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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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»Warum ausgerechnet Montag?«
    Er machte sich nicht die Mühe, sie anzusehen. »Der dreißigste Mai. Sein Todestag. Dann ist er am schwächsten. Schon seit rund einer Woche verlassen ihn seine Kräfte zusehends, und Sallys gut platzierter Stich wird ihn noch mehr schwächen. Bis Montag kann er keinen Muskel mehr bewegen, wird aber alles mitbekommen. Auf die Morgendämmerung wird er sich wenig freuen, dafür ich umso mehr. Und während er in der Sonne brät, gehen seine Kräfte auf uns über. Gar nicht auszudenken, welche Möglichkeiten uns das eröffnet.«
    »Das ist außerhalb unserer Statuten.« Emily hob in ihrer Panik die Stimme. »Füge niemandem Schaden zu. Das wurde mir beigebracht! Wir wirken nicht zerstörerisch. Wir setzen unsere Macht ein und keine fremde.«
    »Doch, das werden wir tun. Mit seinen Kräften haben wir die Chance, alles zu kontrollieren, genau wie die alten Damen.« Sebastian wandte sich an Sally. »Mach die Heckklappe auf. Wir bringen ihn an eine nettes und ungestörtes Plätzchen.«
    »Ich komme auf keinen Fall mit.«
    Sebastian lachte über Emilys Versuch, sich herauszuhalten. »Nein, denn du wirst seinen Wagen nach Hause fahren.«
    »Nein!«
    »Stiehl mir nicht die Zeit.« Er durchsuchte Marlowes Taschen nach den Schlüsseln und warf sie Emily zu, die sie aber nicht erwischte. Er fauchte ungeduldig. Emilys Hand zitterte, als sie die Schlüssel vom Boden aufhob. »Stell das Auto seitlich neben dem Haus ab, so wie er es immer tut. Dann kannst du zu mir in die Kanzlei kommen.« Dieses Angebot würde sie sich natürlich nicht entgehen lassen.
    »Sebby …« Sie protestierte ein letztes Mal, quäkend zwischen ihren dünnen Lippen.
    »Bau um Himmels willen bloß keinen Unfall und lass dich nicht stoppen. Autodiebe sind bei Banken nicht gerne gesehen. Jetzt halt den Mund und hilf mit anpacken.«
    Sie hievten Christopher kopfüber auf die Ladefläche des Landrovers. Als sein Gesicht aufschlug, entwand sich seinen blassen Lippen ein tiefer Seufzer. Dann warf Sebastian eine Decke über ihn. »Das Risiko, dass er gesehen wird, wäre zu groß.«
    »Was ist mit möglichen Blutspuren?«, fragte Sally. »Heutzutage können sie alles zuordnen und zurückverfolgen.«
    Er lachte über ihre Bedenken. »Eine DNA-Analyse in seinem Fall wäre wirklich zu interessant.«
    Sie luden Marlowe in Sallys Putzlager ab. Zwischen all den Mops und Kanistern mit Bodenwachs konnte ihn niemand finden, und bis die Angestellten am Montagmorgen aufkreuzen würden, war er sicher längst in Rauch aufgegangen. Sebastian fragte sich, wie sein Ende tatsächlich vonstatten ginge. Zu schade, dass er nicht dabei sein konnte. Aber wichtig war vor allem, dass der Wiedergänger sein Ende finden und seine Stärke und Macht auf den Zirkel übergehen würde. Fehlte nur noch, dass sie sich das Geheimwissen der Schwestern Underwood aneigneten … Aber ihm war nicht bange. Er hatte mehr Geduld als diese Dixie LePage. Sie würde vielleicht einen Sommer lang bleiben, aber wie sollte sie es in dieser vergammelten Scheune ohne Zentralheizung im Winter aushalten? Dixie LePage beim Kohleschleppen und Ofenschüren? Das sah er noch nicht.
    Christopher spürte, dass es unter ihm auf dem Beton feucht wurde, und er kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Er konnte nicht schwitzen, woher also kam die Nässe auf seinem Körper. Floss etwa seine Lebenskraft aus? Der Schmerz in seiner Seite strahlte in furchtbaren, alles verschlingenden Wellen aus. Den Grund kannte er. Er hatte schon früher die Bekanntschaft von Messern gemacht, aber nicht einmal der Dolchstoß von Deptford hatte derart wehgetan. Sobald er auch nur einen Muskel anspannte, reagierte die Klinge und rührte an fast schon vergessene Nervenenden. War er in seinem ersten Leben jemals so schwach gewesen? Wer konnte sich schon so weit zurückerinnern?
    Er schlief, döste, verlor das Bewusstsein. In welchem Stadium er sich gerade befand, wusste er nicht. Phasenweise schwand die Schwärze wieder, und Kälte, Feuchtigkeit und Schmerzen kehrten zurück. Wo war er? Unter der Erde? In einem Bleisarg? Unmöglich! Es fühlte sich nicht so wohlig an wie in einem Sarg. Mit größter Willensanstrengung lenkte er Kraft in seine rechte Hand und versuchte, die Klinge herauszuziehen. Das führte aber nur zu jagenden Schmerzen im rechten Bein und zu Nervenstichen die Schulter hinauf. Langsam dämmerte es ihm. Er lag im Sterben, nur dass er dieses Mal endgültig sterben und vor den Richterstuhl kommen

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