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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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denn, sie stürbe zuvor. Er musste zusehen, wie die Frau, die er liebte, litt und verblutete. Sollte er ihre Rettung und Genesung herbeisehnen oder lieber ihren Tod, um sie für immer an ihn zu binden? Wie würde sie dieses zweifelhafte, dunkle Geschenk überhaupt aufnehmen? Sie hatte darüber gesprochen, verwandelt zu werden, aber nicht ernsthaft. Sie hatte keine Vorstellung von der Realität.
    Er selbst war nach seiner eigenen Transformation schockiert aufgewacht, in Justins Armen, und musste feststellen, dass er den Tod überwunden hatte. Er hatte Jahre gebraucht, mit der Schattenwelt und dem Zwielicht zurechtzukommen, ehe er stark genug war, sich dem Tageslicht zu stellen. Dixie war ein Kind der Sonne, im warmen Süden geboren. Könnte sie überhaupt im Reich der Dunkelheit existieren? Und wenn sie überlebte, würde sie ihn dann in ihrer Welt willkommen heißen? Er selbst hätte seine Freunde, seine Kultur und seine Welt gerne für sie aufgegeben, aber würde sie sich ein Leben mit ihm zusammen wünschen?
    Sebastian blieb stehen und lächelte zufrieden, als die Schreie verstummten. Endlich! Er war diese LePage los. Über kurz oder lang würde die Flut ihre Leiche anspülen. Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis dieser Corvus in der Erbangelegenheit auf ihn zukommen würde. Er könnte ihm ja einen reduzierten Satz anbieten.
    Dann wurde er angegriffen. Wildes Flügelschlagen hallte in seinen Ohren wider, und in seinen Nacken gruben sich Krallen. Vor Schmerz schlug er um sich, nur um dieses Biest zu vertreiben. Es wich aus und attackierte ihn dann aufs Neue, stieß nun wie ein Kamikazepilot auf ihn nieder. Er machte die Augen zu, erkannte aber aus einem Augenwinkel heraus, dass es sich um eine Fledermaus handelte. Was zum Teufel sollte das heißen? Normalerweise mieden Fledermäuse Menschen. Diese hatte ihn gezielt ausgewählt. Er schlug mit dem Fernglas nach ihr. Kurze Zeit half das auch, doch dann entglitt es ihm und sein Gesicht wurde von Krallen zerkratzt, während ledrige Flügel ihn auf Augen und Nase schlugen.
    Er schrie und hob schützend die Arme vors Gesicht, sodass nun die Hände alles abbekamen und schnell zu bluten begannen. Er strauchelte über ein Grasbüschel und fiel aufs Gesicht. Erst nachdem der geflügelte Angreifer verschwunden war, hörte er auf zu schreien. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf rauen Grasstoppeln und roch Blut. Sein eigenes.
    Er dachte an den nur wenige Meter entfernten steilen Abhang und stolperte landeinwärts. Der Nebel lichtete sich. Quer über die Felder erreichte er die Straße, kurz bevor ein Milchtankzug vorbeifuhr. Sebastian stellte sich ihm in den Weg, winkte mit beiden Armen und schrie so laut er konnte.
    »Was gibt’s, Kollege?«, fragte der Fahrer. Ihm fiel das Kinn herunter, als er Sebastian genauer anschaute. »Sieht mir schwer nach einem Kampf aus.«
    Sebastian keuchte. Ihm tat der Brustkasten vom Laufen weh. »Ich wurde angegriffen. Von einer Fledermaus.«
    Der Mann musste lachen. »Außerirdische waren das Mindeste, was ich gedacht hätte.« Dennoch sprang er aus dem Fahrerhaus und hievte Sebastian nach oben, deckte den Beifahrersitz ab und hüllte Sebastian in eine weitere Decke. »Du könntest einen Schock haben. Ich bring dich ins nächste Krankenhaus, Kollege.« Dann hörte er weiter Radio.
    Sebastian lehnte sich zurück und empfand die rauen Decken nach der Kälte als wahren Segen. Er hatte tiefe, blutende Kratzer an Händen und Armen davongetragen, und das Hemd hing ihm zerrissen von der Schulter. Alles in allem, dachte er, kein zu hoher Preis.
    Tom segelte, noch immer in Fledermausgestalt, auf einen Felsen in unmittelbarer Nähe. »Ist sie tot?«, fragte er per Gedankentelegraphie.
    »Noch nicht.«
    »Hätte ich doch nur eine andere Gestalt angenommen. Ich habe es ihrem Widersacher zwar ordentlich gegeben, aber als Bussard oder Adler hätte ich ihm noch ganz anders zugesetzt. Klar sind Fledermäuse schwächer, aber ein Souvenir hat er abbekommen, und besser als die Vögel bei Hitchcock war ich allemal. Fledermäuse fürchtet der für den Rest seines Lebens.«
    »Sie stirbt, Tom.« Bei dem Gedanken blieb ihm schier das Herz stehen.
    »Dann musst du abwarten, bis es so weit ist, und sie dann verwandeln.«
    Tom hatte recht, aber die Erinnerung an sein eigenes Menschsein war noch so stark, dass er hoffte, sie würde überleben. Wer wünscht schon den Tod geliebter Menschen herbei?
    Sie hielten zusammen Wache, so wie sie früher zusammen

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