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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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eine Hexenküche zum Brauen von Zaubertränken und Drogen. Und der andere Raum? Dixie zog einen wackeligen Stuhl an den Schreibtisch heran, blies den Staub von dem alten Aktenschrank, öffnete das Fach mit der Aufschrift »aktuell und zukünftig« und ging den Inhalt sorgfältig durch.
    Bei dem Namen »Caughleigh, Sebastian« blieb sie hängen. Sie zog die Mappe heraus und schlug sie auf der mit Tintenflecken übersäten Schreibtischplatte auf. Stimmte das wirklich? War er Vater von drei Kindern? Terminlisten, Briefe und Geburtsurkunden ließen es vermuten. Die Kopie einer Vereinbarung mit einer Frau in Guildford über die Zahlung einer bestimmten monatlichen Summe über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren war wohl der endgültige Beweis.
    Das übertraf sogar die Schlagzeilen der Revolverblätter in den örtlichen Supermärkten. Die Vikarsgattin hatte in ihrer Studentenzeit wegen des Besitzes von Marihuana eine Nacht auf der Polizeiwache verbracht, und eine gewisse Juliet Bleigh hatte sich einen Namen als Ladendiebin gemacht. Ein Bündel verblichener Briefe bezeugte eine dreißig Jahre zurückliegende Affäre zwischen einer gewissen Mary Cox und einem gewissen John Reade. Dixie war nur noch entsetzt, denn einen Großteil dieser Dokumente mussten ihre Tanten illegal erhalten haben. Sie kannte sich mit den Gesetzen in England nicht besonders gut aus, aber zumindest Justizakten wurden doch sicher vertraulich behandelt. Und wie hatte die Korrespondenz von zwei Privatmenschen ihren Weg hierher gefunden? Zu welchem Zweck? Sollte sie Sergeant Grace informieren? Oder wäre es am besten, gleich alles ins Feuer zu werfen?
    Dann fand sie die schwarzen Kladden auf dem Wandbord über dem Schreibtisch. Ihre Tanten, und vor ihnen schon deren Vater, hatten sich mit der Erpressung aller möglichen Leute im ganzen Landkreis ein schönes regelmäßiges Zubrot verdient. Die Zahlungen bewegten sich in einer Bandbreite von 1/6d – welcher Summe das auch immer heute entsprach – von einem Stubenmädchen, das eine Liaison mit einem verheirateten Milchmann unterhalten hatte, bis hin zu mehreren Tausend Pfund von einem »Mr Wyatt aus Fetcham« als Gegenleistung für »Photographien«. Derselbe Mr Wyatt bezahlte keine sechs Monate später einen weiteren Betrag für »Negative«.
    Dixie fand das alles widerlich. Dieses hübsche Poesiealbum bot allen Grund für Mord und Totschlag. Ihr Herz schlug abwechselnd langsamer, dann wieder schneller. Mord und Totschlag! Wie waren ihre Tanten ums Leben gekommen? Sebastians Erklärung einer Herzattacke oder eines Schlaganfalls schien nur auf Anhieb plausibel. Hopes Schlaganfall hatte sie vor der Pfarrei ereilt. Wollte sie dort um Hilfe bitten? Und wie war Faith ums Leben gekommen? Es musste einen Killer im Dorf geben, so viel wusste sie bereits. Vernon war ebenfalls ermordet worden. Waren ihre Großtanten die ersten Opfer gewesen? Wenn sie das alles doch jetzt nur mit Christopher hätte besprechen können.
    »Wir werden zu spät kommen«, schimpfte Sally. »Du wolltest doch fertig sein.«
    »Was sind schon zehn Minuten«, besänftigte sie Emma. »Bei Dixie geht es dafür sicher schneller.«
    Damit hatte sie recht. Dixie rieb sich schnell die Haare trocken und schlüpfte in ihre Sandalen. Die Aufzeichnungen ihrer Großtanten hatten sie länger als erwartet in den Bann geschlagen, und sie hatte kaum Zeit gehabt, sich den vielen Staub abzuwaschen, als Sally auch schon vorfuhr und nervös zur Weiterfahrt drängte. Stimmte etwas nicht? Sally wirkte ungemein gestresst, fast so wie an jenem Whist-Abend neulich.
    Emma versuchte sie mit dem neuesten Klatsch zu beruhigen. »Habt ihr schon das Neueste über Dial Cottage gehört? Die Leiche im Schlafzimmer war gar nicht Christopher, sondern Vernon aus dem Barley Mow . Sagt jedenfalls die Polizei. Man munkelt zudem was von einer Orgie, die aus dem Ruder gelaufen sein soll.«
    »Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?«, fragte Dixie. Christophers Ansehen sollte auf keinen Fall in den Schmutz gezogen werden.
    Emma drehte sich um. »Hier ist nichts weit hergeholt, und ich weiß, wovon ich spreche. Dazu wohne ich schon zu lange hier. Meine arme Mutter machte sich solche Sorgen, als ich aufs College ging, und ich hatte nie den Mut, ihr zu sagen, was ich in Bringham schon alles erlebt hatte. Allerdings würde ich schon gerne wissen, was da gelaufen ist. Immerhin ist die Hütte bis auf die Grundmauern abgebrannt.«
    »Der Fall muss sich doch aufklären lassen.« Dixie

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