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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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Füße auf den Steinfliesen bekommen. Sie zitterte. War es wirklich so kalt? Es war Juni um Himmels willen. Hatte sie vielleicht letzte Nacht doch mehr Blut verloren, als sie glaubte. Oder führte Liebeskummer zu körperlicher Unterkühlung?
    Bewegung würde ihr sicher guttun, nur zu polieren gab es nichts mehr. Dann vielleicht Gartenarbeit? Oder eine Grundreinigung der Schränke? Ihr Blick fiel auf die Schranktür, die sich nicht öffnen ließ. Seit Wochen wollte sie sich schon darum kümmern. Also dann, an die Arbeit. Zehn Minuten mit einem Schraubenzieher oder Meißel würden ihr und der Tür gewiss einheizen.
    Es dauerte mehr als eine Stunde.
    Irgendein wahnsinniger Möchtegernlackierer hatte es tatsächlich geschafft, die Tür auf immer und ewig zu versiegeln. Dixie setzte den Meißel an den Schlitz zwischen Tür und Schrankkörper und hämmerte drauflos. Nach und nach zerbröselte die zementharte Farbe unter ihren Schlägen. Auf diese Weise arbeitete sie sich Stück für Stück vor und ließ dabei sogar ihren Kaffee kalt werden. Irgendwie hatte sie die Tür zu ihrem persönlichen Feind erklärt, was lächerlich war, wenn man bedachte, dass sie möglicherweise lediglich eine Sammlung antiker Wischmops oder vielleicht einen ungenutzten Kellerzugang finden würde. Aber es half gegen die Trauer um eine Liebe, die sich, im wahrsten Sinn des Wortes, in Luft aufgelöst hatte.
    Aber sie schaffte es letztendlich, obwohl sie die Aktion mehrere abgebrochene Fingernägel und eine Verletzung am Handrücken gekostet hatte. Nur noch ein paar kräftige Schläge mit dem Hammer und schon gab das eiserne Bandschloss nach. Die Tür knarzte, als Dixie sie mit etwas Nachdruck öffnete. Ein Schwall abgestandener, feuchter Luft schlug ihr wie modriger Pesthauch entgegen.
    Sie starrte in das feuchte, für einen Schrank viel zu geräumige Innere, und ihr Blick fiel auf eine steile, staubige Treppe. Ein weiterer Zugang zum Keller? Nein, die Treppe führte nicht nach unten, sondern nach oben mitten hinein ins Dunkle.
    Dixie stieg auf die erste Stufe, um vielleicht einen Lichtschalter zu ertasten. Ihre Finger verfingen sich in Spinnweben, und unter ihren Füßen knackte etwas. Sie war partout nicht bereit, eine stockfinstere Treppe zu erklimmen und schnappte sich die Taschenlampe vom Fensterbrett. Der Lichtstrahl fiel auf eine steile, schmale Treppe. Die Stufen bedeckte ein dicker Staubteppich, und der eingerollte Körper einer schon lange toten Maus erinnerte Dixie daran, genau aufzupassen, wo sie hintrat.
    Von der unteren Biegung aus zählte sie genau elf Stufen, bis sie in das Firstdach ihres Hauses blickte. Sie sah sich um. Hier und da traten Dachbalken aus dem abblätternden Putz. Im Lichtkegel der Taschenlampe erschienen ein alter Tisch, ein paar Stühle und mehrere verstaubte, mit vergilbtem Marmorpapier bezogene Kartons. Einen davon öffnete Dixie und musste dabei vom vielen Staub niesen. Sie stieß auf Pappordner mit Eselsohren und, darin enthalten, zahllose vergilbte Blätter. Aus dem muffigen Geruch schloss sie, dass die Sachen wohl sehr alt sein mussten. Hatte der Einbrecher danach gesucht? Wenn ja, warum? Ihre Tanten hatten sie gut versteckt. Was mochten sie wohl enthalten, dass sie extra ihretwegen die Tür mit Lack versiegelt hatten?
    Seitlich an einem der Balken hing eine simple Fassung mit einer nackten Glühbirne. Dixie zog an dem Schnurschalter, und unter der nun aufscheinenden erbarmungslos grellen Beleuchtung wurde das allgemeine Chaos erst so richtig sichtbar. Der viele Staub und die Mäuseköttel machten die Sache nicht unbedingt besser.
    Von Hauptraum aus gab es einen Durchgang zu einem zweiten Raum – offenbar ein kleines Labor. Über zwei Wände erstreckten sich Regale mit diversen Glasbehältern, und am hinteren Ende, neben dem Ausguss, standen eine Retorte mit daran angeschlossenem Röhrensystem sowie eine Reihe von Glasgefäßen. Dixie erkannte darin sofort eine provisorische Destillationsanlage. Schwarzer Schnaps aus Surrey? Kaum möglich. Oder doch? Sie studierte die vergilbten Etiketten auf den angestaubten Gläsern; »Wildes Stiefmütterchen«, »Andorn« und »Bilsenkraut« klangen eher wie Begriffe aus einem Zauberspruch. Die bräunlichen, getrockneten Blütenblätter in den Gläsern mit der Aufschrift »Ringelblume« erinnerten sie an bestimmte Gewächse in Grannys Garten, wohingegen die schwarzen, verkrüppelten Wurzeln mit der Aufschrift »Alraune« eher Science-Fiction-mäßig anmuteten.
    Dies war

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