zu dritt bieten wir ihm die Stirn.«
    »Drei?«
    »Tom ist auch hier.«
    Kit stand nun, noch etwas wackelig, aber sein alter Freund stützte ihn gut. »Verdammt. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nie in Tiefschlaf versunken, aber ich wollte so viel Kraft wie möglich für heute Abend sammeln.«
    »Du wirst bald merken, wie froh du darüber sein kannst.«
    »Wo ist der Bastard?«
    »Zuletzt habe ich ihn auf dem Parkplatz gesehen. Er hat durch ein Fernglas in Richtung Klippenpfad geschaut. Wahrscheinlich auf der Suche nach Dixie. Der will sich doch nicht auf einen Drink mit ihr treffen.«
    »Umbringen wird er sie. Mit der Bombe hat es nicht geklappt, also legt er dieses Mal selbst Hand an.«
    »Einspruch«, sagte Justin mit einer Stimme, die zwar ruhig aber doch so durchdringend war wie Sonnenstrahlen. »Er

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